schnelles Ende in Verdun (Hobby? Barfuß! 2)

Engel, Tuesday, 27.02.2007, 11:52 (vor 6482 Tagen)

Hallo Leute,
T’schuldigung das ich mich nicht mehr gemeldet hab, wir mussten aber unsere Wanderung abbrechen, da der Vater von Maik ins Krankenhaus kam. Sind deswegen Gestern schon Heim gefahren. Haben trotzdem die Hälfte der Strecke absolvieren können und das wichtigste (nämlich Verdun) erreicht. Den Rest bis Reims werden wir aber nachholen.

Nun wieder zum Reisebericht:
Wie im letzten Bericht erwähnt, haben wir uns für Samstag ne kürzere, aber nicht weniger anspruchsvolle Strecke vorgenommen, von Haudiomont über Blanzee und Damloup nach Douaumont.
Mittlerweile hat sich auch das Wetter verschlechtert. Konnten wir die letzten beiden Tage noch meißt in der Sonne Wandern, so wurden wir am Samstagmorgen mit Nebel und Nieselregen begrüßt als wir um 8Uhr unsere Pension verließen.
Maik hatte sich heute dazu entschlossen ein Stück weit auch BF zu laufen. Mit dem Tempo hatte er keine Probleme, was wohl daran lag, das ich die ersten Meilen etwas langsamer gehen musste, da meine Fußsohlen von der Dauerbelastung doch etwas schmerzten. Nach ner halben Stunde lies dieses unangenehme Gefühl aber wieder nach.
Die ersten 3Km bis Watronville gingen wir wieder auf nem Radweg an der Strasse entlang. Dies war zum einen eh die kürzeste Strecke, zum anderen wollte ich Maik’s Füße am Anfang nicht gleich überstrapazieren. Dort kamen wir dann auch gegen 9Uhr an. Hier entschloss Maik sich wieder dazu seine Wanderstiefel anzuziehen, was ich auch verstehen konnte, da ich mich noch gut an meine Anfangszeiten erinnere. Es ist schon etwas anderes mit nassen Füßen BF zu laufen, vor allem auf Asphalt.
Die nächsten 2,5Km gings dann über Feldwege weiter nach Blanzee, welches wir schnell hinter uns liesen. Wir gingen wie zuvor weiter Richtung NNW woraufhin wir nach ca 5Km an nem künstlich angelegtem Fischteich vorbei kamen. Hier trafen wir nen Mann in unserem alter an, der mit der Fütterung der Fische beschäftigt war. Als wir uns mit ihm unterhielten erfuhren wir das es sich um den Sohn des Besitzers handelte. Auf seine Frage hin erklärten wir ihm, welcher Grund uns in diese Gegend führte. Er staunte nicht schlecht als er unseren bisher zurück gelegten Weg erfuhr. Wir mussten wohl Eindruck bei ihm gemacht haben, denn er gab uns die Erlaubnis n paar Fische für’s Mittagessen zu fangen (Angelzeug gehört bei uns zur Grundausstattung). Während wir mit fischen beschäftigt waren erzählte er das er aus Damloup stammte und versprach uns zu seinem Opa zu bringen, welcher hier in der Gegend noch einige (inzwischen stark verfallene) Anlagen kannte. Nachdem unser Mahl erlegt war gingen wir mit Jaques (so hieß der Mann) die restlichen 2Km nach Damloup.
Bei Jaques Großvater angekommen (welcher auf nem wunderschönen alten Hof lebte) boten wir nach einer sehr herzlichen Begrüßung an, unser Mahl (hatten genug für 4 Leute gefangen) mit ihnen zu teilen. Im Garten des Anwesens gab es ne schöne Grillstelle wo wir die Fische zubereiten konnten.
Im Laufe des Essens erklärte uns der kauzige alte Mann anhand unserer Karte wo wir noch spuren der Kämpfe finden konnten. Wir entschlossen uns daraufhin unsere Strecke abzuändern und anstatt nach Douaumont (nördlich) westlich direkt Richtung Verdun zu gehen, was für uns bedeutete, das wir nun ca 8Km Strecke durch den Wald vor uns hatten.
Hier stießen wir ständig auf verschüttete Grabenanlagen und verfallene Unterstände, welche allesamt kaum noch zu erkennen waren.
Da wir oft inne hielten um uns genau umzusehen brauchten wir für diesen Weg den ganzen Nachmittag. Erst gegen 17Uhr kamen wir aus dem Wald heraus (welch Wunder, an der Stelle die wir beabsichtigt haben ) und fühlten uns wie Forscher, die in nem Dschungel irgend welche verschollenen Tempel suchen.
Jetzt hatten wir noch ca 3Km bis zur Stadtmitte von Verdun vor uns, welche wir zügig hinter uns brachten. Dort angekommen versorgten wir uns zuerst mit nem Stadtplan worin sämtliche Sehenswürdigkeiten verzeichnet waren, damit wir am kommenden Tag soviel wie möglich besichtigen konnten. Nachdem auch ne passable Unterkunft gefunden war, gingen wir zum gemütlichen Teil des Tages über und erkundeten die Kneipenwelt von Verdun. Dazu benutzten wir aber n Taxi, da wir keinen Schritt mehr gehen wollten als nötig war. Wir hatten ja ursprünglich noch einiges vor.

Am Sonntag früh ging es dann auch zeitig raus, da wir eigentlich nur einen Tag hier verbringen wollten. In anbetracht der vielen historisch bedeutsamen Orten wurde uns aber schnell bewusst (wir waren ja zu Fuß unterwegs) das wir mindestens noch einen Tag hier verbringen müssen.
Als erstes machten wir uns auf den Weg zur unterirdischen Zitadelle. Unterwegs kamen wir an ner Kathedrale vorbei und wir mussten merken, das die auch auch "Notre Dame" heißt.
In der Zitadelle verbrachten wir die meiste Zeit, da das Ding echt riesig ist. Werdet Ihr sehen wenn wir unser Bildmaterial aussortiert haben.
Da es nun ständig regnete beschlossen wir uns dann das Princerie-Museum anzuschauen. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, das hunderte Menschen bei dem Wetter die gleiche Idee hatten, woraufhin wir uns entschieden doch zuerst die mittelalterlichen Befestigungsanlagen zu besuchen (von denen es hier einige gibt). Auch hiervon werden wir Euch Bildmaterial zukommen lassen (hier alle Einzelheiten zu dokumentieren würde echt den Rahmen sprengen).
Danach begaben wir uns zum Verdun Memorial wo wir zu allererst nen Kranz für alle gefallenen Soldaten niederlegten.
Der Friedhof dort mit ca 15000 französischen Gräbern ist schon erschreckend beeindruckend, doch am unvorstellbarsten ist das Gebeinhaus mit den sterblichen Überresten von 130000 (Hundertdreisigtausend) gefallenen unbekannten Soldaten aller beteiligten Nationen.
Hiernach war unser Tatendrang auf weitere Exkursionen erst mal auf Null gebremst und wir begaben uns in unser Hotel zurück.
Bei dem nun folgenden Abendessen (welches uns irgendwie nicht schmecken wollte, aber wen wundert’s) erreichte uns per Handy dann die schlimme Nachricht von der Erkrankung des Vaters von Maik. Wir brachen natürlich sofort unsere "Zelte" ab und fuhren mit dem nächsten Zug nach Hause.
Maik’s Vater geht es mittlerweile wieder etwas besser (ist aber noch im Krankenhaus, leichter Schlaganfall). Wir haben heut Morgen am Telefon auch schon ausgemacht das wir die Tour zu gegebener Zeit fertig laufen. Ihr werdet natürlich rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt.

Hoffe Euch hat mein Reisebericht gefallen, auch wenn er nicht vollständig ist.
Zuletzt möchte ich noch anmerken, da hier im Forum schon darüber diskutiert wurde, ich hatte zu keiner Zeit Probleme damit irgendwo Barfuß rein zu kommen (egal ob Hotel, Kneipe, Sehenswürdigkeiten oder sogar Gedenkstätten). Wurde zwar öfters von Passanten schräg angekuckt, konnte aber die Kommentare nicht verstehen, da ich der französischen Sprache nicht mächtig bin.
Ich werd mir jetzt erst mal n paar Tage Ruhe gönnen, meine Füße pflegen und über das gesehene nachdenken. Nebenher wird ich natürlich auch weiterhin das geschehen in diesem Forum verfolgen.

andächtige und barfüßige Grüße von

Euerm Engel


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