Barfuß aus Not (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 22.01.2008, 07:20 (vor 6086 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

Ich frage mich vor allem, wie die aus der Ukraine nach Italien gekommen sind. Sicher nicht barfuß und zu Fuß.

Im Zofinger Tagblatt erschien folgender Artikel:

http://www.zofingertagblatt.ch/?srv=sda&pg=detail&id=69

Es ist also eine längere Geschichte.

Was ist ein "echter Flüchtling"? Einer der sogar unfreiwillig Barfüßigkeit in Kauf nimmt? Um politisch verfolgte Flüchtlinge wird es sich wohl nicht gehandelt haben, sondern eher um Wirtschaftsflüchtlinge, die in Deutschland auch ganz schlechte Karten hätten. Nimmt die Schweiz denn Flüchtlinge auf, die nur kommen, weil es ihnen in ihrer Heimat finanziell nicht gut genug geht? Das wäre mir neu.

In diesem Fall handelt es sich eindeutig um Wirtschaftsflüchtlinge. Vielleicht haben ihnen die Schlepper das letzte Geld abgenommen. Vielleicht hatte die Familie auch Geld gehabt für Schuhe, sich jedoch nicht getraut, einen Schuhladen aufzusuchen. Denn wenn man in der Illegalität lebt, traut man sich nicht unter Leute. Und wenn während der Zeit den schnell wachsenden Kindern die Schuhe zu klein werden, bleibt nichts anderes als barfuß über.

In der Nähe meiner Heimat gab es auch mal eine Grenze, wo Grenzer auf Menschen, die sie illegal überwinden wollten, sogar geschossen haben. Das war jahrzehntelange Praxis! Grenzkontrollen an der Schweizer Grenze haben mich durchaus schon an diese nicht wirklich gute alte Zeit erinnert.

Speziell an der Grenze Italien-Tessin versuchen viele Leute illegal in die Schweiz zu gelangen. Jeden zweiten Tag greifen die Grenzer einem Menschen auf, der die Grenze illegal übertritt. Die Grenzer tun "nur ihre Pflicht". Und die besteht darin, illegale am Übertritt in die Schweiz zu hindern. Sollten sich aber Leute verirren und quasi die Grenze verpassen, dann interessiert sie das weniger. Vermutlich wurden die Flüchtlinge nur gerettet, weil private Funker die Signale empfangen hatten (für ein Funkgerät hatten die Ukrainer also Geld). Die Funker meldeten das weiter. So mußten die Behörden aktiv werden, damit nicht plötzlich in der Boulevardpresse steht: "Ukrainische Flüchtlinge verirrten sich barfuß in den Tessiner Bergen. Grenzwachtkorps schaute tatenlos zu!"

Sicher ist es schwierig, sich in die Lage solcher Familien zu versetzen. Wenn man aber ich, wo ich legal in der Schweiz lebe und keinerlei verbotene Dinge tue, mir aber trotzdem Gedanken machen muß, ob mir ein Ordnungshüter Schwierigkeiten macht, nur weil ich bei tiefer Temperatur barfuß und in kurzen Hosen unterwegs bin (und auch schon häufig erwischt wurde), wie groß muß die Angst erst von Leuten sein, die sich illegal irgendwo aufhalten. Da kann es wirklich vorkommen daß eine Mutter derart verzweifelt ist, daß sie ihre Kinder im Winter barfuß laufen läßt, weil die alten Schuhe zu klein sind und man an neue nicht rankommt. Viel schlimmer wäre es, wenn Eltern alles Geld versaufen, verrauchen, verhaschen, verspielen, während die Kinder irgendwo barfuß und in Lumpen in der verwahrlosten Wohnung hausen, weil die Kinderschuhe zu klein geworden sind und die Eltern einfach keine Lust haben, ein Schuhgeschäft aufzusuchen.

Wenn man in obigem Link auf "Home" klickt, dann erscheint übrigens ein Artikel, der bei mir höchste Freude auslöste. Der Artikel an sich ist zwar hochgradig off-topic, jedoch spielen die erwähnten Personen in meiner "Barfußkarriere" eine nicht zu vernachlässigende Rolle.

Viele Grüße
Michael aus Zofingen


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