Restriktive Kleiderordnung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Tuesday, 11.11.2003, 07:02 (vor 7629 Tagen) @ Lothar

"Das Problem ist aber auch, dass an vielen Stellen Verbotsschilder stehen, die barfuss eindeutig untersagen z. B. an den Eingängen vieler Parks (Disney etc.) Im Disneypark wurde ich damals Zeuge, wie eine Mutter genötigt wurde, ihrer kleinen Tochter, die lieber barfuss laufen wollte, die Schuhe wieder anzuziehen oder den Park zu verlassen."

Ich war bisher erst einmal vor 12 Jahren in den USA (und das reicht mir). Ich war zunächst eine Woche geschäftlich in New York, dann 3 Tage in Boston und anschließend noch in Kalifornien, wo ich meinen Bruder traf (auch er verband eine Geschäftsreise mit dem privaten), um mit ihm im Auto durch die Gegend zu fahren. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt der Meinung, daß in Sachen Kleidung in den USA die Sitten lockerer wären als in Deutschland (ein Uni-Kollege hatte einmal nach einem US-Aufenthalt in Florida erzählt, daß dort erwachsene Leute häufiger in kurzen Hosen anzutreffen wären wie in Norddeutschland, sogar solche, die sich wegen ihrer "unvorteilhaften" Figur hier schämen würden). Wie naiv ich doch war. In Kalifornien sah ich häufiger das Schild: "No shoes, no shirt, no service".
In New York entdeckte ich solche Schilder nicht. Nach Feierabend ging ich vom Hotel am Dienstag, den 10. September 1991 noch in den nahen "Central Park", wo ich mich der Schuhe und des T-Shirts entledigte, um mich in die Sonne zu setzten (Es war "über 100 Grad warm", Fahrenheit natürlich) und sehr schwül. Beim Verlassen des Park zog ich wieder Schuhe an, in New York wimmelte es damals nur so von Scherben, weil die Müllabfuhr streikte. Beim Betreten der nächsten U-Bahn-Station wurde ich von einem Uniformierten darauf aufmerksam gemacht, daß das Betreten der Züge mit nacktem Oberkörper verboten sei.
Einen Tag später wollte ich New York von oben sehen, wozu ich mir das World Trade Center geeignet vorkam. Eher unbeabsichtigt betrat ich das damals höchste Gebäude von New York ohne T-Shirt, um mir eine Eintrittskarte zu besorgen. Der Kassierer machte mich ebenfalls auf mein "Verbrechen" aufmerksam. Nachdem ich das T-Shirt angezogen hatte, erhielt ich die Eintrittskarte. Ich konnte mir jedoch nicht verkneifen, leise "dummer Cheib" in meinen Bart zu brummeln. Wenigstens hat sich die Aussicht gelohnt!
In Boston wurde ich in einem Park von einem berittenen Polizisten "zusammengeschissen", weil ich dort die Schuhe ausgezogen hatte und meine Füße in einem Teich kühlte.
Nebenbei etwas "off-topic": Nach Boston wollte ich eigentlich nur, um ein Bahnmuseum "in der Nähe" aufzusuchen. Dort sollte nämlich ein Triebwagen der 1978 stillgelegten Hamburger Straßenbahn vorhanden sein, ein Stück alte Heimat. Aber obwohl (für amerikanische Verhältnisse) in der Nähe gelegen, es war nicht möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin zu kommen, typisch Amerika! Als Trost ist mir geblieben, daß mein Bruder und ich eine Woche später in San Francisco in einem Tramdepot einen anderen Hamburger Straßenbahnwagen (den "Roten Baron") fanden.
Mit unamerikanischen Grüßen
Michael aus Zofingen


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