Barfuß 14 Stunden bei 12°C gewandert -zweimal Polizeikontrolle! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 11.10.2004, 16:26 (vor 7288 Tagen)

Es muß nicht immer Tessin sein! Am vergangenen Samstag (9.10.2004) war das Wetter sogar nördlich der Alpen besser; zwar trübe (die Sonne kam den ganzen Tag nicht zum Vorschein), aber wenigstens weitgehend trocken, nachdem es die Nacht zuvor heftig geregnet hat. Mit ca. 12°C war es gar nicht mal kalt für Oktober. Wer kann mich da noch hindern, morgens gegen 7 Uhr barfuß und ohne Jacke loszuziehen? Niemand!

Die Straßen Zofingens waren angenehm zu begehen, speziell dort, wo die Gartenbäume Laub oder gar Kätzchen abgeworfen haben. Barfuß über nasse Kätzchen wandeln (ich meine natürlich nicht unsere "Büsis", sondern Pflanzenkätzchen), ist eine wahre Wohltat. Die Stadt war zu Ende, durch den Wald ging es nach Safenwil, teilweise Asphalt, teilweise Schotterwege, die man aber seitlich umgehen konnte, teilweise matschige Wege, teilweise massiver Fels. In Safenwil beim Gang durch Quartiersstraßen ein paar ungläubige Blicke.

Es folgte ein großes Waldstück bis hin nach Aarau. Ich wich vom offiziellen Wanderweg ab um angenehmere Wege auszuprobieren, teilweise sehr matschig. Der Umweg hat sich gelohnt. Kurz nach 12 Uhr ca. 20 Minuten Verpflegungspause, dann weiter. Ekliger Schotterweg vorbei am Tierpark Roggenhausen, dann ein Weg am Jurahang. Trotz der spitzen Steine überraschend gut begehbar. Ein paar Fußgänger, mal ein Lächeln, kein böser Kommentar.

Die Stadt Aarau, hier kam ich gut voran. Etliche komische Blicke, speziell von Kindern, dabei sind die Straßen der Stadt wesentlich barfußfreundlicher als die vorher. Weiter am Aareufer, teilweise mehr, teilweise weniger angenehm. Durch den Bally-Park, über die Schwelli-Platte, dann über den Wiesenrand, dann Asphalt. Ein Blick auf die Uhr, ich mußte vom Uferweg abweichen, um nicht allzu spät zu Hause zu sein. Also den asphaltierten Radwanderweg weiter, der vor Obergösgen an der Kantonsstraße ändert.

Auf dem Trottoir (meist rauher Asphalt) weiter, Auto an Auto fuhr vorbei. Ein Fahrzeug der Solothurner Kantonspolizei kam mir entgegen, hielt an, Ausweiskontrolle. Man sagte mir, es wären reihenweise Anrufe eingegangen, da liefe einer barfuß. Man befürchtete, es wäre einer aus "Königsfelden" ausgebrochen. Die Beamten blieben höflich, da ich zwar etwas außergewöhnliches, jedoch nichts verbotenes tat. Einer fragte mich, ob ich mit Rüdiger Nehberg verwandt wäre, was ich verneinte.

Also weiter, ein Kind rief: "Der Mann ist barfuß." Pause (20 min.) am Aareufer. Wieder weiter. Das Trottoir führte direkt am Aareufer entlang, Bäume trennten es von der Straße ab. Vorteil: Autofahrer sahen mich weniger genau, die Bäume hielten den einsetzenden Regen ab. Nachteil: Die Baumwurzeln drückten teilweise den schon rauhen Asphalt nach oben, und die Bäume waren auch noch Buchen. Barfuß über Bucheckern und pieksige Außenschalen auf rauhem Asphalt ist alles andere als angenehm. Ich hätte schreien können. Wenn ich Schuhe dabeigehabt hätte, ich hätte sie angezogen. Zum Glück keine Maronis! Ich war kurz vor dem Aufgeben, am besten gleich zum Oltner Bahnhof und mit dem Zug weiter. Als ich die Trimbacher Brücke erreichte, wechselte ich das Ufer, hier blieb ich von Bucheckern verschont.

Ich erreichte die Bahnhofsbrücke. In einer Minute würde ein Schnellzug fahren, also nicht mehr erreichbar. Also in einer halben Stunde mit dem Regionalzug. Also blieb noch Zeit, einen Umweg durch die Oltner Altstadt zu machen. Die gedeckte Holzbrücke war wirklich eine Wohltat für die Füße. Wie im Traum bog ich dann nach rechts ab. Erst auf halbem Weg nach Aarburg bekam ich mit, daß ich den "falschen" Weg gegangen war, nämlich nicht den zum Bahnhof. Allerdings kam ich auf dem Trottoir der Kantonsstraße recht gut voran, ich überholte sogar beschuhte junge Leute.

Aarburg, da lag die Festung! Mir fiel die Polizeikontrolle ein, und die Stadtgeschichte: Von der Aarburger Festung war einst der "kleine Bandit" Bernhard Matter ausgebrochen. Er kam nicht so glimpflich davon wie ich, er wurde hingerichtet. Durch Quartiersstraßen ging es weiter, ich erreichte das Zofinger Industriequartier. Ein Kleinbus war mir nicht ganz geheuer. Erst überholte er mich schnell, wendete dann, kam mir entgegen, wendete wieder und hielt an. Vor einem Kreisverkehr überholte er wieder, fuhr in eine Straße, in die ich nicht wollte, fuhr dann in die Straße, in durch die ich ging, blieb aber hinter mir. Als ich schließlich in eine Straße einbog, die für Autos (nicht aber Radfahrer und Fußgänger) eine Sackgasse war, fuhr der Kleinbus an mich heran, der Fahrer fragte, ob alles in Ordnung sei, was ich bejahte, ich wäre nur noch 300 Meter von meiner Wohnung entfernt. Dann fuhr er davon. Eine Minute später hörte ich wieder ein Autogeräusch, diesmal aber mit hoher Geschwindigkeit, wieder ein Kleinbus. Was will der nun schon wieder, dachte ich. Aber es war nicht derselbe Kleinbus, sondern ein anderer, einer mit Blaulicht und Sirene, Kantonspolizei Aargau. Die Polizisten sprangen aus dem Fahrzeug, wieder das übliche. Als ein Beamter meine Personalien durchgab, tönte es aus dem Funkgerät, daß dieselbe Person schon zwischen Obergösgen und Winznau barfuß aufgefallen war, das hätten die Solothurner Kollegen durchgegeben. Darauf fragte ein Beamter, ob ich die ganze Strecke zu Fuß gegangen wäre oder teilweise die Bahn benutzt hätte, worauf ich die Wahrheit sagte. Somit war alles in Ordnung, ich war bald zu Hause. 14 Stunden war ich barfuß unterwegs, nur zweimal von einer ca. 20 minütigem Pause unterbrochen. Sonst nie gesessen, gelegen usw., immer gegangen oder gestanden. Solange habe ich noch nie durchgehalten, entsprechend müde war ich auch. Als ich ins Treppenhaus ging, kamen mir Besucher eines Nachbarn (Eltern, 2 Jungen) entgegen. Keiner sagte etwas zu meiner Barfüßigkeit, sie sahen mich schließlich nicht das erste Mal so.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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