Meine neuesten barfüßigen Erlebnisse (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Tuesday, 05.06.2007, 17:44 (vor 6318 Tagen) @ Jay

Hi Franz, hi Jay!

Wenn dann in den Hirnen der Chefs dieses psychotische Stadium erreicht ist, wird das als "Imageschaden" gesehen. Auch bei höchsten sommerlichen Temperaturen hab' ich noch nie einem ups-Van jemand anders als voll Corporate-Identity-uniformiert entsteigen sehen, wobei ich dann braune Shorts mit voll fetten schwarzen Schnürschuhen & dunkelgrauen dicken Wollsocken wahrnahm, was völlig bekackt aussah. Die scheinen enorme Angst zu haben, anders als "SO" erwischt zu werden, es riecht irgendwie danach, daß dann recht schnell oder sogar sofort mit dem Job Schluß ist.

Das sieht derart bekackt aus, daß das Image eines Unternehmens, das seine Mitarbeiter SO losschickt, bei mkir sofort ins Bodenlose fällt.

ups wird von mir heute boykottiert; ich kann mir natürlich nicht aussuchen, mit was meine Zulieferer zustellen. Sollte mich ein nicht uniformierter ups-Zusteller aufsuchen & mich um Diskretion bitten, kann er sich auf mich verlassen. Mich interessiert nur, die Ware unbeschädigt, rechtzeitig & zu günstigem Preis zu erhalten, weil sich die Zustellkosten auch im Preis kalkulatorisch niederschlagen.

upos zu boykottieren, ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus kann man sich über die Uniform eines ups- Zustellers mokieren und dazu bemerken: "Ich weiß, Sie können nichts dafür; Sie müssen auf Befehl Ihres Chefs so rumlaufen, aber ich wollte Ihnen einfach mal sagen, wie dieser Aufzug auf mich wirkt..."

So, nun hatte ich vor ein paar Tagen ein Treffen mit einer Kollegin, welcher ich ein Zustellgebiet von mir abgab. Ich war natürlich barfuß - was denn sonst. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, und sie meinte dann, daß es eigentlich bei Kindern "normal" aussieht, bei Erwachsenen hingegen eher albern - bzw. daß es nicht normal wäre, wenn ein Erwachsener in der Öffentlichkeit herumbarfußt. Auf Wiesen, im Wald usw. wäre es in Ordnung, aber auf Straßen, in Parks usw. wäre das unangebracht.

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Der Alterseffekt ist mein schwierigstes Problem (die grauen Strähnen gehen bei mir los). Eindeutig muß ich sagen - obwohl mir dankenswerterweise Unzählige in diesem Forum so viel Mut machten - daß ich nach wie vor Schiß davor habe, als erkennbarer alter faltiger Tattergreis womöglich am Stock barfuß in der Öffentlichkeit herumzutrippeln. Ich kann mir nicht helfen, aber ich sähe mich selbst so auf jeden Fall komisch, selbst allerdickste Autos & sonstige Kapitalismus-Insignien würden daran nichts ändern. Wenn ich hingegen zusätzlich zum älteren ein gereiftes, meinetwegen auch verhärmtes Gesicht hätte und mich ohne Hinken, Humpeln, Tapsen, Trippeln & ohne Stock & Gehhilfen einigermaßen zügig fortbewgen kann, hätte ich kein Problem. Ich meine - völlig unabhängig von meiner Person - daß zu [BF in der Öffentlichkeit] auch & insbesondere in Sachen Motorik eine gewisse Souveränität, ja sogar Würde gehört. Selbst wenn ich mich nicht mehr schnell laufend, aber ohne wahrnehmbare ohne Störungen gehend, und sei es auch langsamer als ein "Herr" mittleren Alters fortbewegen kann, wäre ich "für mich" barfüßig noch brauchbar.

Warum sollen nicht auch alte Herren barfuß gehen. DIE Freiheit lasse ich mir nicht nehmen, während ich gegen den Lauf der Zeit nichts ausrichten kann. Alt werden (und weiterhin barfuß laufen) oder vorher sterben, ist die Devise.

BF wird bei Kindern viel stärker toleriert als bei Jugendlichen (das hab' ich schon mit 16 bemerkt), bei Erwachsenen, auch wenn sie "junggeblieben" ausschauen, noch weniger. Nehmen wir einmal ein Nobelrestaurant in der Extremform mit Kellnern im Livree´. Laufen Kinder im Alter bis zu ca. 3...4 Jahren BF 'rum, stößt sich keiner 'dran, im Gegenteil, besonders Frauen wollen die kleinen Füßchen streicheln, um den Zehengreifreflex auszulösen, sie haben nicht das geringste Bedürfnis, sich per [Eventuell Unappetitlich-Assoziation] danach die Finger oder Hände zu waschen. Auch fremde Säuglingsfüße gelten als vollkommen sauber & geruchlos. Man sieht gar nicht selten, daß sich Mütter von ihnen auch durchaus an der Nase herumgrabschen lassen. Ich stelle sogar [im von Engel häufig benutzten Singular-Vokabularstil] folgende These auf: Je älter ein Fuß wird, desto unappetitlich/stinkender, allgemein unangenehmer wird er empfunden. Der erste große Sprung in diese Richtung ist natürlich, wenn das Kid ganztägig Socken & Schuhe trägt, was beim Säugling nicht der Fall ist. Danach geht´s kontinuierlich in negativer Richtung weiter.
Sind die Kids im erwähnten Nobellokal mal ca. um die 6, beginnt man schon, pikierte Gesichtsausdrücke aufzusetzen. Um die 10: schlecht erzogen. 10...14: sehr schlecht erzogen. 14...16: extrem schlecht erzogen. 16...18: antiautoritär erzogen, hoffnungsloser Fall (Eltern werden spätestens jetzt angesprochen). Erwachsen: "Was fällt Ihnen ein?"
Die hier bereits berichtete spezifische Angst vor "BF in der City" (meist äußert sie die "Bessere Hälfte" eines BFs) scheint relativ neu zu sein, sie scheint aber spezifischer & deutlicher geworden zu sein, seit es "City-Anzüge" [für Herren] gibt. Die Ungleichung [Angst vor BF in der Stadt] > [Angst vor BF auf dem Land] besteht pauschal offenbar lange schon.

BF in der Stadt fällt halt auf, und manche Leute sind so auf Angepaßtheit und Unauffälligkeit bedacht, daß es ihnen (warum auch immer; ich bin da psychodimensional anders gestrickt) "peinlich" ist, mit einem "Exoten" gesehen zu werden. Vielleicht ist es der "besseren Hälfte" auch lästig, wegen ihres Partners angesprochen zu werden (die meisten Zeitgenossen sind zu feige zu einer Direktansprache, sondern wollen ihre Neugier lieber "hintenrum" stillen).

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Sie selbst trug solche modernen "Sneakers" - mit diesen völlig albernen "Füßlingen" garniert, und sie meinte, daß sie es barfuß niemals aushalten würde, weil sie kleine Steinchen sogar durch die Schuhsohle spüren würde.


Diese Sneaker-User sind mir bislang auch unangenehm aufgefallen, bei ihnen hat man deutliche Chancen, mit seltsamen Blicken bedacht zu werden; verbal äußern sie sich meist nicht. Ob es ihnen tatsächlich darum geht, vollendeten [BF in Schuhen]-Bluff zu tätigen (funktioniert fast nie) oder ob sie auf die Optik von in etwa parallel verlaufenden Schuhabschluß-/Söckchen-Oberkanten abfahren, weiß ich nicht, dieses Schickmicki-Bewußtsein merkt man aber bei ihnen.

Da ich Sneakers mit Füßlingen total blöd finde, gukke ich im Falle einer "Blickattakke" einfach seltsam zurück. Meistens wendet das gegenüber dann plötzlich den Blick ab oder senkt diesen verlegen nach unten. Falls das dann noch immer nicht der Fall ist, gukke oich dann etwas entschlossener, und bekomme auf diese Weise Ruhe vor seltsamen Blikken.

Ich weiß nicht, ob diese Sneaker-Schühchen & ihre zugehörigen Söckchen spezifisch teuer sind & Zugehörigkeit zur 'besseren' Gesellschaft signalisieren. Meist werden sie von jungen Damen getragen, die mich keines oder geringschätzigen Blickes würdigen.

Gerade die kann man mit dem eigenen Repertoire an entsprechenden Blikken (siehe oben) besonders leicht verunsichern oder in die Flucht schlagen.

Ich hab' immer bei Debatten mit meiner Mam' die Frage gestellt: Gilt denn die Gleichung nicht: [Mein Soll-Outfit in der Öffentlichkeit = Zeigen, daß unsere Familiy Geld hat] ? Oh, da wand sie sich aber schreiend 'raus, nur noch Irrationales entsprang ihrem Mund. Das geht doch per entsprechendem Auto viel besser - da liegt immerhin der Faktor 100 dazwischen.

Deine Mutter scheint eine recht temperamentvolle Frau zu sein.

Einen Reißnagel mit einer Stiftlänge von 4 - 5 mm könnte ich mir keinesfalls eintreten, um das nur "etwas" zu merken. Meine letzte größere BF-Wanderung liegt 26 Jahre zurück, ich hab' für so etwas keine Zeit & mir genügt es, wenn ich 1x von einem Ende "meiner" Stadt zum anderen gehen kann, ich hab' in Sachen "Geländegängigkeit" keinen Ehrgeiz. In dieser Dimension bin ich ein ganz harmloser Alltagsbarfüßer.

Das ist sehr bedauerlich :-(, denn gerade durch Geländegängigkeit kann man am besten beweisen, daß man keine Schuhe nötig hat.

Na ja, jeder muß es wissen, was er tut, und was für ihn das beste ist, denn ich werde niemanden dazu zwingen, die Schuhe auszuziehen, und umgekehrt erwarte ich das auch von allen Leuten, wenn sie mich barfuß sehen.

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Ja. Etwas, was ich heute angesichts der Über-Kommunikativitis (noch nie wurde so viel über so viele diverse Wege: Telefon, Fax, Handy, Videokonferenz, Internet, Email kommuniziert) sehr verbindlich sage: Die Menschen müßten vor allem viel mehr lernen, sich in einer ganz bestimmten Weise gegenseitig in Ruhe zu lassen!

Kann ich nur kräftig beipflichten.

Schließlich laufe ich aus Freude, Spaß und vor allem aus Überzeugung barfuß, weil mir das einfach sehr gut tut. Wieso soll ich etwas unterlassen, was sich für mich positiv auswirkt? Das wäre schlicht gesagt Schwachsinn.

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Sag' das mal anderen, vor allem der neuen Stil- & Etikette-Liga. Die entdecken dann altchristliche Werte neu für sich & tönen: Du bist ein rücksichtsloser Egoist, der auf seinen stil- & Etikettebewußten Nächsten keine Rücksicht nimmt.
Ich geh' in bezug auf 'Gesellschaftliches' auch völlig rücksichtslos BF, einfach wg. Feelgood. Wem´s nicht paßt, soll halt wegschauen. Ist denn das so schwer?

Nein. Außerdem frage ich mich, wer denn überhaupt die Stil- und Etikettevorschriften festlegt. Ich setze meine eigenen Maßstäbe dagegen, weil ich diese einfach für besser halte - dafür habe ich sie mir ja schließlich ausgedacht.

Mir hat der Beitrag auf jeden Fall gefallen.

Mir auch.

Barfüßige Sommergrüße
Markus U.


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