Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 12.10.2004, 07:01 (vor 7288 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus!

">Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet.

Aber doch wohl nicht etwa, weil er barfuß lief?"

Mir ist nicht bekannt, ob der Gaunerkönig Bernhart Matter barfuß lief oder nicht. Da er aus ärmlichen Verhältnissen stammte, gehe ich davon aus, daß er als Kind barfuß gehen MUSSTE. In Theaterstücken wurde er immer mit Schuhen dargestellt. Vielleicht hat er auch die Schuhe nur ergaunert.

"Ich habe mich schon gefragt, warum Du öfter als die meisten hier von der Polizei kontrolliert wirst, wenn Du barfuß unterwegs bist, und bin zu dem Schlusse gekommen, daß es nicht an der Barfüßigkeit liegen kann. Wahrscheinlich bist Du, wenn Du in kurzen Hosen und womöglich sogar noch mit nacktem Oberkörper im Herbst unterwegs bist, einfach ganz allgemein auffallend spärlich bekleidet und ziehst so die öffentliche Aufmerksamkeit auf Dich (ich tät auch bei einem solchen Anblick sehr erstaunt dreinschaun, wenn ich auch gewiß nicht die Polizei riefe)."

Da ist sicher was dran. Ich kann mir zwar vorstellen, daß ein "verweichlichter" Mensch ähnlich reagiert, egal, ob er einen Barfüßer in langen Hosen, einen Barfüßer in kurzen Hosen oder einen Beschuhten in kurzen Hosen vergleichsweise niedriger Temperatur bewußt registriert. Wenn ein Autofahrer im Herbst einen Wanderer mit Jacke und langen Hosen sieht, dann achtet er aber meistens nicht auf die Füße, und fährt vorbei. Einen im leichten T-Shirt und kurzen Hosen erkennt man dagegen schon auf Entfernung, man wird langsamer, sieht die nackten Füße und denkt: "Auch das noch!" Bei 12
°C und trübem Wetter bin ich übrigens NICHT mit nacktem Oberkörper unterwegs, ich will mich doch nicht erkälten! Die Wahrscheinlichkeit, daß jemand bei einer leicht bekleideten Person zum Handy greift, ist je nach Ort bei ansonsten gleichen klimatischen Bedingungen unterschiedlich. In Wandergebieten wird man sowas als "Überlebenstraining" interpretiert, ferner sind die Leute, die wandern, selber nicht so empfindlich, es passiert also nichts. In Wohngebieten glaubt der Durchfahrende, ob man nur zum Ascheimer usw. geht, es passiert nichts. Aber abseits jeglicher Bebauung auf vielbefahrenen Straßen fällt das auf. Einerseits muß man schon einige Zeit unterwegs gewesen sein, wenn das nächste Haus, die nächste Haltestelle usw. weit entfernt ist. Und wer wandern will, der macht das halt nicht auf Hauptverkehrsstraßen. Also ist man "ausgebrochen" oder man wurde bestohlen oder wie auch immer. Ich benutze als Fußgänger zwar nicht gerne Hauptverkehrsstraßen, aber nicht immer läßt sich das vermeiden (Zeitdruck, versehentlich einen falschen Weg gegangen, gesperrte Wege). Im Gegensatz zu anderen Forumsteilnehmern bin ich wohl auch längere Strecken ohne Unterbruch unterwegs. Andere steigen dann mal ins Auto (wo sie als Barfüßer nicht auffallen) und fahren ganz woanders hin, wo sie dann wieder aussteigen. Sicher ist nur, daß ich weder das Tragen von Schuhen, noch das Tragen anderer Kleidungsstücke abändere, nur damit ich weniger leicht in die Fänge der Polizei gerate.

"Zwar wird oft gesagt, daß die Schweizer Barfußläufern gegenüber sehr tolerant seien, aber andererseits ist die Schweiz auch für ihre Solidität, Ordnung und Sauberkeit "berühmt". Und Dich stelle ich mir, um ganz ehrlich zu sein, etwas "abgerissen" vor, wenn Du nicht gerade Deine "Dienstkleidung" trägst, zumal Du ja auch "auf Reisen" vorzugsweise im Freien nächtigst, was ich in Europa (auf einer geführten Kamelexpedition durch den Sinai ist das was anderes) auf gar keinen Fall wollen tät!"

Das mit Ordnung und Sauberkeit stimmt. In Sachen Straßenreinigung, Abwasserreinigung usw. ist die Schweiz dem Ausland voraus. Wenn man sagte, daß Deutschland diesbezüglich 100% ist, dann wäre die Schweiz 150%. Was Toleranz gegenüber Barfüßern anbelangt: Wenn Wetter ist, daß jeder "Anfänger" barfuß laufen kann, ohne zu frieren, dann wird man in der Schweiz auch dann nicht schief angesehen, wenn man so in Innenstädten, Eisenbahnen, Museen und vielleicht auch Kirchen herumläuft, während einen anderswo die "Wächter" zurückpfeifen. Wenn man aber bei tiefer Temperatur barfuß unterwegs ist, dann reagieren Schweizer eher als andere. Vermutlich geht es dabei nicht um die Barfüßigkeit an sich. Vermutlich stört die Schweizer die Barfüßigkeit gar nicht. Sie glauben nur, daß irgendetwas nicht in Ordnung sein muß. Entweder wurde man bestohlen, dem muß man doch helfen. Oder der ist betrunken, verwirrt usw., den darf man doch auch nicht erfrieren lassen. Oder der ist irgendwo ausgebrochen und muß sofort wieder hinter Schloß und Riegel. Oder der ist ein Triebtäter, der sofort für immer in Verwahrung gehört. Da man selber nicht weiß, ob der Barfüßer gefährlich ist oder nicht, ruft man lieber die Polizei als das man eignehändig zur Tat schreitet. In anderen Ländern steht man Winterbarfüßern gleichgültiger gegenüber nach dem Motto: Soll der doch erfrieren, was soll ich mich darum kümmern!

"Wenn ich barfuß unterwegs bin, zumal im Winter, möchte ich auf keinen Fall für einen "Penner" oder jemanden, der wegen seines Geisteszustandes sicher beigetan ist, gehalten werden, weshalb ich mich immer sauber und möglichst "vollständig" kleide, so daß der Körper mit Ausnahme des Kopfes sowie der Hände und Füße bedeckt ist. Außerdem würde ich mich in schmutziger Kleidung sehr unwohl fühlen."

Ich dagegen fühle mich nur in Kleidung wohl, die mit meiner Dienstkleidung möglichst wenig gemeinsam hat. Schließlich soll die Freizeit eine Abwechselung von der Arbeit sein!

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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