Ulm stößt langsam sauer auf (Hobby? Barfuß! 2)

Jay @, Stammposter, Tuesday, 17.04.2007, 13:23 (vor 6432 Tagen) @ Andi35

Hi Andi,
was zum Teufel ist denn mit Albert Einstein´s Geburtsstadt los? 1987/88 (als ich noch bei KONTRON war) war ich zur "Evaluierung" von Teilen gelegentlich in Ulm, und zwar im AEG-Telefunken-Werk für TV- & Monitorbildröhren in der Söfflinger Straße (ein wichtiger Zulieferer für meinen damaligen Arbeitgeber) - nachdem man sich 'mal kennengelernt hatte & gut zusammenarbeitete, selbstverständlich je nach Jahreszeit BF. Ohne die geringsten Probleme, weder dort, noch allgemein in der Stadt. Das scheint heute massiv anders zu sein, eine derartige Häufung von Negativ-Events ist ja wirklich nicht normal.
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Eine junge Bedienung fragte mich, wo meine Schuhe seien, ich möge diese doch bitte anziehen und ich sagte mit etwas verärgertem Ton, dass ich barfuß gekommen sei und es bei der Konkurrenz in Neu-Ulm, bei "Merkur" kein Problem gewesen sei, barfuß zu gehen.
Neben der Spielstätte, in der wir nun waren ist allerdings eine Halle mit Sand, dort wurde auch Beachvolleyeball gespielt und die Bedienung fragte mich, ob ich dort mitgemacht hätte, was ich verneinte.
Sie meinte, dann wäre Barfüßigkeit kein Problem, es ginge nur um den Teppich, wegen des Sandes.

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Na gut, dann kann man das wohl abhaken. Den dezenten Verweis auf "Kein Problem bei der Konkurrenz" hätte ich ganz genauso angebracht, weil er zahlreiche Möglichkeiten im weiteren Gesprächsverlauf eröffnet. Die Bedienung hat die Möglichkeit, zu verstummen (das tut sie in den meisten Fällen) oder das Gespräch mündet schießlich in "nun, dann verdienen Sie halt kein Geld" [die Bank gewinnt im zeitlichen Integral bekanntlich immer], Rest klar. So weit kommt´s noch, daß sich die Inhaber EINFACHER Spieletablissements den Las Vegas-Style anmaßen, ohne 'was dafür zu tun: Vollklimatisierung, flächendeckende Orientteppich-Auslegeware am Boden, Bedienung holt auf Wunsch Zigaretten etc., Champagner wird aus Eiswürfelkübel-Flasche serviert, anspruchsvolle Backgroundmusik (dezente Pianoklänge) von Marc Copland, Hubert Nuss, Chick Corea...etc. etc.
Geschäft besteht aus Wert & Gegenwert. Dafür gibt´s dann BF-Verzicht & Smoking. Vorher nicht.
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Ich ging durch Neu-Ulm, über die Donaubrücke auf der Donaustraße und passierte die Stadt Ulm, ging dort dann barfuß durch die Gassen. Vor einer Kneipe standen einige Frauen und Männer, wohl etwa in meinem Alter oder etwas älter und eine etwa vierzig jährige Frau kam auf mich zu und fragte, warum ich barfuß sei, ob ich ein bisschen bekloppt wäre...

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Bereits wenn jemand per Vis-a-vis den unvermittelten Kontakt sucht und verbal die Psychiatrie-Dimension bemüht, empfiehlt es sich, den Ball zurückzugeben. Wichtig: Immer die Person auf sich zukommen lassen, niemals sich umgekehrt auf sie zubewegen. Man sehe die Person verwundert & konzentriert an, ziehe die Augenbrauen hoch und frage ganz erstaunt [evtl. eine kurze Pause verstreichen lassen]:
"Sprechen Sie mit mir?"
Spielt eigentlich fast keine Rolle, was der Gegenüber jetzt für Sprechblasen 'rausläßt. Das kann beim konservativen BF-Gegner meist "Natürlich spreche ich mit Ihnen!!" BRÜLL BRÜLL sein oder wird im vorliegenden Fall Thesenwiederholung "Sie haben wohl 'n Knall, hier einfach so barfuß 'rumzulaufen..."etc. etc. sein. Zweckmäßig ist, daß der Monolog möglichst lange andauert. Man setzt exakt denselben fragend-interessiert forschenden Gesichtsausdruck auf, mit dem man z. B. in der Zoo- oder Kleintierhandlung Tanzmäuse oder Goldhamster bei ihren akrobatischen [Laufrad-]Kunststücken beobachtet und sagt schließlich ganz verwundert:
"Entschuldigung. Sie haben bloß so ein interessantes Kontaktaufnahmeverhalten, indem Sie auf wildfremde Leute zugehen und ihnen dann irgendwas von...[Verzögerung, es wirkt!]...barfuß...[Verwunderung, KOPFSCHÜTTEL]...erzählen...es war von einem Selbstgespräch kaum zu unterscheiden. Psychologisch interessant. [Man schicke sich an weiterzugehen]. Sind Sie in Ihrem Leben noch nie barfuß gewesen? War da 'mal irgendwas...?" [Ignorieren, was sie hinterherpflaumt. Schlimmstenfalls sagen: "Schon gut. Je mehr Sie sagen, desto aufschlußreicher..."].
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Ich ging durch die Hauptstraße von Neu-Ulm und als ich rechts um die Ecke bog um die Donaubrücke zu überqueren, hörte ich einen langsam fahrenden Diesel, sah im Schaufenster dann einen neuen VW Passat (?) Kombi, es war die Polizei (schöne Grüße an Michael aus Zofingen ;-D )!
Ich sah auch in den Augenwinkeln, dass sie neben mir stehen blieben, aber ich ging einfach weiter.
Plötzlich öffnete der Beifahrer das Fenster und rief "Hallo", ich drehte mich zu ihnen um und ging zum Auto, worauf mich der Polizist fragte, ob ich einen Ausweis dabei hätte und ich sagte ihm, der läge im Auto, sagte ihnen dann, wo mein Auto steht.

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War es ein sichtbares "Einsatzfahrzeug" oder ein getarnter "Ziviler"? In lezterem Fall sollte man sich auf jeden Fall trauen, höflich zu fragen: "Dürfte ich einmal Ihren Dienstausweis sehen? Als Polizei kann sich jeder ausgeben..." [evtl. hinzufügen: "Der Jux ist mit mir schon einmal gemacht worden"].
[Anmerkung: Die müssen von sich aus ihre Dienstausweise zücken, wenn ihre "Amtseigenschaft" nicht per Uniform erkennbar ist. Das ist Dienstvorschrift. Häufig wird meist eine legerere Variante gewählt, indem einfach das blaue Magnetfuß-Stroboskoplicht aufs Dach gesetzt wird. Wurden die Dienstausweise vergessen, erkundigt man sich einfach nach dem Dabei-Haben dieses Utensils. Kann dir niemand einen Strick 'draus drehen, wenn du dich vergewissern willst, daß man es auch wirklich mit der Polizei zu tun hat. Normal sollten sie sogar dankbar sein, wenn jemand MIT ihnen gegen § 132 StGB (Amtsanmaßung) kämpft.]
Die Gedankengänge der Obrigkeit sind oft unergründlich. Gleichzeitig ist sie aber bestrebt, sich das Leben so bequem wie möglich zu machen. Trotzdem hat in solchen Fällen mein Angebot (sofern ich gerade meine Schritte zum Auto lenkte) "So ginge es für Sie am schnellsten: Fahren wir einfach zu meinem Auto & ich zeige Ihnen meinen Schein" noch nie solches bewirkt, im Gegenteil, oft waren schlagartiger Interesse-Verlust & Aktions-Abbruch die Folge oder sie "checkten" so wie bei dir. Die Obrigkeit ist kein Gratistaxi...
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Der Polizist auf der Beifahrerseite, der mich ansprach fragte, ob ich gerne barfuß ginge, was ich mit "Ja, sehr gerne" erwiderte.
Er fragte mich, ob ich auch bei Schnee so ginge und ich sagte: "Ja, solange kein Streusalz liegt." Der Polizist lächelte angetan und sagte "krass". :-))
Ich glaubte, den Fahrer wieder zu erkennen, von der letzten Kontrolle zwei Wochen vorher, als ich barfuß Auto fuhr (die Meisten werden sich wohl an diese Sache erinnern), er trug dieses Mal bloß eine Brille oder war er es vielleicht doch nicht?
Ich sagte auch zu ihm: "Kennen wir uns nicht vom letzten Mal, als ich auch kontrolliert wurde?"
Er sagte überlegend: "Nja, der Name Dörr sagt mir irgend etwas, aber ich habe ihnen wegen barfuß noch keine Anzeige gegeben."
Ich sagte, es sei ja auch nicht verboten, er grinste, seine Gebärden und sein Gesichtsausdruck vermittelten den Ausdruck in Richtung "Weiß man´s?"

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Diese Jovial-Gespräche versuche ich meist abzublocken, weil sie letzten Endes nur pure Piesacke sind. Die Amtshandlung und das Gespräch beenden nämlich "die" und nicht du. Sie belästigen dich & stehlen dir deine Zeit! Man kann gerade noch sagen: "Ich wundere mich ein wenig, daß ich jetzt schon zum wiederholten Male...darf ich fragen, was mich für Sie so interessant macht?"
Das sagen "sie" dir nämlich aus "taktischen" Gründen nicht...
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Er bat seinen Kollegen auf der Beifahrerseite, mal kurz das Fenster zu schließen und ich fragte, ob sie jetzt nachhören würden, ob von mir ein Delikt etc. vorläge (da sie ja meinen Vor- und Zunamen sowie das Geburtsdatum haben wollten), was der Beifahrer bejahte.

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Genau das geschieht. Es wurde ihnen eintrainiert, von sich so wenig Informationen wie möglich abzugeben, deswegen schließen sie das Fenster. Ihre Zentrale ist dann online mit allem Möglichen (Bundeszentralregister, Vorstrafen etc. etc.) verbunden und in deinem Fall hörten sie: "Liegt nichts vor" oder einfach "Negativ".
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Nach kurzer Zeit öffnete der Beifahrer wieder das Fenster und sagte freundlich: "Alles klar, wir wünschen ihnen einen schönen Abend", worauf ich mich bedankte und verabschiedete.

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Ich möchte nicht nervig-belehrend sein, aber den gleichen Fehler hab' ich früher auch gemacht, weil die ihre Psycho-Wirkung ausnutzen und der "Betroffene" dann oft irgendwie ganz "verdattert" ist. Für WAS soll man sich da bedanken? Ich sag' höchstens noch "Schon OK". Verabschieden? Grüßen? Also wirklich nicht.
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Ulm dürfte auf jeden Fall eine größere P-Inspektion oder -Direktion haben, irgendjemand spinnt da drin, hat Kriterien für "Routineüberprüfung einer Person" erlassen oder läßt solche von höherer Stelle gegebenen "Richtlinien/Empfehlungen" besonders intensiv "anwenden". Darunter können fallen: Allgemein kleidungsmäßiges Nicht-Angepaßtsein (worunter auch BF fällt), lange Haare, Paartagesbart bei Herren & allgemein wenig "gutbürgerliches" Erscheinungsbild...
Falls du wieder 'mal nach Ulm kommst, könntest du auch das Engel-Verfahren anwenden. Man schreibt eine Art Expose´ mit Foto im Stil einer Bewerbung [kurzes Selbstportrait, kurzer beruflicher Werdegang, ehrenamtliche Tätigkeiten] an die Polizei "Sehr geehrte Damen & Herren, bin nunmehr schon zum x-ten Male kontrolliert worden...". Es scheint sie offenbar abgestumpft zu haben.
Trotzdem gefällt mir Ulm nicht. Zumindest das Prädikat "Stadt mit BF-unfreundlichem Psychoklima" ist auf jeden Fall angebracht, ich fahre 1 - 2 x wöchentlich auf der A8 'dran vorbei. Falls du Lust hast, könnten wir uns fast einmal z. B. auf einen Kaffee treffen.
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So, nun aber gut, sonst wird es ein Buch! :-D

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Fand ich gar nicht. Eine Fülle konzentrierter Information in kompakten Worten. Ich weiß, daß speziell meine Wenigkeit mit diesem Standpunkt zur Beiträgslänge etwas allein steht. Genau diese Art von Beiträgen, die du gerade geschrieben hast, ist das, was mich am meisten interessiert (Berichte aus dem BFigen Alltagsleben).
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Schöne Füße von Andi ;-)
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Mit der Schönheit meiner bin ich gerade nicht zufrieden. Sie wollen trotz intensiver Sonnenbestrahlung einfach nicht braun werden, weiß der Teufel, was da los ist. Alles Gute, Jay


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