Haben Sie keine Schuhe dabei? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Monday, 31.07.2006, 13:50 (vor 6694 Tagen) @ Guenther

Hallo Guenther !

"Es war eine ziemlich junge schnippische Schaffnerin, die sich nicht auf Versicherungsfragen stütze, sondern ihr Hygieneempfinden, wonach man nicht den ganzen barfuß durch den Dreck laufe und dann abends mit diesen verdreckten Füßen noch Zug fahre, zumal es doch auch "bequeme Schuhe" gebe. Sie wollte mich auch des Zugs verwiesen, hat es dann aber nicht gemacht, und als sie eines Tages wieder in dem Zug war, hat sie nichts mehr gesagt; nach dem Engagement, mit dem sie mich beim ersten Mal zurechtwies, zu urteilen, hat sie sich bestimmt erkundigt und erfahren, daß in den DB-Beförderungsbedingungen nun mal nix steht."

Darf man überhaupt aus dem Zug verwiesen werden, wenn man in Besitz einer gültigen Fahrkarte ist? Auf freier Strecke sicher nicht. Aber auf dem nächsten Haltebahnhof? Kann manchmal schlimm sein. Angenommen, man befindet sich barfuß im Zug aus dem Tessin (Sonne, ca. 18°C) und muß zurück ins verregnete Zofingen (+3°C). Sicher kein Problem. Aber wehe, wenn man wird im Gotthardtunnel kontrolliert, und der Schaffner will einen am nächsten Bahnhof (Göschenen) rausschmeißen. Dann kann es einem blühen, daß dort heftiges Schneetreiben herrscht. Wenn da der Schaffner einen rausschmeißt, macht er sich sicher strafbar.

Das Witterungsgeschehen ist übrigens nicht frei erfunden. Es ist schon mal vorgekommen, daß es zur Osterzeit im Tessin fast sommerlich war, aber in Göschenen die Bahnbediensteten mit Volldampf dabei waren, den ständig neu fallenden Schnee zu beseitigen. Damals lief ich zwar noch nicht barfuß, aber kurze Hosen und Turnschuhe ohne Socken wären auch nicht gerade ideal gewesen. Damals kam mir tatsächlich der Gedanke, was wohl passieren würde, wenn ich aus dem Zug müsse. Ich dachte aber weniger an böse Schaffner, sondern technische Pannen.

"Man merkte der Dame deutlich ihr persönliches Ekelgefühl an, und das hat sie hat kraft ihrer Autorität als Schaffnerin objektivieren wollen."

Nach dem Barfußtreffen in Düsseldorf im Dezember 2004 mußte ich in Köln den Zug wechseln. Wegen Verspätung mußte ich länger am Hauptbahnhof warten und verließ auch den zugigen Bahnsteig. Eine Frau mit roter Mütze (diesmal keine junge schnippische, sondern eine alte Schachtel vom Typ "russische Agentin" im James-Bond-Film herrschte mich wegen meiner Aufmachung (barfuß, kurze Hose, Sommerjacke) barsch an. Auf meine Meinung, barfuß wäre doch nicht verboten, sagte sie: "Aber fast! Wir haben keinen Hochsommer mehr! Eigentlich müßte ich Sie aus dem Bahnhof weisen!" Auch dazu hätte sie keine Befugnis gehabt, denn ich befand mich in Besitz einer Fahrkarte. Meistens sind das nur leere Drohungen. Ich hatte jedoch Befürchtungen, daß sie die "Kalkmützen" von der Bundespolizei rufen würden. Diese hatten mich schon am Düsseldorfer Hauptbahnhof gefilzt. Spießer hatten sich über mich beschwert. Hier hielt ich mich länger auf einem Bahnsteig auf, weil auch dieser Zug Verspätung hatte.

Wenigstens waren sie mit der Kontrolle durch, bevor mein Zug kam. Wenn ich den reservierten Zug nicht bekommen hätte, sondern erst einen späteren, hätte ich womöglich Strafe bezahlen müssen, so wie einer, der zu spät zum Bahnhof zum Bahnhof kommt. Bei verpaßten Züge wegen Zugverspätung zeigt sich die Bahn relativ kulant, aber ist sie es auch, weil einer auf dem Bahnsteig von "Bundesbullen" wegen nicht Einhaltung irgendeiner nicht vorhanden Kleiderordnung am Betreten des gewünschten Zuges gehindert wird?

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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