Meine Theorie... (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo,
wer sich im Studium des engl. Klassizismus (18. Jh.) mit Texten beschäftigt, berücksichtigt bei der Arbeit in aller Regel kulturhistorische Artefakte aller Art, d.h. nicht nur durch Bücher machen wir Vergangenheit erfahrbar, sondern auch durch andere Dinge wie z.B. Gemälde. Stimmt, zahlreiche europäische Maler des 18. Jh. stellen in ihren Gemälden auch oppulent gekleidete Männer und Frauen oft barfuß dar. Aus meiner Sicht ist dies jedoch nicht aus der Intention heraus geschehen, die Wirklichkeit möglichst realistisch im Bild darzustellen, vielmehr sind im Klassizismus Gemälde - und Texte - Ausdrucksmedium einer Wirklichkeitsvorstellung. Was im 18. Jh. wiederentdeckt wurde, war die Antike. In der 2. Hälfte des 18. Jh., als z.B. in England die Romantik aufblühte, könnte "barfuß" eine projizierte Verbundenheit von Mensch und Natur zur Absicht haben. Was nicht heißt, dass Menschen draußen tatsächlich barfuß herumliefen, es sei denn, sie konnten sich tatsächlich keine Schuhe leisten. Ich denke, es ist wichtig, zwischen Realität und Darstellung der Realität unterscheiden, da beides selten deckungsgleich ist.
Viele Grüße
Bernd
Habe eben bei Rousseau (Der Gesellschaftsvertrag, 1758) im 8. Kapitel folgendes Zitat gefunden:
Ähnliche Unterschiede bietet der Luxus in Kleidern dar. Unter Himmelsstrichen, wo der Witterungswechsel schnell und heftig eintritt, hat man bessere und einfachere Kleider; in solchen, wo man sich nur um des Putzes willen kleidet, nimmt man mehr auf Glanz als auf Nutzen Rücksicht, und die Kleidung ist dort reiner Luxus. In Neapel kann man täglich Leute nach Pausilippo wandeln sehen, die goldbesetzte Oberkleider tragen, aber barfuß gehen.
Offenbar gab es damals auch schon mal einen Barfuß-Trend, bei dem Schuhlosigkeit nicht sofort mit Armut verbunden wurde.