Leidenschaften (Hobby? Barfuß! 2)

Tiziana, Stammposter, Monday, 30.07.2007, 23:37 (vor 6262 Tagen)

Dass ich eine große Musikliebhaberin bin, brauche ich wohl nicht zu wiederholen.
Dass ich sehr gern in Rom bin, habe ich hier auch oft erwähnt.

Da einer meiner Lieblingssänger, der nicht mehr der jüngste ist und deshalb wohl bald von der Bühne endgültig zurücktreten wird, eine Opernrolle bei den Terme di Caracalla in Rom gespielt hat, konnte ich nicht umhin, in unsere z.Z. von einer höllischen Hitze geplagte Hauptstadt zu gehen.
Mein Aufenthalt dort ging komplett ohne Schuhe vonstatten: Bei der italienischen Bahngesellschaft "Trenitalia" sind zahlende Fahrgäste, die ihre Fahrausweise ordentlich entwerten, stets willkommen am Bord, auch wenn sie barfuß sind. Kein Schaffner hatte etwas einzuwenden.
Auch bei den "Terme" hatte ich nicht das geringste Problem: Dieses besondere - und besonders reizende und faszinierende! - Open-Air-Theater in den Ruinen vom römischen Bad durfte ich barfuß betreten. Die Eintrittskarten müssen dort mehrmals vorgezeigt werden, aber alle Platzanweiser und Kontrolleure haben von meinen Füßen kaum Notiz genommen bzw. sie fühlten sich von meiner Barfüßigkeit gar nicht gestört. Auch die anderen Zuschauer haben interessiert auf die Bühne zugeschaut - und natürlich nicht auf meine Füße.
Die Römer sind i.d.R. sehr ehrlich und direkt: Alles, was ihnen durch den Kopf geht, müssen sie auch sofort losschießen, und zwar ohne viele Umschweife. Kommentarlos kommt man in Rom wohl nicht davon, es sei denn, man erregt gar kein Interesse.
Fazit: Ich durfte die Oper barfuß genießen, ohne dass meine nackten Füße irgendjemandem wie ein Dorn im Auge empfunden wurden.
Am nächsten Tag bin ich ziemlich viel durch die Ewige Stadt flaniert. Wie oft ich auch immer nach Rom gehe, ich muss manche berühmten Ecken dieser wunderbaren Stadt jedes Mal wieder sehen, um etwas Neues zu entdecken, was mir bei den vorigen Besuchen an den Sehenswürdigkeiten selbst und/oder in deren Umgebung entgangen war. Und jedes mal entdecke ich auch tatsächlich etwas Neues.
Unangenehm war nur der glutheiße Asphalt: In den Mittagsstunden stellte er eine große Herausforderung dar, die ich aber bestanden habe, wenn auch nicht ganz schmerzlos.
Am Abend habe ich meine Patenkinder besucht. Das sind drei Jugendliche aus Albanien, die in Rom studiert haben und jetzt arbeiten, und die sich, abgesehen von der Temperatur des Untergrundes, nach wie vor nicht trauen, in Rom barfuß zu laufen.
Und doch sind sie als Kinder in ihrer Heimat viel barfuß gelaufen. Sie sagen, das hätten sie gern getan, was ich ihnen auch glaube. Ich habe ihnen angeboten, nach dem Abendessen einen kleinen Barfuß-Spaziergang mit mir zu machen, was sie aber abgelehnt haben. Sie erzählen, sie hätten früher Spaß am Barfußlaufen gehabt, wohl aber deshalb, weil sie sich als Kinder nicht bewusst waren, dass ihre Barfüssigkeit armutsbedingt war. Jetzt besteht das Problem aber darin, dass Albaner in Italien im Allgemeinen nicht sehr beliebt sind, und sie wollen deshalb lieber nicht auffallen. Dabei sind sie perfekt integriert. Den Spaziergang in der Altstadt haben sie zwar mitgemacht, aber beschuht, was ich durchaus respektiere, wie sie auch die barfüßige "Patenmutter" akzeptieren.
Sonst ist nichts Nennenswertes während meinem kurzen und barfüßigen "Roman Holiday" passiert.

Ciao
Tiziana


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