Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle! (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Monday, 11.10.2004, 23:57 (vor 7288 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hi Michael!

Auf dem Trottoir (meist rauher Asphalt) weiter, Auto an Auto fuhr vorbei. Ein Fahrzeug der Solothurner Kantonspolizei kam mir entgegen, hielt an, Ausweiskontrolle. Man sagte mir, es wären reihenweise Anrufe eingegangen, da liefe einer barfuß. Man befürchtete, es wäre einer aus "Königsfelden" ausgebrochen. Die Beamten blieben höflich, da ich zwar etwas außergewöhnliches, jedoch nichts verbotenes tat.
Barfuß über Bucheckern und pieksige Außenschalen auf rauhem Asphalt ist alles andere als angenehm. Ich hätte schreien können. Wenn ich Schuhe dabeigehabt hätte, ich hätte sie angezogen. Zum Glück keine Maronis! Ich war kurz vor dem Aufgeben, am besten gleich zum Oltner Bahnhof und mit dem Zug weiter. Als ich die Trimbacher Brücke erreichte, wechselte ich das Ufer, hier blieb ich von Bucheckern verschont.

Schön, daß Du durchgehalten hast! Das ist der unschätzbare Vorteil, wenn man keine Schuhe dabeihat: Erstens ist man nur dann "wirklich barfuß" (alles andere ist [Selbst-] Täuschung), und zweitens kommt man auf diese Weise nicht in Versuchung, doch noch "schwach" zu werden. Gerade bei der Bewältigung "schwieriger" und "unangenehmer" Wegstrekken ist der Trainingseffekt enorm, und wie schön ist nachher das Bewußtsein, solche Strekken "mit Bravour" gemeistert zu haben!

Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet.

Aber doch wohl nicht etwa, weil er barfuß lief?

Durch Quartiersstraßen ging es weiter, ich erreichte das Zofinger Industriequartier. Ein Kleinbus war mir nicht ganz geheuer. Erst überholte er mich schnell, wendete dann, kam mir entgegen, wendete wieder und hielt an. Vor einem Kreisverkehr überholte er wieder, fuhr in eine Straße, in die ich nicht wollte, fuhr dann in die Straße, in durch die ich ging, blieb aber hinter mir. Als ich schließlich in eine Straße einbog, die für Autos (nicht aber Radfahrer und Fußgänger) eine Sackgasse war, fuhr der Kleinbus an mich heran, der Fahrer fragte, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte, ich wäre nur noch 300 Meter von meiner Wohnung entfernt. Dann fuhr er davon. Eine Minute später hörte ich wieder ein Autogeräusch, diesmal aber mit hoher Geschwindigkeit, wieder ein Kleinbus. Was will der nun schon wieder, dachte ich. Aber es war nicht derselbe Kleinbus, sondern ein anderer, einer mit Blaulicht und Sirene, Kantonspolizei Aargau. Die Polizisten sprangen aus dem Fahrzeug, wieder das übliche. Als ein Beamter meine Personalien durchgab, tönte es aus dem Funkgerät, daß dieselbe Person schon zwischen Obergösgen und Winznau barfuß aufgefallen war, das hätten die Solothurner Kollegen durchgegeben. Darauf fragte ein Beamter, ob ich die ganze Strecke zu Fuß gegangen wäre oder teilweise die Bahn benutzt hätte, worauf ich die Wahrheit sagte. Somit war alles in Ordnung, ich war bald zu Hause.

Ich habe mich schon gefragt, warum Du öfter als die meisten hier von der Polizei kontrolliert wirst, wenn Du barfuß unterwegs bist, und bin zu dem Schlusse gekommen, daß es nicht an der Barfüßigkeit liegen kann (ich bin höchstens einmal deswegen kontrolliert worden, aber nicht, weil jemand den BGS, der die übrigens sehr schikanöse Kontrolle durchführte, herbeigerufen hätte, sondern im Rahmen einer "Stichprobenkontrolle" im Zuge - d. h. daß ich nicht kontrolliert worden wäre, wenn ich nicht gerade in jenem Zuge gesessen hätte). Wahrscheinlich bist Du, wenn Du in kurzen Hosen und womöglich sogar noch mit nacktem Oberkörper im Herbst unterwegs bist, einfach ganz allgemein auffallend spärlich bekleidet und ziehst so die öffentliche Aufmerksamkeit auf Dich (ich tät auch bei einem solchen Anblick sehr erstaunt dreinschaun, wenn ich auch gewiß nicht die Polizei riefe).
Zwar wird oft gesagt, daß die Schweizer Barfußläufern gegenüber sehr tolerant seien, aber andererseits ist die Schweiz auch für ihre Solidität, Ordnung und Sauberkeit "berühmt". Und Dich stelle ich mir, um ganz ehrlich zu sein, etwas "abgerissen" vor, wenn Du nicht gerade Deine"Dienstkleidung" trägst, zumal Du ja auch "auf Reisen" vorzugsweise im Freien nächtigst, was ich in Europa (auf einer geführten Kamelexpedition durch den Sinai ist das was anderes) auf gar keinen Fall wollen tät!
Wenn ich barfuß unterwegs bin, zumal im Winter, möchte ich auf keinen Fall für einen "Penner" oder jemanden, der wegen seines Geisteszustandes sicher beigetan ist, gehalten werden, weshalb ich mich immer sauber und möglichst "vollständig" kleide, so daß der Körper mit Ausnahme des Kopfes sowie der Hände und Füße bedeckt ist. Außerdem würde ich mich in schmutziger Kleidung sehr unwohl fühlen.

14 Stunden war ich barfuß unterwegs, nur zweimal von einer ca. 20 minütigem Pause unterbrochen. Sonst nie gesessen, gelegen usw., immer gegangen oder gestanden. Solange habe ich noch nie durchgehalten, entsprechend müde war ich auch. Als ich ins Treppenhaus ging, kamen mir Besucher eines Nachbarn (Eltern, 2 Jungen) entgegen. Keiner sagte etwas zu meiner Barfüßigkeit, sie sahen mich schließlich nicht das erste Mal so.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

Na ja, dann hast Du ja wieder eine Menge erlebt. Ich freue mich schon auf Deine Barfußabenteuer im Winter!

Barfüßige Herbstgrüße,
Markus U.


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