Reaktionen der Umwelt auf barfuß- ein paar Gedanken (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 13.05.2007, 16:30 (vor 6341 Tagen)

Hi zusammen,

gestern habe ich einen kleinen Ausflug nach Eßlingen gemacht und Franz (S) besucht (herzliche Grüße an alle, die ihn mögen).
Meine Beobachtungen auf der Fahrt möchte ich zum Anlaß nehmen, um ein bißchen über die Wirkung der Barfüßigkeit auf andere Menschen nachzudenken. Jeder hier hat ja hierzu seine speziellen Erfahrungen, die ja immer jeweils ganz von der Situation, der Struktur ders gegenübers sowie der eigenen Persönlichkeit abhängen. Bei mir ist es so, daß ich meine Barfüßigkeit inzwischen als den "Normalzustand" und Schuhe als Beeinträchtigung empfinde. Daher denke ich gewöhnlich auch nicht darüber nach, daß ich barfuß bin, werde aber hin und wieder von meinen Mitmensche daran erinnert. Als ich auf der Hinfahrt im Speisewagen des ICE saß und eine Kleinigkeit verzehrte, wurde ich von einem Kellner nett & höflich bedient, während seine Kollegin offenbar eine Giftziege war, denn als der Zug sich allmählich Stuttgart näherte, hörte ich sie plötzlich keifen: "Hat der sich inzwischen die Schuhe wieder angezogen?" "Der hat, soweit ich sehen konnte, gar keine Schuhe dabei." "Wahrscheinlich hat er nicht einmal Geld dabei. Unverschämtheit!" "Er hat bereits bezahlt." (Der geschilderte Dialog spielte sich zwischen dem Kellner, der mich bedient hatte, und seiner giftigen Kollegin ab. Weil sie sich dabei in ihrem "Kabuff" befanden, konnte ich die beiden auch nicht sehen, sondern nur hören.) Hier begegnete mir also das Vorurteil, daß jemand, der echt barfuß, also ohne Schuhe reist, wahrscheinlich kein Geld und vermutlich nicht einmal eine Fahrkarte besitzt, so daß man ihn am besten gleich vorbeugend rausschmeißt. Als ich mich spätabends auf der Rückfahrt befand, waren zwischen Eßlingen und Stuttgart viele Jugendliche in der S- Bahn. Als ich durch die wagen ging, ium mir einen Platz zu suchen, hörte ich verschiedentlich etwas wie "barfuß" und "ohne Schuhe", was sich zweifellos auf mich bezog, aber weiter nix Besonderes. Im Stuttgarter Hauptbahnhof waren etliche Polizisten, die mich nicht beachteten; ansonsten bemerkte ich nur einzelne verwunderte Blikke, und auch als schließlich eine größere Menge besoffener Fußballfans angegrölt kam, geschah nichts weiter (ich hatte allerdings als Vorsichtsmaßnahme meinen entschlossenen Blick drauf). Die nächtliche Fahrt mit dem Zug nach München verlief ereignislos, ebenso die Fahrt mit der letzten, ziemlich vollen Münchener U- Bahn und schließlich auch die Wanderung durch nächtliche stille Straßen zu meinem Domizil (es fuhr kein Bus mehr).

Alles in allem also eine angenehme, völlig unspektakuläre Reise, die eigentlich kaum einen Bericht lohnt, ein Stück meines Barfuß- Alltages halt. Andere, wie beispielsweise Michael aus Zofingen, erleben auf ihren barfüßigen Reisen spannende Abenteuer und gerdezu sensationelle Reaktionen ihrere Umwelt, wovon ich gern lese und was ich auch durchaus für glaubwürdig befinde, aber darüber, daß ich dergleichen selbst nicht erlebe, bin ich kein bißchen neidisch, sondern lobe mir vielmehr das völlig Unspektakuläre an meiner Barfüßigkeit (vielleicht paßt barfuß zu mir ja besonders gut?), was ich mit niemandem tauschen mag.

Barfüßige, ganz unspektakuläre Sommergrüße,
Markus U.


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