Barfüßige Begegnung mit der Polizei! :-) (Hobby? Barfuß! 2)

John Lupus, Stammposter, Monday, 10.10.2005, 10:04 (vor 6925 Tagen) @ Lorenz

Lorenz:
Sollte der Polizist wegsehen und der Barfüßige ist tatsächlich ein geistig Verwirrter, der dann irgendwie zu Schaden kommt, dann ist das zum einen sehr traurig und zum anderen eine tolle Story für die Presse, die der Polizei wieder mal völliges Versagen vorwerfen kann.

Nun gut.
Dann verabschieden wir uns aber von dem Gedanken, daß wir eigentlich ganz "normal" sind.
Wir verabschieden uns von dem Wunsch, z.B. von anderen nicht "beglotzt" und "bekichert" oder gar "angemacht" zu werden, weil wir unsere Barfüßigkeit als "natürlich" und Schuhe als "unnatürlich" ansehen.

Lorenz:
Also liegt es nahe, dass die Polizei eine Personenkontrolle durchführt, um zu sehen, ob ein Eingreifen notwendig ist.

Eben das bestreite ich.
Wo liegen denn die Kriterien zum Eingreifen? Reicht es für eine Personenkontrolle, daß man in den Augen eines Beamten evtl. etwas "sonderlich" wirkt?
Aber hallo! Wer müßte da nicht alles angehalten werden?
Da ist jemand tätowirt und gepierct. STOP!
Da hat einer einen roten und einen blauen Socken an. Die Papiere bitte!
Der Umstand, daß da mal irgendwo und irgentwann einerumgekommen ist, das kann doch kein Grund sein. Wenn ein Polizist mal einen Selbstmörder mit einer blauen Mütze und einem gelben Schal findet, wird er doch wohl auch kaum künftig jeden mit blauer Mütze und gelbem Schal anhalten.

Lorenz:
Die Beamten waren bei Andi mit Sicherheit sehr erleichtert, einen überzeugten Barfußläufer anzutreffen und nicht eingreifen zu müssen.

Verzeihung - aber sie haben eingegriffen! Und zwar massiv. Eine solche Kontrolle ist ein erheblicher Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Bürgers. Diese meine Auffassung mag dir überzogen erscheinen - aber überlege nur mal, was du sagen würdest, wenn irgendein z.B. Hausmeister dich aufhielte und deinen Ausweis verlangte, weil ihm an deinem Outfit etwas sonderlich vorkäme.
Nun, ich muß zugeben, daß ich in diesem Punkt aufgrund übler Erfahrungen besonders sensibilisiert bin. Aber ich finde schon, daß man hier nicht sensibel genug sein kann.

Lorenz:
Da die Beamten korrekt vorgegangen sind, haben sie ihre Sorgfaltspflicht eben ernst genommen -- aus unserer Sicht natürlich ein wenig zu ernst......

Daß die Beamten korrekt vorgegangen sind, ist ja wohl das absolute Minimum dessen, was man erwarten darf. Schlimm genug, daß man es überhaupt extra erwähnt.
Die Schlußfolgerung ist nicht in Ordnung: Allein der Umstand, daß etwas formal korrekt ist, bedeutet noch lange nicht, daß etwas auch gut, richtig und angemessen ist. Ich kann meine Mitmenschen mühelos in dem Wahnsinn treiben, ohne dabei ein einziges mal unkorrekt zu werden.

Lorenz:
Das Feindbild Polizei entspringt eher der kindlichen Wahrnehmungswelt. Für mich als Erwachsenen sind es vor allem die Finanzgurus (Ackermann und Co.), die unsere Freiheit einschränken, indem sie die Medien für die Propagenda für hirnlosen Konsum und gegen einen glückbringenden Lebenstil bezahlen.

Ich habe kein "Feindbild Polizei". Ganz im Gegenteil. Ich habe Polizisten als Freunde. Einer ist Einatzleiter der hiesigen Polizeidirektion.
Und ich habe auch schon wirklich tolle Dinge von Polizisten erlebt, wo ich ob ihrer Ruhe, Gelassenheit, Überlegtheit und Klugheit in prekären Situationen mehr als erstaunt war. Da könnte z.B. ich mir von vielen eine Scheibe abschneiden.

Und, lieber Lorenz, daß es andere Leute gibt, die unsere Freiheiten noch stärker beschneiden, kann ja wohl auf meine Beurteilung des Verhaltens von Polizisten keinen Einfluß haben.
Es ist immer das "Argument": Was wollt ihr denn - da gibt es noch viel schlimmeres!"
Ich finde IMMER noch was schlimmeres. Und könnte damit ALLES relativieren und rechtfertigen.

"Warum soll ich meine Frau nicht schlagen? Ihr solltet mal sehen, was mein Nachbar mit der seinen macht!!!"

Grüße

John


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