Ideologische Hysterien (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Thursday, 27.03.2008, 16:34 (vor 6114 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael,
freut mich, daß wir wieder 'mal Kontakt haben. Um die wichtigsten Themen, z. B. deinen blöden Personalchef, konnte ich mich in den vergangenen 14 Tagen wg. völliger beruflicher Überlastung nicht kümmern, aber ich werde mich noch darum kümmern. Seine 'Weisungsbefugnis', (so der offizielle Terminus) endet spätestens dann, wenn du "ausgestempelt" (früher bei der sog. Stechuhr auf einer Pappkarte) & das Werksgelände verlassen hast. Rumkrakeelen wg. 'inakzeptablem Freizeitverhalten' kann er vielleicht, wenn du mit einem T-Shirt "[Arbeitgeber deinerseits] ist ein Sch...laden, kauft bei der Konkurrenz" 'rumradelst und damit Geschäftsschädigung betreibst, nicht aber wg. "Die Leute sagen: Der ist [zumindest] am Wochenende barfuß und SOWAS arbeitet bei XX - das ist eine Imageschädigung der Firma!"
Ich bin nur in Sorge, wann die ersten Prozesse um sowas losgehen (Abmahnung des Arbeitgebers wg. sowas & Widerspruchsklage) - so wie sich die 'freiheitlich'-westlichen Gesellschaften gegenwärtig entwickeln... als BF ist man besonders sensitiv für solche "Fortschritte".

Hallo Jay,

ich vermute einmal, daß in einem "guten" Restaurant, in dem nackte Füße nach Meinung des Geschäftsführers andere Leute vom Restaurantbesuch abgeschreckt werden KÖNNTEN (nicht geschrien), auch Gäste mit derartigen "Fußschuhen" hinauskomplimentiert werden, unabhängig davon, ob die Schnürsenkel durch das Tagen von Schlaghosen bedeckt sind oder ob die Hosensäume knapp oberhalb der Schnürsenkel liegen (den Fall derartiger Barfußschuhe in Kombination mit kurzen Hosen, möglicherweise sogar mit Socken innerhalb der Barfußschuhe möchte ich mal außer Acht lassen, da kurze Hosen an sich zumindest bei erwachsenen Männern (bei Frauen und Knaben weniger) auch in Kombination mit geschlossenen Schuhen und Sandalen schon für manch einen Restaurantbesitzer, Türsteher oder Museumswärter ein Rausschmeißgrund ist).

Kannst du sicher sein. Würde ich das beschriebene Experiment mit diesen BF-Vortäuschungs-Schuhen ausführen, bekäme ich, wenn nicht das Faschingskostümerie-Argument bemüht wird (& jetzt ist nicht Fasching oder wir sind ein allgemein für Karnvalskostümerie zu feines Lokal) ganz lapidar zu hören: "Wir haben Ihnen, sofern Sie barfuß sind, Lokalverbot erteilt, und das, was Sie jetzt machen, ist praktisch dasselbe. Die Gäste werden gleichermaßen irritiert".

Wie aber sähe das Tragen solcher Barfußschuhe aber im berühmt-berüchtigten Edeka-Laden in Westerland aus. Angeblich sind dort ja möglicherweise vorhandene Scherben der fadenscheinige Grund, daß Barfüßer rausgeschmissen werden. Ich möchte das dumme Gesicht des Geschäftsführers sehen, wenn man die Hosenbeine lüpft und die Schnürsenkel sichtbar werden. Oder man kommt gleich in kurzen Hosen. Vermutlich wird man ebenso rauskatapultiert, weil angeblich solche Schuhe nicht stabil genug gegenüber Scherben sind. Und wenn man dann sagt, daß Flipflops, Ballerinas und Badepantoiletten ebenfalls keinen Schutz bieten, wird der Ladenbesitzer rot und droht womöglich noch mit der Polizei.

Wahrscheinlich wird bei Debatten, daß die vorgeschobene "Besorgnis um Verletzungsrisiken" nunmehr entfällt, der wahre, rein ideologische Kern der Sache zum Vorschein kommen: "ich will es [Anmerkung: BF] nicht!" Wahrscheinlich wird noch hinzugefügt: "Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig, weshalb!" So weit habe ich es bisher nie kommen lassen, sondern schlich mich. Ein repliziertes "Du kannst mich mal, kauf' ich halt woanders, dort gibt´s das & das preiswerter, wie mir grad' einfällt" ist sinnlos & gefährlich.

Mit Argumenten kann man da nicht kommen. Hausrecht ist Hausrecht, leider! Andererseits bin ich aber ein friedlicher Mensch. Wer mein Geld aus barfußspezifischen oder auch off-topicen Gründen nicht will, da suche ich nicht nach Tricks, ihm es gewaltsam in den Rachen zu stopfen.

Charakteristisch ist vor allem die völlig blinde 'Umsetzung' solcher Prinzipien & Dogmen ohne Rücksicht auf Verluste oder ggf. auch Wirklichkeit werdende Argumente. Zeitlebens wurde ich bisher nur 1mal in einem Supermarkt nicht eingelassen, an den sich ältere Münchner BFs noch erinnern müßten: Es war im Sommer 1990 im WERTKAUF (diese Kette gibt es, glaube ich, längst nicht mehr), Ingolstädter Str. im "EURO-Industriepark". Argumente "Jetzt ham´s aber viel Geld verschenkt" interessierten überhaupt nicht, lediglich mein kopfschüttelndes Grinsen mit hochgezogenen Augenbrauen über soviel 'Geschäftsgeist' erzeugte zunächst äußerst zornige, dann aber süffisante Blicke mit erhobenem Kinn. Man hatte gesiegt. Der Sieg bestand darin, daß der barfüßige Typ eben nicht 'reingekommen war.
Überflüssig zu sagen, daß man sich tatsächlich nur darum kümmerte, wer 'reinkam (auch Damen mit allzu Bikihaftem wurden abgewiesen), nicht wer 'rausging (kein Effekt in bezug auf Ladendiebe).
In USA probiere ich längst nichts mehr; ich will meine Ruhe haben (Plastik-Badepantoletten). Es ist davon auszugehen, daß es gegenwärtig in 50% aller Einkaufszentren (Malls) Trouble gibt, auch ohne explizite BF-Verbotshinweise oder Piktogramme kann ohne weiteres mitten in deinem Einkauf "Security Personnel" deinem 'Geschäfts'vorgang ein Ende setzen. Daß sich die Security natürlich überhaupt nicht darum kümmert, wenn du (vorausgesetzt: Schlips, Nadelstreifen, + typische Treter) mit einem dicken Samsonite-Koffer 'reingehst & ohne wieder 'rauskommst ("HALT!!! WO IST IHR KOFFER??!!" - - - WUMM!), sei bloß am Rande erwähnt - Barfuß scheint für´s werte Haus eine weit größere Gefahr zu sein - jedenfalls so, wie sich die Security aufführt...

Falls es zu einem Gerichtsverfahren kommen sollte, dann würde es mich nicht überraschen, wenn ein Richter das Urteil fällt "Barfuß ist, was wie barfuß aussieht!" So einen ähnlichen Spruch gab es mal im "Zwangsburger" Raum, jedoch ging es nicht um barfuß, sondern um ein zwar seelenverwandtes, jedoch in diesem Forum nicht erwünschtes Thema.

Es könnte hier in der Tat ein ähnliches [Argumentations-]Prinzip angewendet werden wie die bekannte deutsche Strafrechtsformel, wonach die Vortäuschung einer Straftat (ein eigener StGB-§) ich glaube sogar genauso streng bestraft wird wie die Straftat selbst, Justizbehörden lassen mit sich nicht spielen. Wie wahrscheinlich die erwähnte mögliche Entscheidung in diesem Fall (Übertretung eines wg. BF erlassenen Hausverbots wegen Vortäuschung dieses Kriteriums mit diesen Schuhen) wäre, darüber können alllerdings nur die Juristen (z. B. Markus U.) Auskunft geben. Ich meine aber, daß das Thema dieses "vorgetäuschten BFs" hier müßig ist. Kaum jemand in diesem Forum wird diese Schuhe haben und benutzen wollen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Schöne Grüße auch von mir
Jay


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