Was ist Land, was ist Stadt? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Friday, 28.11.2003, 18:47 (vor 7612 Tagen) @ Mike S

"Mir ist aufgefallen, dass ihr oft schreibt, dass in der Stadt das barfuss laufen weniger auffällt als auf dem Land und es weniger Vorurteile gibt.

Ich persöhnlich erlebe das eher umgekehrt. Ich habe das Gefühl, dass hier auf dem Land die Barfuss-Akzeptanz grösser ist und auch mehr Leute barfusslaufen. Liegt der Unterschied vielleicht darin, dass dies ein Gegensatz zwischen der Schweiz und Deutschland ist (obwohl ich das bezweifle)?"

Grundsätzlich habe ich keinen Unterschied beobachtet zwischen Deutschland und der Schweiz bzl. Barfußlaufen. Nur habe ich manchmal Schwierigkeiten mit den Begriffen "Stadt" und "Land". Versteht man unter "der Stadt" jeden x-beliebigen Platz auf dem Gebiet einer Gemeinde mit Stadtrecht? Und unter "dem Land" jeden Ort in einer Gemeinde ohne Stadtrecht? Es gibt Großstädte, die gewaltige Waldflächen beherbergen, z. B. Berlin oder Hamburg. Es gibt größere Städte, die eigentlich nur aus einem Haufen mehrerer nicht unbedingt zusammengewachsener Großgemeinden bestehen, z. B. Salzgitter. Oder es handelt sich um eine politisch selbständige Gemeinde ohne Stadtrecht, die jedoch mit einer größeren Stadt eine städtebauliche Einheit bildet, z. B. Kriens mit Luzern. Oder man hat eine kleine Gemeinde mit quasi-kleinstädtischen Charakter aufgrund der Bebauung, z. B. Beromünster.
Meines Erachtens sollte man nicht streng zwischen Stadt und Land unterscheiden, denn auch die Stadt ist nicht homogen. Man sollte lieber nach Art des vorliegenden Gebietes unterscheiden, z. B. in Park, Wald, dicht bebaute Geschäftszone ohne Grünfläche, Einfamilenhauszone, Wohnblockzone mit Gärten, Industriequartier usw.
Barfüßer sieht man verständlicherweise häufig in Parkanlagen, an Uferpromenaden usw. Vielfach ziehen die Leute die Schuhe wieder an, wenn sie den Platz verlassen. In Wohngebieten mit viel Privatgärten sieht man die Barfüßer auf den Gründstücken, ganz egal ob Dorf oder Stadt. In kleinen Orten zieht man vielleicht keine Schuhe an, wenn man mal eben zum Bäcker um die Ecke will, man kennt sich. In anonymeren Siedlungen dagegen zieht man Schuhe über, wenn man seinen Garten verläßt, man will nicht auffallen. In anonymen Wohnsiedlungen ohne Gärten und Grünanlagen sieht man praktisch keine Barfüßer (außer wenn dort ein überzeugter Barfüßer wohnt). Wenn ein überzeugter Barfüßer seine Wohnung verläßt, dann würde er entweder Orte aufsuchen, wo barfuß laufen Spaß macht oder aber solche, wo er auffallen WILL. Und dazu eignet sich die Fußgängerzone, wo sich alle möglichen Arten von Menschen aufhalten. Diejenigen Barfußläufer, die in erster Linie auffallen WOLLEN, würden nicht in ein anonymes Wohnquartier gehen, auch nicht in ein reines Bankenviertel (da fallen sie zwar unter Nadelstreifenträgern auf, aber letztere würden Barfüßer entweder ignorieren oder gleich die Polizei rufen) oder in ein Industriegebiet.
Ich persönlich laufe am liebsten ohne Schuhe auf Gras, Sand, Wald- und Moorboden. Kopfsteinpflaster und Beton sind auch noch angenehm, Asphalt nur dann, wenn er weder zu rauh oder zu heiß ist. Schotterwage dagegen hasse ich wie die Pest.
Mit freundlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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