Freiheit!!! VesaLocal, Du bringst es auf den Punkt (Hobby? Barfuß! 2)

Klaus (mit eindeutigem Zusatz) @, Tuesday, 19.10.2004, 14:36 (vor 7284 Tagen) @ Vesa Local

Hi, Klaus!

Auf dem Lande dagegen wundern sich die Leute schon eher mal lautstark, oder es verschlägt ihnen -- wie vor ein paar Tagen -- vor Empörung die Sprache :-))

Ja, ja: Es ist schon schlimm! Nein, peinlich ist es geradezu, wenn man auf jemanden trifft, die/der es wagt, sich wohlzufühlen. ;-))

Hi VesaLocal

Haha :-) Damit ist man halt irgendwie ziemlich arrogant, oder? Und dann kostet der Spaß ja noch nicht einmal irgendetwas! Das ist geradezu unverschämt arrogant !!!

(Kannst Du bei Gelegenheit mehr dazu schreiben?)

Klar, wann wenn nicht jetzt? Aber eigentlich könnte ich über solche Erlebnisse Seiten füllen. Ich habe z.B. mal einen kleinen (ich glaube folgenlosen) Fahrradunfall provoziert, weil Vater und Sohn so sehr den Kopf drehten, daß sie zusammendonnerten.
Ich habe sicherlich schon mehrere Familienstreitereien verursacht, die damit anfingen, daß ein Kind rief: "Keine Schuuuuuuhääääääää annnn, bääääää!"
Eine befreundete Muttie, kuckte mich etwas skeptisch an, als wir Anfang Oktober morgens um 8:30 Uhr zum Frühstück im Freien aufkreuzten. Wir wollten hinterher joggen und deshalb hatte ich keine Schuhe an. Sie und der Rest der vierköpfigen Familie trug dicke Daunenjacken und Mützen. Ich glaube, sie war erst später wieder etwas beruhigter, als ihr 3jähriger Sohn kein Interesse an meinem Schuhwerk hatte und wohl auch nicht auf die Idee kam, es mir gleich zu tun. Der war wohl noch zu jung zum verderben ... :-)) (Ich spielte mit ihm barfuß Fußball, während er mit Mütze, Schal und Gummistiefeln hin und her stackste.)

Ich begegnete mal beim Joggen einem Mann mit Kamera, vielleicht ein Ornitologe, der mich erst ganz normal anschaute, plötzlich von "irgendwas" aufgeschreckt wurde, die Augen aufriß und zu seiner Phototasche griff.
Und letzten Sonntag beim Wandern durch den Wald begegnete ich zwei alternden Jungfrauen, die gerade mit ihren Hunden über den richtigen Weg diskutierten. Es war an dem Tag 7-9 °C kalt und der Stelle etwas arg steinig. Ich tat so, als wär das ganz normal. Ich gebe hier zu, es tat höllisch weh :-)) und normalerweise laufe ich dort immer auf dem Erdwall daneben, aber auch als Spinner ist man ja eitel. Ich grüßte also freundlich und ging zügig vorüber. Die beiden machten ihre Münder weit auf, als hätten sie Jeti gesehen, aber brachten kein Wort heraus. Ihre Hunde waren da viel cooler.

Einmal lief ich an einer Wandergruppe vorbei, die gerade photographiert werden wollte, als eine Frau vollkommen angewiedert rief: "Das gibts ja nicht, sowas".

Das Spektrum reicht insgesamt je nach Individualität von Ekel ("Igitt") über Ablehnung ("Das gibts ja nicht") und Zweifel ("Na ich weiß ja nicht") bis hin zu Neugier ("Das ist ja interessant") und Anerkennung ("Sind Sie Orthopäde?" oder "Das finde ich ganz toll!").
Das häufigste ist -- vor allem beim Joggen -- daß ich einfach nur "Baarfuuß!??" höre. Das war's. Kann positiv, wie negativ sein. Auch ich habe neulich mal "Schau, der ist barfuß" zu meiner Frau gesagt, weil ich selber erstaunt war, als wir an einem Barfüßler vorbeiradelten. Und der dachte sich vielleicht auch über mich: "Blöder Schuhträger"

Noch eines zum Abschluß: Am liebsten sind mir die Nordic-Walker, das sind meine ganz persönlichen Ego-Booster. Denen begegne ich am liebsten. Kann mich vor allem an drei Tratschtanten erinnern, die wir überholten und plötzlich ganz still waren. Eine sagte nach deutlicher Verzögerung nur das typische "Baaaarfuuuußßßß?". Ich genuß es, daraufhin mit einem: "tja... halt ohne Krücken und Prothesen!" zu antworten. Lorenz wird mir diese mangelnde Diplomatie vielleicht übel nehmen. Wenn es aber wirklich zu einem längeren Gespräch kommt, was wirklich sehr selten ist, weil wir eigentlich nur am Parkplatz dazu Gelegenheit haben und sonst ja meistens joggen und auch beim Wandern eher zügig unterwegs sind, dann versuche ich natürlich zu missionieren und mit Argumenten zu überzeugen. Nur gut, daß diese Leute im Moment nicht sehen können, daß ich trotzdem eine Erkältung bekommen habe ...

Viele Grüße,

Klaus

PS: Finde ich übrigens interessant, daß Du von Freiheit sprichst!
Vor 3 Wochen lief ich barfuß durch Wald und Wiesen und pflückte für meine Frau einen Blumenstrauß. Das empfand ich ganz bewußt als Freiheit. Eine Freiheit, die nichts kostet, die niemandem weh tut und die sich wirklich jeder gesunde Mensch leisten könnte. Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, daß vieles von dem, was als Freiheit empfunden wird, Geld kostet und häufig sogar nur auf Kosten anderer genossen wird? Wenn ich die Freiheit habe, unter 100 verschiedenen billigen Klamotten (sagen wir mal "Schuhen") zu wählen, dann habe ich diese Freiheit nur, weil irgendwo in Indien Kindern die Freiheit dafür sehr stark eingeschränkt wurde! Barfußlaufen ist sicherlich eine der gesündesten und sozialverträglichsten Formen von Freiheit!


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