Meine neuesten barfüßigen Erlebnisse (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Franz!
Mit Genuß habe ich nach sehr langer Zeit endlich mal wieder einen Beitrag von Dir gelesen, denn da Deine Beiträge wie auch dieser stets von hohem Niveau geprägt waren, hatte ich sie (Deine Beiträge) lange schmerzlich vermißt. Einen Beitrag ins Forum zu schreiben geht halt alleweil schneller als gigantische e- mails zu bearbeiten (was halt nur sehr langsam vorangeht und auch nur, wenn ich in Ratingen bin).
Seit geraumer Zeit - wenigstens ein Vierteljahr - laufe ich nun ununterbrochen barfuß - selbst beim arbeiten. Meine Zeitungszustellerei, welche ich nachts immer noch zu machen habe, wird auch immer konsequent barfuß gemacht. Es ist einfach genial, dieses Gefühl der Freiheit, und außerdem hat sich diese "Lebenseinstellung" bei mir derart eingebrannt, so daß ich beim Verlassen des Hauses gar nicht mehr daran denke, wie ich es verlasse, nämlich barfuß. Früher dachte ich beim Verlassen meiner Wohnung immer wieder, ob ich nun Schuhe, Flipflops oder etwa jar nüscht anziehen soll. Zu allermeist war es die dritte Möglichkeit, und ich bereue es zu keiner Zeit. Natürlich meinte ich beim dritten Punkt meine Füße, falls es hier zu Mißverständnissen kommen sollte )
Natürlich höre ich immer wieder Kommentare von Leuten, welche z.T. erstaunt sind, daß ich ständig unbeschuht herumrenne, andere fragen - selbst bei den gegenwärtigen Temperaturen, ob es mir nicht zu kalt sei - die übliche Standardfrage eben. Irgendwie finde ich diese Frage vollkommen dämlich, denn wäre es mir zu kalt, würde ich wohl kaum barfuß gehen. Das ist ungefähr damit zu vergleichen, wenn ich mit dem Flugzeug nach Paris fliege, und dann - im Flugzeug bereits in der Luft befindlich - von Mit-Passagieren ganz begeistert gefragt werde, ob ich auch nach Paris flöge. Nun ja...
Ich betrachte diese Frage, zumindest im Sommer, nicht als echte Frage, sondern als einen etwas hilflosen Versuch der Kontaktaufnahme. Die eigentliche Frage lautet: "Warum gehen Sie barfuß?", aber weil die meisten Menschen Hemmungen haben, so direkt zu fragen, wird statt dessen halt gefragt, ob das nicht zu kalt sei, oder ob das nicht wehtue, oder so.
So, nun hatte ich vor ein paar Tagen ein Treffen mit einer Kollegin, welcher ich ein Zustellgebiet von mir abgab. Ich war natürlich barfuß - was denn sonst. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, und sie meinte dann, daß es eigentlich bei Kindern "normal" aussieht, bei Erwachsenen hingegen eher albern - bzw. daß es nicht normal wäre, wenn ein Erwachsener in der Öffentlichkeit herumbarfußt. Auf Wiesen, im Wald usw. wäre es in Ordnung, aber auf Straßen, in Parks usw. wäre das unangebracht. Sie selbst trug solche modernen "Sneakers" - mit diesen völlig albernen "Füßlingen" garniert, und sie meinte, daß sie es barfuß niemals aushalten würde, weil sie kleine Steinchen sogar durch die Schuhsohle spüren würde. Vielleicht hat sie auch keine Sohle mehr an ihren Tretern, wer weiß!? Auf jeden Fall machte es mich schon nachdenklich, daß sie so extrem empfindlich sein soll.
Das glaube ich ohne weiteres. Viele unserer seit frühester Kindheit auf das beständige Tragen von Schuhen konditionierten Zeitgenossen KÖNNEN auf anderen Böden als feinem Sand oder superweichem Rasen gar nicht barfuß gehen, weil sie ihren eigenen Füßen bereits total entfremdet sind. Das trifft auch auf viele sogenannte "Naturisten" zu, die ihre Genitalien gerne der freien Luft aussetzen, ihren zarten Füßchen jedoch den Boden der Tatsachen nicht zumuten mögen - oder sollten sie doch ihre Adiletten als eine Art Minimalbekleidung benötigen, weil sie es vielleicht doch insgeheim als ungehörig empfinden, "ganz nakkich" herumzulaufen?
Für mich sind jedenfalls die Füße der Körperteil, dessen "zeitlicher Nacktanteil" direkt auf den von Gesicht und Händen (die sind bei mir IMMER nackt) folgt und eindeutig über dem meiner Unterarme liegt - der Rest des Körpers (also Oberarme, Rumpf und Beine oberhalb der Fußknöchel) wird von mir fast nur an diversen Badeseen enthüllt (einmal auch spontan auf einer Wanderung, als es sich ergab).
Die Meinung, daß Barfußlaufen außerhalb der Wohnung "nur was für Kinder" sei, habe ich auch schon gehört - von meiner (ziemlich spießigen) Schwester. Bei sich daheim ist sie im Sommer barfuß, aber auf der Straße gehört es sich angeblich nicht. Des Sommers sind ihrer Meinnung nach zumindest Flipflops absolut notwendig, und im Winter hat man "anständig", also fett beschuht und besockt zu sein.
Vielleicht gesteht man Kindern das gelegentliche Barfußlaufen zu, weil es zum einen "gesund" ist und "niedlich" aussieht, es andererseits aber eindeutig die Eltern sind, die bestimmen, wann ihr Kleines barfuß sein darf und was es ansonsten anhat, während es bei einem Jugendlichen und erst recht bei einem Erwachsenen Barfüßigkeit als Mangel an gutem Stilempfinden, Kultur und Bildung gilt. Zusätzlich könnte das in unserer Dauerschuhträgerkultur entstandene Vorurteil, daß nackte Füße "stinken", wie offenbar viele ernsthaft glauben, eine Rolle spielen.
Ich sagte auch, daß man normalerweise ohne Schuhe geboren wird - vielleicht war das bei ihr anders. Auf jeden Fall ist Barfußlaufen die natürlichste Art der Fortbewegung, nicht zu vergessen sind die gesundheitlichen Aspekte im Zusammenhang mit Barfuß. Ich habe keine Rückenschmerzen mehr, seit ich barfuß laufe, Schweißfüße sind natürlich auch passé, und man geht ganz anders als in Schuhen. Man ist einfach ein ganz anderer Mensch. Ich muß es wissen, denn ich trug vor etlichen Jahren sogar Plateauschuhe von Buffalo mit Sohlen von fast zehn Zentimetern Höhe. Gut, in solchen Dingern läuft man sowieso wie ein Fußkranker, aber es war damals Mode. Damals mußte ich halt fast jeden modischen Schnickschnack mitmachen. Heute brauche ich mich nicht mehr um die neueste Schuhmode kümmern, denn seit ich nichts mehr an den Füßen habe, fühle ich mich wie neugeboren.
Für mich sind gesundheitliche Aspekte beim Barfußlaufen nachrangig; mir geht es nmehr um das ganzheitliche Empfinden, wenn ich den Boden spüre, sowie um das Gefühl von Freiheit. Außerdem empfinde ich Barfüßigkeit als "tough" und somit auch als besonders "männlich". Die wenigen Damen im Forum werden das sicher anders empfinden )
Bislang hatte ich wirklich Glück, denn ich starre beim Laufen nicht ständig auf den Boden, denn sonst entgeht mir ja die ganze Herrlichkeit dieses Planeten. Auch Reißzwecken fanden sich schon in meinen Fußsohlen wieder, aber das machte mir und der Reißzwecke nicht viel aus. Ich zog sie einfach raus und ging weiter. Gepiekst hatte das natürlich schon etwas, aber ich bin ja nicht kilometerweit mit der Reißzwecke im Fuß herumgerannt, so daß dieser bis zum Anschlag in der Sohle gesteckt wäre. Wahrscheinlich lag dies auch an der recht gut ausgeprägten Lederhaut meiner Füße - wer weiß...
Mit der Zeit entwikkelt man einfach einen "siebten Sinn" für Gefahren im Boden. Ich trete mir höchst selten mal eine winzig kleine Glasscherbe oder einen Dorn ein, was sichn beim gehen als unangenehmes Gefühl bemerkbar macht. Dann halte ich an, ziehe mir den "Störenfried" raus (am besten ist es, wenn man sich dazu hinsetzen kann), und gut is. Zumeist ist die haut an der betreffenden Stelle etwas angeritzt, aber nicht verletzt.
Beeindruckt war sie dann schon, aber ich bin mir sicher, daß sie keinesfalls den Versuch starten und selbst mal die Schuhe in die Ecke schmeißen würde. Na ja, jeder muß es wissen, was er tut, und was für ihn das beste ist, denn ich werde niemanden dazu zwingen, die Schuhe auszuziehen, und umgekehrt erwarte ich das auch von allen Leuten, wenn sie mich barfuß sehen. Schließlich laufe ich aus Freude, Spaß und vor allem aus Überzeugung barfuß, weil mir das einfach sehr gut tut. Wieso soll ich etwas unterlassen, was sich für mich positiv auswirkt? Das wäre schlicht gesagt Schwachsinn.
So, nun habe ich einen schönen Roman geschrieben, jedoch hoffe ich, daß er einigen von Euch gefällt.
Mir gefällt er, und ich kann Dir in allem nur kräftig beipflichten und Dir meinen Dank für Deinen hervorragenden Beitrag aussprechen.
Allzeit barfuß über Stock und Stein, über Asphalt und Gras - mit sehr viel Spaß
Barfüßige Grüße
Franz (S)
Gleichfalls barfüßige Grüße,
Markus U.