Sofort alles fallen lassen (3. Teil) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Jürgen!
Ja ist schon heftig, ich dachte ja immer die Schweiz wäre ein freier Rechtsstaat und sogar freier als D. Aber in Sachen BF und freies nicht so sehr konsumbehaftetes Leben scheint dieser Staat die Prüfung auf Menschenrechte nicht zu bestehen. Ist die Schweiz deshalb noch nicht in der EU? Vllt. ist der Schweizer Käse deshalb noch nicht genormt mit viereckigen Löchern *grins*.
Die Schweiz gibt immer vor, ein freies Land zu sein. Sie wollen keine "fremden Vögte", sondern nur ihre eigenen. Sie wollen, um Deinen Faden weiter zu spinnen, nicht die "viereckigen" Löcher, wie sie die EU vorschreibt, im Käse, sondern ihre eigenen "siebeneckigen" Löcher. Aber während die EU noch ein wenig Spielraum in der Größe der Löcher gibt, legt die Schweiz größten Wert auf Einhaltung der Lochgröße. Wenn Deutschland 100 %ig ist, dann will die Schweiz 150 %ig sein. Es gibt auch den Spruch, daß die Schweiz zwar ein freies Land ist, jedoch den Fehler macht, daß sie diese Freiheit reglementiert. Aber ist eine solche Freiheit noch Freiheit? Da fällt mir ein Lied von Georg Danzer ein:
Vielleicht ist ja auch die Fußfreiheit in der Schweiz in irgendeiner Form in geheimen Akten reglementiert. "Barfuß bis zum Hals" ist an Schweizer Badestellen weniger üblich als in Deutschland. Ob der Grund dafür ist, daß Schweizer prüder sind als Deutsche oder ob die Schweizer Polizei von der Möglichkeit, so etwas "unanständiges" als Ordnungswidrigkeit zu ahnden, einen regeren Gebrauch macht, kann ich nicht sagen (und eine Diskussion darüber wäre in diesem Forum auch unerwünscht).
Was Dir in ich sag mal schöner Regelmässigkeit widerfährt ist nicht lustig. Offensichtlich hat jede Stadtpolizei dort ihren eigenen kleinen Diktator sitzen der ein unerbittliches Regiment führt. Und jeder der wo nicht in das Kantonbild (Weltbild wäre unpassend, denn deren Blick ist durch Scheuklappen dermassen beschränkt, dass diese die Welt gar nicht sehen können) passt wird kriminalisiert und in Deinem Fall für Dinge die nichtmal verboten resp. kriminell sind.
In der Tat wird in der Schweiz die Verantwortung bzw. Macht mehr auf kleinere politische Einheiten verteilt als in Deutschland. Vieles, was in Deutschland Sache des Zentralstaates ist, wird in der Schweiz auf die Kantone abgewälzt. Und was in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer ist, müssen in der Schweiz teilweise die Gemeinden ausbaden. Entsprechend ist auch die Polizei in zig kommunale und Kantone Institutionen zerstückelt. Eine Monsterinstitution wie die deutsche Bundespolizei gibt es nicht. Für Schwerverbrecher ist die Schweizer Polizeisituation von Vorteil, denn gegen global agierende Verbrecherorganisationen und Wirtschaftskriminellen kann eine Vielzahl von Polizeiorganisationen nur schwer etwas ausrichten, trotz der Vernetzung dank Schengen. Kleinkriminelle dagegen haben es in der Schweiz schwerer: Während sich in Deutschland größere Polizeiorganisationen mit "Peanutsverbrechen" nicht befassen wollen, können Schweizer Gemeindepolizeien beweisen, was sie können. Der Chef einer Gemeindepolizei ist wirklich ein kleiner "King". Dabei gibt es fähige und unfähige. Sicher ist es lukrativer, in einer bedeutenden Stadt Polizeichef zu werden als in einer verslumten Agglomerationsgemeinde. Den "besseren" wird der Zuschlag in einer Großstadt gegeben, die "Trottel" müssen mit einer Agglomerationsgemeinde vorlieb nehmen.
Die Kleinstadt Renens bildet mit dem wesentlich größeren und berühmteren Lausanne eine städtebauliche Einheit. Vielleicht meidet lichtscheues Gesindel mehr das Lausanner Stadtzentrum und verzieht sich dann entweder in die düsteren Randbezirke der Stadt oder halt in angrenzende selbständige Gemeinden. Möglicherweise leidet auch Renens unter randständigen. Und vielleicht ist der Polizeichef frustriert, daß er ausgerechnet hier tätig sein muß. Dann ist es fast schon logisch, daß er versucht, seine Macht unter Beweis zu stellen. In blindem Eifer hetzt er seine obrigkeitshörigen Untertanen auf alles, was ihm nicht geheuer ist. Und ein einzelner Mann, der barfuß und in kurzen Hosen im Dunkeln auf dem Bahnsteig auf die Metro wartet, ist ein willkommenes Fressen. Sie schert es gar nicht, ob barfuß verboten ist oder nicht. Zwar sind auch Polizisten an Gesetze gebunden, aber wen stört es? Seine Untertanen wagen nicht aufzumucken (und meistens haben anständige Polizisten, die unter der Fuchtel eines Polizeidiktators stehen, keine Chance; entweder sie zerbrechen daran oder sie werden gemobbt). Und ein normaler "Spießer" regt sich sicher nicht auf, wenn die Polizei einen Barfüßer aufs schäbigste schikaniert. Im Gegenteil: Manche kleingeistige Spießer ergötzen sich auch daran, wenn sie beobachten können, wie die Polizeischergen einen Menschen mißhandeln, egal ob der "Delinquent" ein Barfüßer ist, ein Schwarzer, ein Jugo, ein Langzeitarbeitsloser oder auch nur der Arbeitskollege, der ein größeres Auto fährt.
Unfähige Polizeichefs sind nicht selten "Radfahrer", womit ich nicht die barfüßigen oder fett beschuhten Velofahrer meine, sondern im übertragenen Sinne: Nach oben katzbuckeln, nach unten treten! Während sie ihre Untergebenen treten (die ihrerseits diejenigen treten, die sie für noch weniger "wertvoll" halten, z.B untergewichtige Barfüßer in kurzen Hosen in vornübergebeugter Haltung), sind sie gegenüber den "Mächtigen" stets untertänig. Der "Mächtige" kann der reichste Hotelier der Stadt sein. Wenn dieser Hotelier sagt: "Vor meinem Hotel sitzt ein barfüßiger Mann in einfacher Kleidung (oder ein Rollstuhlfahrer). Einen solchen Anblick mag ich meinen Gästen nicht zumuten. Dieser Mensch schädigt mein Geschäft. Sorgt dafür, daß er aus der Stadt verschwindet!", dann ist die Polizei sofort dienstbeflissen zur Stelle. Und wenn der obrigkeitshörige Polizeichef mit diesem Hotelier auch noch zusammen Karten spielt, dann würde er selbstverständlich diesen nicht wegen Alkohol am Steuer belangen, selbst wenn er noch so besoffen ist. Wenn aber ein frisch eingestellter Polizist, der von der "speziellen Beziehung" seines Chefs mit dem Hotelier nichts weiß, versehentlich diesen wegen einer Unregelmäßigkeit im Straßenverkehr eine Buße aufbrummt, dann wird sich der Hotelier über diesen Polizeischnösel beschweren. Und dann wird letzterer von seinem Chef total zusammengeschissen.
So ungefähr sieht es in einigen kleineren Orten (aber natürlich nicht überall) in der Schweiz aus. Die Wahrscheinlichkeit, in einer Großstadt massiven Ärger wegen barfuß oder anderen Dingen, die "man nicht tut", jedoch in keinster Weise kriminell sind, durch übereifrige Polizeischergen zu bekommen, ist kleiner als in einer verslumten Agglomerationsgemeinde.
Halt dich tapfer, bleib so wie du bist und gib denen nicht das Gefühl, gewonnen zu haben.
Dazu gehört manchmal Fingerspitzengefühl. Wenn die Bullen nämlich den Eindruck haben, daß sie verloren haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Kurzschlußhandlung nicht auszuschließen.
Viele Grüße sendet
Michael aus Zofingen