barfuß in New York (im November) / Land der Bel (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Wednesday, 12.11.2003, 07:19 (vor 7628 Tagen) @ unci

"bei der Einreise hat ein Beamter, der ja logisch gesehen eigentlich eher mit MIR auf einer Wellenlänge sein müßte, mir Fragen gestellt, die ihn und auch sonst niemanden was angehen.
Das ist bei US-grenzern aber immer so. Ich wurde bei meiner ersten reise in einen nebenraum gebeten und von kopf bis fuß gefilzt (ich musste mich gegen eine wand stellen und wurde abgetastet, anschließend mein gepäck auspacken und jedes gepäckstück erklären), bei der zweiten musste ich in einer längeren diskusion beweisen, dass ich bei einem bekannten eingeladen bin und deshalb keine kreditkarte fürs hotel brauche .... Das eigentliche ziel der einreiseprozedur scheint die moralische demontage der einwanderer zu sein: "Als nichtamerikaner bist du in unserem land NICHTS wert". Die leute werden also mit künstlichem stress überzogen, bis sie jegliche selbstachtung verloren haben, und dann in der regel doch reingelassen.
Es soll übrigens helfen, eine familie dabeizuhaben oder im auftrag des arbeitgebers auf dienstreise zu sein ....."

Hallo Unci,
an Deinen Beobachtungen ist etwas dran. Ich wurde am New Yorker Flughafen auch gefilzt. Der Beamte, der mich kontrollierte, war jedoch freundlich. Es handelte sich übrigens um einen Schwarzen, der äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem früheren Uni-Kollegen, der in Nigeria geboren wurde und mit dem ich mich gut verstand, hatte. Der Beamte schien auch Verständnis dafür zu haben, daß ich nicht perfekt englisch sprach. Da mein Hauptziel die Tochterniederlassung der Firma, für die ich arbeite, war, und ich den gesamten Schriftverkehr wie Hotelreservation usw. alles dabei hatte, ging die Kontrolle recht schnell für amerikanische Verhältnisse. Da ich vom Flughafen nicht direkt zur Firmenniederlassung wollte (es war ein Sonntag), trug ich auch keine Dienstkleidung, sondern T-Shirt, Shorts und Sandalen ohne Socken. Auch dieses schien den Beamten nicht zu stören.
Vermutlich funkten wir beide auf einer Wellenlänge: Wir gehörten beide nicht zur Gruppe der "Ausbeuter", sondern zu den "Ausgebeuteten". Daß dieser Beamte die Ausnahme in den USA war, habe ich erst bei Kontakt mit anderen Vertretern der Obrigkeit (ausnahmslos Weißen) erlebt. Vermutlich wäre meine heutige Einstellung zu den USA noch negativer, wenn der Kontrolleur ein arroganter Weißer gewesen wäre, der mit jedem Satz erkennen läßt, das Leute wie Bush die "Kings" der Menschheit seien. Solche Leute sind derart verbohrt, daß sie in jedem Mann, der es wagt, ohne Socken zu erscheinen (auch dann, wenn die Schuhe geschlossen sind und die Hose kein Stück Haut freiläßt), auf das "NSNSNS-Schild" hinweist. Fehlt nur noch, daß kontrolliert wird, ob jemand unter seinen Springerstiefeln Socken trägt oder nicht. Möglich wäre es, denn in dieser Hinsicht ist Amerika wirklich "das Land der unbegrenzten Möglichkeiten"
Mit unamerikanischen Grüßen
Michael aus Zofingen (kein Schwarzer)


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion