Schuhe in Kriegs- und Nachkriegszeit (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Guenther
Ich glaub es war eher umgekehrt, Schuhe waren Industriegüter und deshalb in der Stadt vorhanden, Lebensmittel dagegen Agrargüter und somit auf dem Land vorhanden. Da gegen Kriegsende die Infrastruktur völlig kaputt war, kamen die Güter nicht mehr weg von ihren Entstehungsorten. ...
Im Prinzip hast du natürlich recht, Du übersiehst nur, dass die Industrien in den großen Städten zum großen Teil dem Bombenhagel zum Opfer fielen. Und was stehen blieb, wurde zumindest im Osten Deutschlands, genau wie in West-Berlin, von den Russen als Reparation abgebaut und nach Russland transportiert. Die Industrie lag am Boden. Es wurde zunächst so gut wie nichts mehr produziert. Bis der entstandene Nachholbedarf aufgeholt werden konnte, vergingen mehrere Jahre, in denen manches Kind um einige Schuhgrößen wuchs.
Die Leute in der Stadt hatten Kleidung, aber Hunger, die auf dem Land Lebensmittel (natürlich keine Bananen und Orangen), aber keine Kleider.
Woher hatten denn die Leute in der Stadt Kleidung, wenn sie ausgebombt waren? Und warum hatten die Leute auf dem Land keine Kleidung, wo sie doch kaum Verluste durch Kriegsschäden hatten? Die Bomben fielen schließlich vor allem auf die Städte, nicht auf kleine Dörfer.
Die Landbevölkerung behielt was sie hatte, sofern sie nicht vertrieben wurde. Außerdem bekam sie noch durch den Tauschhandel im Rahmen des Hamsterns allerhand hinzu. Die Stadtbevölkerung tauschte dabei Sachen, auf die sie hinterher verzichten musste, weil es keinen Nachschub an Gütern gab, während die Landbevölkerung Lebensmittel hergab, die nachwuchsen.
Da aber Schuhe als sehr wichtig galten, werden sie wohl nur selten getauscht worden sein. Jeder war froh, wenn er welche hatte.
Ergebnis: Fast totale Barfüßigekeit für Kinder.
War das vor dem Krieg auf dem Land anders? Vermutlich nicht wesentlich, daher meine ich, dass das nicht viel mit dem Krieg zu tun hatte.
Viele Grüße
Ulrich