Freiheit - Gesundheit! Entweder teuer oder billig! (Hobby? Barfuß! 2)

Alt: Klaus (mit eindeutigem Zusatz) = Neu: Barpfotenbaer, Stammposter, Wednesday, 20.10.2004, 14:34 (vor 7283 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Freiheit und Gesundheit kann man sich entweder teuer erkaufen, oder billig herankommen.
[quote]Wie schon erwähnt, so kann man die "Freiheit", sich ein billiges Kleidungsstück zu erwerben, nur dadurch erreichen, daß anderswo Leute unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Ist barfuß laufen wirklich sozialverträglich? Wenn das alle täten, dann wären hier vielleicht Schuhmacher arbeitslos. Oder anderswo hätten Leute statt menschenunwürdiger Arbeit gar keine mehr. Soll man etwa Schuhe kaufen, sie aber nicht benutzen, um zumindest selber gesund zu leben?
[/quote]

Wenn alle sich die Freiheit nähmen, Barfuß zu laufen, also auch im Berufsleben usw., dann würde es den Beruf Schuhmacher zwar nicht geben, aber vielleicht würden die dann stattdessen Bowlingsteine herstellen, oder in Mr. Schiefers Steinbruch einen Dinosaurier bedienen. Irgendwas würden die schon machen.
Ich stelle mir so eine Welt wie bei Fred Feuerstein vor, dort laufen sogar knallharte Businessmen barfuß. Auch die Autos dürfen dort diskussionslos barfuß gefahren (und gebremst) werden! :-))

>Selbst wenn man "nur" aus gesundheitlichen Gründen barfuß läuft, dann macht man das auf Kosten anderer, z. B. der Ärzte, die statt Behandlung von Rückenleiden nur ab und zu mal einen Splitter ziehen müssen. Soll man sich als Barfüßer darüber Gedanken machen. Wer aus gesundheitlichen Gründen etwa das Rauchen aufgibt, schadet schließlich auch der Tabakindustrie.

Ja ja, und Homefucking is killing prostitution, ich weiß :->>

Die Argumente sind freilich haltlos, denn Nächstenliebe hört schließlich dort auf, wo Selbstzerstörung anfängt!

>Manchmal habe ich den Eindruck, daß bezüglich Freiheit, Gesundheit usw. nur das akzeptiert wird, was auch Geld kostet. Dagegen wird das, was billig ist, als "schlecht" angesehen, und zwar von der Allgemeinheit, nicht nur von den direkt betroffenen. Einige Beispiele:
[quote]Teilnahme an einer durch und durch von "offiziellen Stellen" organisierten (gebührenpflichtigen) Barfußwanderung: ok! Eigenmächtiges Barfußwandern
auf selbst gewählten Routen: Pfui!
Zur Kneipp-Kur gehen, um die Rückenleiden zu lindern: ok! Benutzung von "natürlichen" Kneipp-Anlagen behufs Vorbeugung gegen Rückenkrankheiten: Pfui!
Teilnahme an teuren Kursen für Überlebenstraining: ok! Eigenmächtiges Überlebenstraining durch Einsparung von etlichen Dingen, z.B. Schuhen: Pfui!
Mitglied in einem Sportverein und Ausübung von allen möglichen (auch barfüßigen) Sportarten: ok! "Erweiterung" des Trainings durch Verzicht aufs Auto bei der Anreise: Pfui!
So gibt es viele Dinge, die man anführen könnte. Überall gibt es ein Für und Wider. Wenn man sich allzuviel Gedanken darüber macht, dann bringt alles keinen Spaß mehr, nicht einmal das Barfußlaufen. Dann kann man sich gleich einen Strick nehmen und sich in der Dusche der Sporthalle aufhängen, wie es ein anonymer Teilnehmer des Offtopic-Forums von mir wünscht.
[/quote]

Der anonyme Hinz ist wohl barhirnig!? Ich gebe Dir unumschränkt recht! Die Leute glauben, daß nur kostspielige Dinge "gut" sind. Denn je teurer etwas ist, desto besser muß es sein, ohne daß ich mir selbst über den tatsächlichen Wert Gedanken machen müßte. Die Höhe des Preises hilft mir, ohne Sachverständnis die Bedeutung einer Sache zu ermitteln! Und am wichtigsten ist, daß das dann auch der Nachbar glaubt. Wenn ein Auto 150000 Euro kostet, dann ordnet er es automatisch der Luxusklasse zu. Daß die Schüssel aber 15 Liter auf 15 Kilometer verschluckt, gilt in diesem Fall nicht als qualitätsmindernd. Das ist schon schizophren.

Ich glaube, Freiheit ist etwas so schwer definierbares. Sie orientiert sich sehr relativ an der eigenen Lebenssituation. Fliegen können wir nicht, aber wir empfänden es als Freiheit, wenn wir es plötzlich könnten. Für den Vogel ist Fliegen dagegen reinstes Kinderfasching und hat für ihn nicht mehr mit besonderer Freiheit zu tun, als für uns das Laufen. Ein Gehbehinderter würde es dafür schon als ganz ungeheure Freiheit empfinden, wieder laufen zu können usw.
Und Freiheit hat auch seine Grenzen in der jeweiligen Ethik. Es würde sicher meine Freiheit ausweiten, wenn ich jedem Anderen die Freiheit nehmen könnte. Doch darf ich das? Nein, also begrenze ich dort meine Freiheit wieder etwas.
Freiheitsdrang ist also nichts weiter, als der Drang, aus dem Rahmen einer bestehenden Ordnung ausbrechen zu dürfen, aber auch das nur im Rahmen einer vorgegeben Ethik und Vernunft.

Barfußlaufen ist da ein wirklich gutes Beispiel, wir brechen aus der bestehenden Ordnung aus, werden dabei aber von der Vernunft sowohl getrieben wie begrenzt. Lustigerweise finden wir mit dem Barfußlaufen unsere Freiheit ausgerechnet in einer der allereinfachsten Grundrechte des Menschen: Laufen ohne Hilfsmittel
Stell Dir vor, man hätte Deinem UrUrUrUr...UrUrgroßvater vor 5000 Jahren gesagt, daß es ein ganz besonderes Freiheits-Privileg sei, barfuß zu laufen. Der hätte sich totgelacht (und Dich tät's dann heute nicht geben!)

Gut gefallen hat mir aber das Gedicht von G. Danzer, das Ralf RSK in diesem Zusammenhang nennt!

Viele Grüße,

Klaus


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