Problem richtig erkannt: hier die Lösung (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 29.12.2002, 15:40 (vor 7944 Tagen) @ Georg

Auf der genannten WDR-Seite, die Teil einer allgemeinen Reihe zum Thema "Fitness durch Laufen" ist, steht u.a.:

| Vielleicht denken Sie jetzt: Warum dieser Aufwand? Sogar Weltklasseläufer aus Afrika sind teilweise barfüßig zu Wettkämpfen angetreten, da kann ein Schuh doch gar nicht so wichtig sein! Falsch. Denn jeder, wirklich j e d e r afrikanische Profiläufer bedeckt nach kurzer Exoten-Karriere seine "Arbeitsgeräte" mit HighTech-Schuhen. Denn meist früher als später entdecken die "Natur-Läufer", dass sie mit modernen Sportschuhen besser laufen.
| Für unsere verwöhnten westeuropäischen Füße geht es gar nicht ohne. Uns fehlt Hornhaut an den Sohlen, und viele Mitmenschen müssen sich mit Fußfehlstellungen herumplagen. Seit Generationen stecken unsere Füße in Schuhen und daran haben sie sich gewöhnt. Bei außergewöhnlicher Belastung brauchen unsere Beine Unterstützung.

Ich bin mir bewusst, dass ich voreingenommen und nicht umfassend informiert bin, aber trotzdem ein paar Kommentare dazu:

Hallo Michael,
das gilt für mich auch. Die Autoren solcher Texte wie des obigen sind es aber nicht minder : sie schreiben ziemlich unreflektiert nieder, was scheinbar offensichtlich und mit ziemlicher Sicherheit trotzdem falsch ist.

1. Auf welchen Böden arbeiten afrikanische Profiläufer? Die Spitzenathleten können natürlich von der Teilnahme an nur den größten Veranstaltungen gut leben

Sie "leben" von Sponsoren bzw. Preisgeldern der Veranstalter, die ihrerseits Sponsoren haben.
Wichtige Sponsoren in der Leichtatlethik sind die Sportartikel - Hersteller - also faktisch die Hersteller von Sportschuhen. Die wiederum haben verständlicherweise keinerlei Interesse, solche Atlethen zu sponsern, die öffentlich zeigen, dass es ohne Schuhe mindestens genauso gut geht wie mit. Das wäre ja geradezu geschäftsschädigend. Also wird mit Verträgen geködert - und in denen steht als Paragraph eins, dass man sich nur noch in der Kleidung dieser Firma auf dem Sportplatz blicken lassen darf.
Ich will aber auch nicht ausschließen, dass man in Schuhen tatsächlich etwas schneller ist; zumindest für Spikes - die allerdings für kürzere Strecken genutzt werden - scheint mir das wahrscheinlich zu sein. Ob es genauere Untersuchungen dazu gibt, weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass Wettbewerbe oft genug mit Zeitdifferenzen entschieden werden, die in Zehntel oder Hundertstel Sekunden gemessen werden und die Psyche ine große Rolle spielt. Vielleicht reicht es da ja, wenn man den Atlethen - ähnlich wie der Öffentlichkeit - einredet, sie seien in Schuhen schneller?

Hi Georg, hi Michael (wat),

Eure Argumentation ist richtig und zutreffend. Der gesamte Berufssport ist hoffnungslos korrumpiert, da es schon längst nicht mehr um den sportlichen Wettkampf geht (denn dann müßte dieser eigentlich, wie bei den alten Griechen, nackt betrieben werden, um darzustellen, daß es allein auf die Fähigkeiten des menschlichen Körpers ankommt), sondern sich alles im Grunde letztlich ums Geld dreht. Im Vordergrunde steht scheinbar der öffentliche Wettkampf, während im Hintergrunde heimlich die wirklich wichtigen Entscheidungen gefällt werden, und da habt Ihr bereits die richtigen Stichwörter genannt: Verträge, Sponsoring durch die großen Hersteller von Sportartikeln etc.
Die Frage ist, wie Abhilfe geschaffen werden kann, und da fällt mir nur eines ein: durch beharrlichen Boykott!

Wenn Ihr nur noch barfuß Sport treibt und Euch dabei auch noch einfällt, daß dafür keine besondere Kleidung nötig ist, sondern auch Jeans und T- Shirt reichen, und Ihr ferner jegliches Interesse für den kommerziellen Berufssport einstellt, dann wird dem Rummel der Hersteller von Sportartikeln bald jede Grundlage entzogen sein. Der Tanz um das goldene Kalb kann schließlich nicht länger dauern, als sich Tänzer finden!

Im beharrlichen Boykott und der konsequenten Verweigerung liegt langfristig die Lösung.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion