Ultraprovokant, keineswegs unfährlich & Möglichkeiten (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Wednesday, 18.04.2007, 12:45 (vor 6431 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,
zunächst einmal würde ich die beschriebene Vorgehensweise (mit Erfolg bei einer älteren keifenden Frau angewendet [ATEM STOCK!] "also da bleibt mir ja die Spucke weg..." SCHREI SCHREI [Inhalt/Sinn: Bezichtigung, nicht richtig zu ticken, während ich mir zuerst wörtlich sagen lassen durfte* : Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank!]) auf keinen Fall z. B. bei einer Gruppe Neonazis o. dgl. anwenden, dann hat man maximal noch 1 Minute zu leben.

Ich bin aber ganz sicher, daß praktisch jeder hier lesende User über so viel Lebenserfahrung/Menschenkenntnis verfügt, um das bleiben zu lassen, wenn der Gegenüber bezüglich möglichen Ausbruchs physischer Gewalt nicht eindeutig taxierbar ist.

Ferner kann man nicht sagen, daß es sich bei Verbal-Repliken-Vorschlägen dieser Art um feste Rezepturen handelt, die nur dann funktionieren, wenn die Handlung wie bei einem Theaterstück oder Filmdrehbuch nicht "ausbrechen" kann. Simulieren wir die vorliegende Ereigniskonstellation einmal allgemein durch:

Jemand läßt an dich gerichtete Sprechblasen z. B. skurrilen/beleidigenden Inhalts 'raus. Ganz gleich, was diese Sprechblasen enthalten, kannst du mit "Sprechen Sie mit mir?" in jeder beliebigen Situation Zweifel äußern, daß du überhaupt der Adressat hiervon bist. [Ziel: Die Person soll als jemand erscheinen, der plötzlich unsinnige Selbstgespräche beginnt. Begünstigende Faktoren: Etwas größere Distanz, langer monologartiger Charakter des Gesprochenen].
Man operiert nun wie in der Militärelektronik mit dem sog. Ereignishorizont. Irgendwas muß die Person auf die Frage sagen (sie könnte auch ganz verstummen, dies wäre ungünstig für sie). Verallgemeinert wird dies sein:
Verärgerung, daß der "stellvertretend für die Allgemeinheit zur Ordnung gerufene BF-Typ" [so kommt sich nämlich der BF-Gegner vor, daß er 'gutbürgerliche' Volksmeinung äußert, "ich schweige nicht"] scheinbar nicht durchblickt. Bei cholerischen, primitiven Naturen (& fast nur solche ergreifen überhaupt das Wort) heißt das: Natürlich spreche ich mit Ihnen, himmelkreuzbombendonnerwetternocheinmal!!
Sehr viel Anderes kann die Person gar nicht sagen. Eine der wenigen Alternativmöglichkeiten wäre ein Rückzieher mit den Worten an mich: "Sie sind aber auch zu allem zu dumm!" oder einfach "Ach..." mit einer wegwerfenden Handbewegung. Nur kommt es dazu so gut wie nie, weil es nur ganz selten ruhige, intelligente, verhaltenskultivierte BF-Gegner gibt.

Menschen, vor allem primitive, sind begrenzt steuer- & berechenbar. Im vorliegenden Fall besteht das allgemeine Prinzip darin, den Kontakt-Initiator (mit aggressivem Vokabular wie "bekloppt" begeht er bereits den eigentlichen Primärfehler) so zu steuern, daß er selbst als Psychopath erscheint und sich immer weiter in die Sch... 'reinreitet. Fachbegriffe wie 'autistische Persönlichkeitsstörung mit aggressivem Kontaktaufnahmeverhalten bei gleichzeitiger Kontaktunfähigkeit' kennt das Publikum meist nicht, also bringt man ihn dazu, möglichst viel & laut zu reden [Selbstgesprächs-Effekt, über den sich auch andere wundern], während man gleichzeitig ruhige Oberflächen-Pseudo-Psychologie (für "bekloppt" erscheint man am besten selbst "psychiater-mäßig") anwendet "War da 'mal irgendwas in Ihrem Leben, daß Sie so ein Kontaktaufnahmeverhalten haben..." (nur wenn extrem auf BF herumgeritten wird, wird man fiktive Begriffe wie "Barfuß-Phobie" [oder evtl. tatsächlich PNP-Syndrom**] oder "Anti-Barfuß-Tick" bemühen).
Ich würde doch sagen, daß hier ein verhältnismäßig scharfer Ereignishorizont gegeben ist. Die Person hat situativ kaum Entweichmöglichkeiten, sie kann nicht plötzlich einen Satz sprechen wie "Draußen blühen schöne Blumen".
Alles klar?
Sorry, ließ sich wieder nicht ums Verrecken kürzer schreiben (hab' alles versucht).
Barfüßige Frühlingsgrüße (hat heute draußen stark abgekühlt), Jay
--
*) Geschehen Anfang der 90er Jahre an einer Haltestelle 50 m von meiner Privacy entfernt. Ca. 5...6 Personen & ich warteten auf den städtischen Bus. Es war Hochsommer, ich war auch sonst extrem wild gekleidet (farbig/bizarres Achselshirt etc.). Die Frau (wohnte bei uns in entfernterer Nachbarschaft, kannte sogar meine Mam', der sie früher per Hausbesuche als "AVON-Beraterin" Kosmetika verkauft hatte) fing völlig unvermittelt mit den "fehlenden Tassen im Schrank" an. Sie war an meinem Wohnsitz prominent. Wie sie es geschafft hatte, mit dem alljährlichen "Schaulaufen" der Donauschwäbischen (?) Trachtengruppe auf die Titelpage der Lokalpresse zu kommen, weiß ich nicht.
**) PNP (Pedibus-Nudis-Phobie) ist zwar ursprünglich wohl lustigerweise in diesem Forum geprägt worden, aber REALITER gar nicht einmal abwegig. Es gibt inzwischen eine Unmenge de facto in der Psychologie ganz offiziell etablierter Begriffe, so z. B. Oralphobie (Panische Angst oder extremes Unbehagen vor mechanischen Hantierungen im Mund, speziell durch den Zahnarzt). Der Prozentsatz in der Bevölkerung, der auf Anblick auch völlig gesunder & gepflegter Füße (wenn auch charakteristische Voraussetzung: keine Shoes & Socks) abnorm reagiert, könnte nicht auszuschließenderweise größer sein.


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