Wie das Barfußverbot im Himmel verhindert wurde (Hobby? Barfuß! 2)
Achtung: Die Handlung dieser Geschichte wurde frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit wirklichen Geschehnissen wäre rein zufällig!
Ein hektischer Samstag in der Vorweihnachtszeit: Kaum jemand kann dem hektischen Treiben widerstehen, auch nicht im Städtchen Zofingen. Die Läden sind voll, ebenso das Parkhaus und die Parkplätze. So blieb den Leuten nichts anderes übrig, als ihre Autos dort abzustellen, wo gerade Platz war. Dieses freute wiederum die Polizei, denn wann sonst war es möglich, mit derart wenig Aufwand so viel Geldbußen einzuziehen.
So war auch ein älterer Polizist unterwegs, um seinen Teil dazu beizutragen, daß die Stadt schwarze Zahlen schrieb. Der Beamte war gut gelaunt, denn alle Falschparker zahlten bereitwillig, es war ja Weihnachtszeit. So kam es, daß der Polizist unter der Last der eingezogenen Bußgelder zusammenbrach - und starb!
Er klopfte an die Himmelstür, und Petrus ließ ihn rein. Schon wollte Petrus die nötigen Formalitäten erledigen, daß der Beamte Uniform und Dienstwaffe gegen ein Engelsgewand eintauschen konnte, da bemerkte er etwas, was er in seiner langen Karriere als Himmelsportier noch nie beobachtet hatte. Er konnte einfach nicht begreifen wieso der Neuling plötzlich erblaßte und die Engel im Himmel anstarrte.
Was für Petrus selbstverständlich war, muß für einen frisch verstorbenen Polizisten noch lange nicht selbstverständlich sein, was er gerade sah, ja sehen mußte: Alle Engel waren barfuß! Das paßte dem guten Beamten natürlich gar nicht. Schon zu Lebzeiten reichte bereits ein einiger Barfüßer in seiner Stadt, um ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Er wollte eine saubere Stadt, und sauber und barfuß waren halt zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. Und hier im Himmel, der nicht nur sauber, sondern porentief rein sein soll, treiben sich derart viele Barfüßer herum? Unmöglich, da muß ich aufräumen, dachte er. "Bin ich hier denn in der Hölle?" schrie er den heiligen Petrus an.
Sofort rannte der Beamte auf einen Engel zu, der ihm am nächsten war und verlangte sofort dessen Ausweis. Da aber bekanntlich das letzte Hemd keine Taschen hat, weil man im Himmel einmal kein Geld benötigt und auch ohne Ausweispapiere erkannt wird, konnte der Engel damit nicht dienen. Dieses war dem Beamten aber nicht egal, ihm ging es nicht um die wirklichen Personalien des Engels, ihm ging es ums Prinzip. Während der Polizist dem Engel diejenigen Paragraphen nannte, nach denen er berechtigt wäre, eine verdächtige Person, die sich nicht ausweisen kann, auf die Wache zu nehmen (und barfuß wäre überaus verdächtig), blieb dem Engel nichts anderes übrig, als sich der Kontrolle durch "Flucht durch Davonfliegen" zu entziehen.
Der Beamte wäre am liebsten hinterher geflogen, aber das ging nicht, weil
1. auch Engelsflügel eine gewisse Zeit zum Wachsen brauchen, bis sie zum Fliegen taugen, und im Himmel sind Zeitdimensionen anders
2. die Uniform keinerlei Öffnungen aufwies, durch die sich das Gefieder hätte entfalten können
3. die schweren Kampfstiefel des Beamten ein elegantes Fliegen verunmöglichen.
So zog er es vor, sich auf den nächsten Engel zu stürzen, um diesen zu kontrollieren. Aber was er auch tat, jedem Engel gelang es, einfach davon zu flattern. Der Polizist wurde immer böser, fing an zu pöbeln und zu fluchen, wie er es auf Erden nie getan hatte. Auch Petrus waren solche Töne völlig fremd, am liebsten hätte der den Zofinger Polizisten wieder vor die Tür gewiesen, aber das lag außerhalb seines Kompetenzbereiches. Dazu benötigte er den Segen seines Vorgesetzten.
So kam es, daß es wieder an der Himmelstür klopfte. Als Petrus öffnete, sah er, daß es sich um einen Oftringer handelte. Darauf Petrus: "Nein, dich laß ich nicht rein. Ich habe genug Ärger mit einem Zofinger Polizisten. Ihr Oftringer seid doch genau solche Spießer wie die Zofinger. Ihr Aargauer seid doch alle gleich." Der Oftringer war zunächst beleidigt (kein Oftringer möchte mit einem Zofinger in einen Topf geworfen werden, umgekehrt aber auch nicht), dann aber besann er sich: "Das ist doch kein Problem. Ich helfe dir, ihn wieder loszuwerden." Petrus war zwar skeptisch, willigte jedoch darauf ein.
Der Oftringer öffnete die Himmelpforte einen Spalt, steckte seinen Kopf durch und rief lautstark in die heiligen Hallen: "Falschparker auf dem Zofinger Thutplatz!" Der Zofinger Beamte drehte sich in Richtung Himmelstür, mehr geschah nicht. Der Oftringer schrie: "Der Fahrer befindet sich bereits auf dem Weg zurück zum Auto!" Der Polizist ging langsam auf die Himmelstür zu. Wieder schrie der Oftringer: "Der Fahrer läuft barfuß und trägt kurze Hosen!"
Wie ein wilder Stier stürmte der Beamte durch die geöffnete Himmeltür nach draußen, um den vermeintlichen barfüßigen und kurz behosten Parksünder noch zur Kasse zu bitten, bevor er davonfahren kann. Als Dank ließ Petrus den Oftringer im Himmel und schloß die Tür. Von diesem Zeitpunkt an hatten die Engel wieder Ruhe im Himmel und konnten ungestört barfuß frohlocken und Hosianna singen. Die "Amerikanisierung" des Himmels fand nicht statt. Und die Stadt Zofingen profitiert noch heute von den hohen Einnahmen durch Verkehrsbußen. Aber der Versuch, die Stadt zur "barfußfreien Zone" zu erklären, ist bis zum heutigen Tag nicht gelungen. Schließlich sind "Umzonungen" in der Schweiz keine Angelegenheit von wenigen Tagen, sondern nicht selten von Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten.
So, jetzt hoffe ich, daß ich nicht wegen "Gotteslästerung" gesteinigt werde.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen