Barfußrückblick (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Thursday, 21.11.2002, 11:09 (vor 7982 Tagen) @ Franz (S)

Hi Markus!

Da haben wir anscheinend wieder was gemeinsam! Ich bin der Meinung, daß ich noch nie so viel Pech hatte wie dieses Jahr. Das einzige, was mir in der Negativbilanz noch fehlt, ist eine ernsthafte Verletzung - aber auf die verzichte ich gern! Mein grundsätzlicher Optimismus ist derzeit auch dadurch getrübt, daß sich die unerfreulichen Vorkommnisse besonders in der letzten Zeit gehäuft haben. Aber das können wir ja besprechen, wenn wir uns sehen.

Ja, mir kommt das auch so vor. Finde ich ganz interessant. Es ist scheinbar wirklich so, daß wenn das Pech einmal jemanden in seinen Fesseln hat, läßt es ihn so schnell nicht mehr los.
Ich hoffe aber, daß Du Dir keine Verletzungen zuziehst, egal welcher Art. Ich freue mich auf unser Treffen, denn ich möchte nicht alles hier im Forum breittreten, das wäre wahrscheinlich zu viel des Guten.

Das ist wahr. Ich hätte noch sehr viel dazu zu fragen und zu sagen, was ich mir aber unbedingt für das persönliche Gespräch aufheben möchte.

Ich finde es auch immer wieder interessant, daß manche Zeitgenossen, die nicht allein unterwegs sind, offenkundig nicht umhin können, ihre Begleitung darauf hinzuweisen, daß ich gerade barfuß laufe. Aber das ficht mich im allgemeinen nicht an und bringt mich gelegentlich sogar zum Lachen.

Stimmt. Was mich vor ein paar Monaten noch total nervte, läßt mich heute immer wieder schmunzeln. Wie die Frau, über welche ich gestern erst geschrieben hatte und die mir immer wieder auf die Füße stierte.
Ich weiß nicht, was die Leute haben - es ist wohl in den Genen eines Menschen wie bei einem Androiden einprogrammiert, daß man Schuhe zu tragen hat. Dabei ist Barfußlaufen das natürlichste auf der Welt.

In den Genen ist es sicher nicht einprogrammiert, aber die allermeist schon im Säuglingsalter begonnene Konditionierung auf Schuhe hat einen ähnlich starken Effekt. Kleine Kinder versuchen oft, sich das lästige Schuhwerk samt Sokken von den Füßen zu streifen, rufen damit jedoch den starken Unmut oder gar Zorn ihrer Eltern hervor und lernen auf diese Weise ganz von selbst, daß esd "anständig" und eigentlich selbstverständlich ist, Schuhe zu tragen, zumal Barfüßer im Straßenbilde zumal im Herbste oder Winter ein außergewöhnlicher Anblick sind. Und alles, was außergewöhnlich ist, zieht die Blikke der Mitmenschen auf sich, sobald es bemerkt wird. Ich könnte den Blick ebenfalls nicht wenden, wenn plötzlich jemand nackt mit einem Tiger und zwei Pavianen an der Leine vor meinen Augen durch die Stadt ginge. Dieses frei erfundene Beispiel ist zwar viel extremer als unsere Barfüßigkeit, bei der im wesentlichen nur wir selbst nix Besonderes (mehr) finden, betrifft aber das gleiche Reaktionsmuster: was man noch nie gesehen hat oder nicht zu sehen erwartet, erregt die Aufmerksamkeit und bleibt für immer im Gedächtnis. Ein derartiges Beispiel hast Du selbst einmal erwähnt: jenen Mann, der an einem Silvesterabend in T- Shirt, kurzer Hose und barfuß auf einem Skateboard durch Stuttgart rollte.

Na ja, nun hat sie ja etwas bei ihrem nächsten Kaffeeklatsch zu erzählen.

Damit hättest Du ihr möglicherweise letztendlich sogar eine Freude bereitet. Gönne es ihr einfach. Vielleicht erlebt sie ja sonst nichts Interessantes...

Ja, das kann ich mir vorstellen: der Kaffee dampft noch...es riecht nach Kaffee und die Schwarzwälder Kirschtorte steht auf dem Tisch...die Damen sitzen zusammen, jede nimmt sich ein Stück Torte mit Obers und dann passiert es: die Frau erzählt nun ihre einducksvollen Erlebnisse, während sie mit ihrem Waldi Gassi ging und dabei einen barfüßigen Zeitungszusteller traf...schauderhaft...
Uups...jetzt ist mit mir die Phantasie durchgegangen...

Ich finde, daß Du das sehr realistisch schilderst. So ähnlich stelle ich mir das auch vor.

Wenn man Temperaturen um -5° C barfuß aushält, reicht das schon. Mein Ehrgeiz reicht nicht so weit, daß ich den absoluten Barfuß- Frostrekord ermitteln und brechen müßte. Zum Glück sind noch tiefere Temperaturen im Winter bei uns auch nicht an der Tagesordnung (auf der Schwäbischen Alb ist das möglicherweise anders).

Ja, das glaube ich auch. Man muß es ja nicht übertreiben. Allerdings reizt es mich schon, meine Grenze zu entdecken. Aber wie beim Skat: man soll sein Blatt nicht überreizen.

So ist es. Ich weiß noch nicht, wie weit sich meine "Frostgrenze" nach unten ausdehnen kann, glaube aber nicht, daß ich es bei -10° C oder gar noch tieferen Temperaturen barfuß aushielte. Vermutlich müßten dann sogar die verhaßten Sokken her.
Bernd A hat vor langer Zeit einmal berichtet, daß er im Winter in Lappland bei -28° C (Gott sei Dank gibt es bei uns solche Temperaturen gar nicht) barfuß draußen gewesen sei, aber nur für drei Minuten.

Mal sehen. Bis Freitag diese Woche laufe ich die Tour. Dann ist mal endlich wieder Pause. Ich bin eigentlich schon ein Frühaufsteher, aber wenn ich so um zwei Uhr nachts aus dem Haus muß, ist das mit der Zeit schon etwas heftig, vor allem, wenn man dann noch arbeiten muß.

Ich hielte das auf Dauer auch nicht aus, zumal ich morgens um jede Minute in meinem warmen kuscheligen Bette kämpfe. Ich werde morgens immer sehr früh wach, aber am schönsten ist es, wenn man nicht aufstehen muß, weil man keine Verpflichtungen hat, dann noch mal einschlafen kann und schließlich, weil man es so geruhsam angehen lassen kann, den Tag statt mit der obligatorischen Dusche mit einem ausgedehnten warmem Bade beginnt.

Für mich zählt vor allem Natürlichkeit, und dazu gehört das Barfußlaufen. Ohne Schuhe haben meine Füße Kontakt zum Boden, können sich frei entfalten und werden nicht in eine Form gezwängt. Ich bin gegen alles, was den menschlichen Körper dauerhaft entstellt, also auch gegen Tattoos, Piercings und dergleichen.

Wenn es ein schöner Ohrring oder Stecker ist - kein Problem. Ich selbst habe aber nichts dergleichen. Ich meine, Schmuck soll man anlegen können, aber auch wieder ablegen. An richtigen Piercings, Tattoos und auch Brandings kann ich nichts tolles finden, denn vor allem letzteres ist doch Wahnsinn. Man entstellt einen vielleicht vorher nahezu makellosen Körper mit diesem Quatsch und trägt dann ein Leben lang Narben mit sich herum.
Ich kannte auch eine Frau, welche sehr schöne makellose Beine hatte. Sie hatte nichts besseres zu tun, als (ich glaube) das linke Bein bzw. der Unterschenkel seitlich mit einem großes Tattoo zu versehen.
Das "Ding" (Schlange) geht nun von ihrem Knöchel bis fast an das Knie. Was ist nur schön daran? Ist für mich nicht nachvollziehbar, aber wem es gefällt, ich mache niemandem Vorschriften, denn sonst setze ich mich mit jenen Leuten auf eine Ebene, welche einem das Barfußlaufen madig machen wollen.

Da hast Du recht. Man muß vieles hinnehmen und tolerieren, was einem nicht gefällt, weil es die Freiheit und Autonomie eines anderen Menschen betrifft. Ich kann aber meinerseits weitgehend bestimmen, ob und wieviel ich mit solchen Menschen zu tun haben will.

Ich lese alles, kommentiere aber nicht alles. Im übrigen haben wohl die meisten, die hier mitschreiben, dem Forum viel zu verdanken. Ohne dieses Forum wäre ich gewiß niemals dazu gekommen, im Winter bei Minustemperaturen barfuß zu gehen, und es wäre auch niemals geschehen, daß mehrere Barfüßer sich zusammenfinden, um gemeinsam auf nackten Sohlen den Weihnachtsmarkt einer Großstadt unsicher zu machen.

Wenn ich so recht überlege, glaube ich das auch. Trotzdem seid Ihr beide - ich meine Dich und RainerL - bisher die Einzigsten, die reagierten. Auch auf ältere Beiträge bist eigentlich nur Du der jenige, welcher sich meldet. Dafür möchte ich Dir danken.

Danke, das freut mich! Ich vermute aber, daß Dir an einem fruchtbaren Austausch mehr gelegen ist als an lauter kurzen Einzelreaktionen, durch die letztlich keine wirkliche Kommunikation zustande kommt. Die meisten Deiner Beiträge sind nämlich wirklich gut, und ich bin mir ziemlich sicher, daß sie auch von vielen, die sie nicht beantworten, aufmerksam gelesen werden!

Bei mir hängt das sehr von meiner jewiligen Stimmung ab. Wenn ich "gut drauf" bin, fallen mir auch spontan witzige Sprüche ein.

Das habe ich auch schon an mir beobachtet. Wenn ich schlecht drauf war und das war dieses Jahr leider häufiger, reagiere ich gar nicht und muß manchmal sogar auf mein Mundwerk achten. Ansonsten kommen von mir stets lustige Sprüche und Bemerkungen. Heute bin ich bedeutend ruhiger geworden.

Bei mir ist das genauso. Wenn ich gereizt bin und mich dann auch noch jemand ärgert, kann ich außerordentlich heftig werden und u. U. die Kontrolle über das, was ich sage, vorübergehend völlig verlieren.
Wenn es mir schlecht geht, ziehe ich mich meist zurück; allerdings kann ich sogar dann bisweilen noch mit einer Art Galgenhumor scherzen.

Das Treffen wird bestimmt sehr interessant. Ich habe gestern nochmal mit Eva gesprochen und es sieht derzeit so aus, daß wir wahrscheinlich mehr als zehn Leute sein werden. Mindestens sieben Teilnehmer werden von auswärts anreisen, und im Großraum Stuttgart leben ja auch etliche Barfüßer!

Das wäre ja super. Ich bin mal gespannt, wer aus dem Raum Stuttgart dabei sein wird. Vielleicht kommt auch Kai aus Waiblingen!?
Schön wäre es auch, wenn Franco dabei wäre. Ich würde ihn gerne mal kennenlernen.

Franco wird wohl nicht kommen. Aber vielleicht besuchst Du mich mal in meiner Heimat. Dann könnte ich ein Treffen arrangieren, da Essen von Ratingen nicht weit ist. Bei uns im Rheinland finden ja viele Barfußaktionen statt.

Das kenne ich, da ich auch melancholische und depressive Phasen habe und angesichts der jüngsten Kalamitäten ebenfalls gerade eine solche durchmache. Ich rufe dann meistens Personen an, die mich verstehen und bei denen ich mich "ausheulen" kann. Danach geht es mir zumeist wieder besser. Wenn ich kann, lenke ich mich auch gerne mal mit etwas Angenehmem ab.

Ja, diese Kalamitäten habe ich dieses Jahr auch ein paar Mal "genießen" dürfen. Mein Kumpel und Kollege hat auch mit derartigen Problemen zu tun gehabt, so daß wir uns immer gegenseitig angerufen oder auch getroffen haben und uns gegenseitig Mut machten. Nach solchen Gesprächen ging es mir und auch meinem Kumpel wieder besser. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn mein Kumpel nicht gewesen wäre. Umgekehrt ebenso.

Da hast Du es sogar noch viel besser als ich, da Ihr Euch insoweit in derselben Situation befindet und somit miteinander "im selben Boot" sitzt.

Ich hatte viele Freunde, aber als es mir nicht mehr so gut ging und ich sogar durch die Hölle gehen mußte, da war keiner mehr da. Es gibt doch den sinnigen Spruch: "Wer keine Freunde hat, wenn es ihm gut geht, dann hat man auch keine in der Not".
Also definiere ich das so: außer meinem Kumpel hatte ich also nie Freunde. Aber eines bin ich mir sicher: sobald ich meinen beruflichen Durchbruch geschafft habe, sind schwuppdiwupp auch wieder alle Freunde da, darauf könnte ich wetten!

Das ist so. Die meisten Menschen sind treulos und egoistisch und machen sich an denjenigen, dem es gut geht, heran, weil sie an seinem Glükke teilhaben wollen. Mit echter Zuneigung oder gar Freundschaft hat das nichts zu tun. Die letztere entsteht und hält unabhängig von der aktuellen äußeren Situation des anderen.

Wenn Du mich am Samstagabend anrufst, sind die Chancen, mich zu erreichen, gut. Du hast ja beide Nummern.

Genau! Ich werde Dich als diesen Samstag Nachmittag versuchen, zu erreichen. Ich freue mich schon auf unser erstes Gespräch.

Nun, das hatten wir ja schon, und ich fand es sehr fruchtbar. Über meinen Zeitplan für die nächste Woche und daß ich das Wochenende in München verbringen werde, weißt Du ja nun Bescheid. Ich freue mich schon darauf, daß wir uns sehen und alles in Ruhe mal miteinander besprechen können.

Herzliche barfüßige Herbstgrüße
Franz

Herzliche herbstliche Barfußgrüße,
Markus U.


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