Vom Reiz des Winter- BF (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 22.03.2007, 02:09 (vor 6459 Tagen) @ Jay

Obwohl ich durchaus nicht unhappy darüber bin, in Sachen Tieftemperatur ein klein wenig flexibler geworden zu sein, ist mir dieses barfüßige Winter-Rebellenfaible psychodimensional genauso verschlossen geblieben wie der einstige TV-Werbeslogan eines großen Bekleidungshauses in München: Was sind das bloß für Leute, die zum modischen Arendt rennen!
Naja, können du, Markus U., Descalzar & noch einige andere sagen: Was sind das bloß für Leute, die NICHT zum modischen Arendt rennen!
Das waren die einzigen Sätze, die in dieser Werbung gesprochen wurden.
Ich check´s echt nicht. Gibt es eine Möglichkeit, überhaupt verbal zu beschreiben, was das Besondere, das Einzigartige an Winter-BF ist?

Hi Jay,

ich versuche mich mal an einer Antwort. Ich kann mich noch genau daran erinnern, daß ich mir schon im zarten Alter von drei Jahren (natürlich heimlich, die "Unangemessenheit" der offenen Diskussion richtig ahnend) die Frage vorlegte, ob es auch im Winter möglich sei, barfuß zu gehen. Mangels eines Vorbildes im richtigen Leben kam ich zu einem negativen Ergebnisse. Andererseits ließ das Thema "barfuß im Winter" mich auch nicht los, zumal es mir in Geschichten ("Das Mädchen mit den Schwefelhölzern") und Liedern (Nana Mouskouri: "Draußen vor der Tür steht ein Junge ohne Schuhe im Schnee...") immer wieder begegnete. Die Vorstellung, auch im Winter bei kalten Temperaturen draußen barfuß zu gehen, kam für mich so tough rüber wie irgendwas (also nix mit "schutzlos und verletzlich", sondern einfach nicht auf Sch... Schuhe angewiesen zu sein). In diesem Forum lernte ich dann, daß ich einem Trugschlusse aufgesessen war und es tatsächlich möglich ist, im Winter draußen barfuß zu gehen. Ich trainierte also fleißig (und schaffte es auch immer wieder, irgendeinen "Trainer" zu finden), bis ich es schließlich auch alleine konnte; die Krönung waren freilich die legendären Wintertreffen in Karlsruhe (Dezember 2001) und Stuttgart (Dezember 2002). Wegen der Einzelheiten verweise ich aufs "Best off" (hab' keine Lust, hier alles nochmal haarklein aufzuschreiben).
Ein besonderer Reiz besteht darin, daß es für viele Zeitgenossen schlichtweg unvorstellbar ist, daß jemand im Winter barfuß laufen könnte, und sie entsprechend verdattert aus der Wäsche schauen, wenn sie beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt oder so unvorbereitet damit konfrontiert werden. Zwar mag sich der eine oder andere, der einen einzelnen Barfußläufer bei Minustemperaturen sieht, denken, daß eds sich um einen "Spinner" handele, und wohl auch die Polizei rufen, wenn der Barfußläufer auch ansonsten nicht "übermäßig winterlich" (etwa nur mit einem extrem kurzen Hösli und einem dünnen Hemdli) gekleidet ist (meine Art der Winter- BF- Bekleidung ist es nicht, weshalb wegen mir bisher noch niemand die Polizei rief). Wenn jedoch zehn oder mehr Menschen (es dürfen auch weniger sein; drei reichen u. U. bereits aus) plötzlich barfuß übern Weihnachtsmarkt wandeln, dann ist das schon eine kleine Sensation. Die wohl eigentümlichste Reaktion war die einer älteren Italienerin, welche sich, als sie in der Straßenbahn plötzlich lauter nackte Fußpaare um sich herum sah, spontan bekreuzigte, und manchem, der einen "intus" hatte, merkte man die Zweifel an der Wahrnehmungsfähigkeit an.
Ansonsten ist es einfach toll, ganz offensichtlich etwas zu können (und zu tun), was man früher selber nicht für möglich gehalten hätte. Am meisten Spaß macht es mir, wenn ich den Winter mit jemandem zusammen BF genießen kann (gilt auch für den Sommer, ist dann allerdings deutlich schwächer ausgeprägt, weil BF im Sommer in den Augen der beschuhten Mehrheit zwar keineswegs selbstverständlich, aber anders als im Winter immerhin verständlich ist). Und über festgetretenen Schnee zu gehen (ganz lokkeren Pulverschnee habe ich BF nicht so gerne), ist darüber hinaus ein schönes Gefühl.

Barfüßige schneefreie Märzgrüße,
Markus U.


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