Schuhe in Kriegs- und Nachkriegszeit (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Guenther!
Ich glaub es war eher umgekehrt, Schuhe waren Industriegüter und deshalb in der Stadt vorhanden, Lebensmittel dagegen Agrargüter und somit auf dem Land vorhanden. Da gegen Kriegsende die Infrastruktur völlig kaputt war, kamen die Güter nicht mehr weg von ihren Entstehungsorten. Die Leute in der Stadt hatten Kleidung, aber Hunger, die auf dem Land Lebensmittel (natürlich keine Bananen und Orangen), aber keine Kleider. Ergebnis: Fast totale Barfüßigekeit für Kinder. Meine Tante, die in Bayern evakuiert war, kam in eine Familie mit 12 Kindern, wo im Flur 1 Paar ausgelatschte Kinderschuhe stand, die defacto keinem paßten. Ergebnis war denn auch, daß ein Mädchen schwer rheumakrank war, denn kilometerlanger barfüßiger Schulweg im tiefen bayerischen Schnee kann empfindlicher Naturen nun mal krank machen. Aber interessamterweise entwickelte sich unter den Kindern sowas wie eine barfüßieg Subkultur, die das Barfußlaufen zum Ehrenkodex in der Not machte. Sie akzeptierten es einfach nicht, wenn ein Flüchtlingskind aus der Stadt, was mit Schuhen gekommen war, diese auch trug, und schikanierten es so lange, bis es barfuß war wie sie. Mechanismen, wie man sie z.B: aus dem Roman "Lord of the Flies" kennt ...
Gruß, Guenther (freiwillig jetzt wieder 100% barfuß)