Zustimmung, Überhöhung, Verriss (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
mit Interesse habe ich die Reaktionen auf meine (ich denke ausreichend ausführlichen) Berichte gelesen.
Da ich nur ein Mensch bin, habe ich mich über zustimmende Reaktionen natürlich gefreut und einige Beiträge nachdenklichen Charakters interessiert gelesen.
Über das Barfußwandern zu promovieren, hätte ich durchaus Lust (jedenfalls mehr als auf die Schule, die in NRW morgen wieder anfängt), allerdings dürfte das vorgelegte Konzept dafür nicht ausreichen (von wegen Dissertation).
Vielleicht hat ja jemand eine interessierte Uni und ein gut dotiertes Stipendium an der Hand (eher wohl am Bar - Fuß) ?
Schade ist, dass der Poster namens georg es in Gedankenführung und Ausdruck so offenkundig auf Provokation anlegt; es gibt deshalb ja auch den Aufruf, ihm nicht zu antworten. Dabei sind seine Erwägungen ja gar nicht uninteressant.
An den Aufruf will ich mich halten - mit drei Einschränkungen :
1) bekenne ich mich dazu, dass ich auch eine Gelegenheit gesucht hatte, ein Barfußwander - Projekt anzubieten.
Das war also der Anlass des Projekts: Eine subjektive Geneigtheit, für die du Proselyten machen wolltest (willst). Daher ist meine Rubrizierung "Ideologie" für dein Projekt vollauf berechtigt.
Unseren Schülern den Nutzen von Schuhen klar zu machen, ist überflüssig - sie haben ja tagaus tagein welche an und ihre Mitwelt auch.
Beim Baden nicht, beim Sonnen nicht, bei bestimmten Sportarten nicht.
Aber die Erfahrung zu machen, dass man sie längst nicht immer braucht und durch Verzicht (auch, nicht nur auf Schuhe und Strümpfe) für sich selbst gewinnt - Motto : weniger kann durchaus mehr sein -, ist gewiss lehrreich.
Die Erfahrung, dass Schuhe nicht immer nötig sind, haben die Schüler /-innen schon gemacht. Das Motiv, dass sie häufiger auf Schuhe verzichten sollten, bedürfte tieferer pädagogischer Legitimation als das abgegriffene und nichtsagende "Weniger kann durchaus mehr sein".
Über den Nutzen von Ansätzen und Konzepten lässt sich immer streiten - ob die Projekte, die Graffities zum Thema Gewalt dargestellt oder bestimmte Musiktitel adaptiert haben, denn wirklich mehr Denkprozesse ausgelöst und Erfahrungen vermittelt haben ?
Aber auch dieses Aufrechnen führt nicht sehr viel weiter.
Übrigens haben sich eine ganze Reihe anderer Projektleiter mit den Themen der Projekte, die sie zu betreuen hatten, inhaltlich nur wenig identifiziert. Wird da viel bei herumgekommen sein?
Das Desinteresse deiner übrigen Kollegen /-innen sollte für dich bei der Planung und Auswertung eines Unterrichtsprojekts nicht massgebend sein und kann als Entschuldigung deiner von mir aufgezeigten pädagogischen Verfehlungen nicht dienen.
2) Schlamm ist schlicht eine Wohltat für Fußsohlen, die von vielen ungewohnten Unebenheiten, Steinchen und Ästen gereizt worden sind.
Wasser ist schlicht eine Wohltat für Durstige, die genötigt wurden, Zwieback zu essen, ohne dabei etwas trinken zu dürfen.
3) Der Spezialist für experimentelle Archäologie in Sachen römischer Legionäre (die man ja auch die Esel des Marius nennt) im Allgemeinen und ihrer Ausrüstung einschließlich Sandalen ist Markus Junkelmann.
(Ach ja : der Projektleiter ist studierter Historiker.)
Nach Durchblättern der hp des Herrn Junkelmann frage ich mich, wie er zu deinem Projekt stehen würde: Junkelmann gefällt sich darin, vor den Augen von Schülern römische Gladiatorenkämpfe zu inszenieren... Da bin ich froh, dass mein Universitätslehrer für Alte Geschichte Karl Christ war... ( Damit sage ich aber nicht, dass Junkelmann die von dir behauptete These, die römische Legionärssandale sei Grundlage des Römischen Imperiums gewesen, aufgestellt hat.)
Wenn sich im nächsten Frühjahr Gelegenheiten zu Barfußwanderungen mit anderen Klassen ergeben, werde ich sie sicher nutzen (mich auch um das Schaffen solcher Gelegenheiten dezent bemühen).
Bei barfuss.org und anderswo erscheinen in Zukunft noch bebilderte Zusammenfassungen; wenn es soweit ist, lasse ich es die Teilnehmer des Forums wissen. Für die Bebilderung aber brauche ich erst einmal Zustimmungserklärungen von Schülern bzw. Eltern - um die kümmere ich mich jetzt als nächstes.
Ich wünsche allen Barfußwanderern(innen) im Forum eine barfuß - aktiven Restherbst und viele milde Wintertage (oder den Mut und die Gelegenheit zum Barfußwandern im Schnee).
Es füßt Euch
der Projektleiter
Offenbar bist du als Lehrer sehr frustriert (s. dein Bedauern, dass der Schulalltag wieder beginnt). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass frustrierte Lehrer für interessierte Schüler eine AG anbieten, in welcher die Lehrer ihr privates Steckenpferd reiten. Vielleicht solltest du dergleichen auch versuchen, obwohl ich mir den Erfolg einer "Barfuss-AG" nicht vorstellen kann, geschweige denn eine Diss zu diesem Thema.