Durch die Wälder will ich schweifen, wo die muntre Quelle springt... (Hobby? Barfuß! 2)

Eugen, Stammposter, Tuesday, 05.09.2006, 00:04 (vor 6593 Tagen) @ Georg

Hallo zusammen,

zunächst mal ein großes Dankeschön an Georg für seine organisatorischen Planungen und Ideen, immer wieder neue verborgene Pfade für herrliche Barfußwanderungen auszukundschaften. In meinen Augen war der gestrige Sonntagnachmittag perfekt -- alles paßte -- das Wetter (hohe Luftfeuchtigkeit und 23 Grad) -- die Wege und unser zwangsloses Beisammensein.

Auch ich war am Sonntagmorgen skeptisch. Doch ein Gang auf die Terrasse versprach zumindest angenehmen warmen "Regenspaziergang". Über google earth mußte ich noch schnell die Koordinaten des Treffpunktes (N 50 50 27/E 7 12 18) in mein altes GPS eingeben. Meine Anzugsordnung: Fast knielange Hose und blaues kurzärmliges Hemd. Regenjacke wollte ich nicht mitnehmen, denn bei dieser Luftfeuchtigkeit wird alles sofort naß. Im Notfall mußte ein Regenschirm, der wahlweise bei glittschigen Wegpfaden auch als "Steighilfe" benutzt werden konnte, herhalten. Und dann noch den Rucksack über die Schultern -- Verabschiedung -- und schon konnte es losgehen.

Punktgenau treffe ich mit meinem GPS den Kirchenparkplatz in Lohmar und treffe dort Michael (BN) schon an. Kurz darauf trafen dann alle übrigen (Georg, Guenther, Hubert und Ralf (BN) mit seiner Frau Elisabeth) ein. Es konnte losgehen.

Mein heimlicher (Kindheits)-Traum ist es ja immer, eine Barfußwanderung mit einem richtigen Abenteuer zu verbinden. Diesem Traum kam diese Wanderung im Lohmarer Wald sehr nahe -- frei nach Heine (Harzreise)

Steiget auf, ihr alten Träume,
öffne dich, du Herzenstor,
Liederwonne, Wehmutstränen,
Strömen wunderbar hervor.

Durch die Wälder will ich schweifen,
Wo die muntere Quelle springt,
Wo die stolzen Hirsche wandeln,
Wo die liebe Drossel singt.

Auf die Berge will ich steigen,
Auf die schroffen felsenhöhen,
Wo die grauen Schloßruinen,
in dem Morgenlichte stehen...

Es war wirklich herrlich. Alle meine Erwartungen wurden übertroffen. Im "mystischen" Wald trafen wir bald auf einen Bach, der sich tief in den Sandboden eingegraben hatte. Der "Canyon" war mindestens 6m breit und ebenso tief. Starkes Hochwasser muß ihn geschaffen haben. Ein Paradies für die baren Füße. Mehrere umgestürzte Baumstämme hatten sich über den "Canyon" gelegt, aber ein darüberbalancieren wäre übel-glitschig ausgegangen. Es war schon fast wie auf einer Expedition im Südamerikanischen Regenwald - die Luftfeuchtigkeit zumindest stimmte. Wir waren für kurze Zeit Indianer im Regenwald - eine paradiesische Vision.

Auf dem Jägerpfad ließ sich herrlich barfuß laufen; der Waldboden fühlte sich weich und immer feucht an. Auf hervorstehende Wurzeln mußte man natürlich achten, wenn man sich nicht die Zehen stoßen wollte. Nachdem uns einige Mountainbiker auf dem schmalen Walpfad begegnet waren, konnten wir herrliche Pilze bewundern, wo insbesondere ein großer Fliegenpilz (wie im Märchenland) meine Bewunderung eregte.
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(Quelle: www.drogenring.org)

Mehrfach konnte man auch den großen Waldmistkäfer (@ Michael: so heißt er nämlich) auf dem Waldboden bestaunen.
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(Quelle: www.insektenbox.de)
Wir entdeckten auch eine leise flüsternde Quelle im Wald mit eiskaltem Wasser. Nach Verlassen des Waldes hatte Georg etwas die Orientierung verloren -- es war wie bei Hänsel und Gretel -- wir kamen an einigen Hexenhäuschen (Waldvillen) vorbei -- doch wir fanden den Pfad der Tugend immer wieder. Bei mir kam nach Verlassen des "Zauberwaldes" etwas Wehmut auf -- frei nach Eichendorff (Abschied):

O Täler weit, O Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen,
andächtiger Aufenthalt.
Da draußen, stets betrogen,
saust die geschäftige Welt.
Schlag noch einmal die Bogen,
um mich, du grünes Zelt.

Das Laufen über Asphaltwege war gar kein Problem -- nur wenn feiner Split noch dazukommt, laufe ich lieber zwischen Brennesseln (soll ja gesund sein):-))) Nachdem sich Ralf und Elisabeth auf dem Rückweg von uns getrennt hatten, begegneten uns doch glatt noch junge Rittersleut -- mit Schild und Umhang -- und das wieder im Wald (wie in einem Roman von Adalbert Stifter)! Sie hätten auf dem Güldenberg ein "Burgfräulein" befreien müssen! Und einer von Ihnen zog beim Anblick unserer Füße sofort seine Schuhe und Socken aus -- wie Georg ja schon schilderte. Diese Jugendlichen machten einen wunderbaren Eindruck -- nichts Überhebliches war an ihnen -- keine abfälligen Bemerkungen über unsere baren Füße. Oder waren wir doch wieder im "Märchenwald", zeitlich 1000 Jahre zurückversetzt?

In jedem Fall sind wir alle wieder wohlbehalten in der Jetztzeit angekommen. Es war eine tolle Barfußwanderung mit schmeichelnden Empfindungen an den Füßen und märchenhaften Eindrücken in der Seele.

Mit besten Grüßen,

Eugen


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