Aus der Randgruppe über den Barfußpfad in die Natur ... (Hobby? Barfuß! 2)

Kai ⌂ @, Monday, 04.10.1999, 23:23 (vor 9183 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,

vielen Dank für den ausführlichen zusammengstellten Beitrag. Kleine Anmerkungen von mir:

In Deiner Aufzählung der Punkte, wie Barfußlaufen besetzt ist, fehlen m.E. nach die zwei am häufigsten mir gegenüber genannten Punkte:

Barfußlaufen = kalt und gefährlich

aber die
höchste zu überwindende Hürde liegt nicht in den Köpfen der
Mitmenschen, sondern im eigenen.

Nach mittlerweilen 10 Monaten mitlesen im Forum und ca. 5 Monaten intensiven Barfußlaufens in der Stadt, der Arbeit, Zuhause, beim Einkaufen, als Seminarleiter, beim Wiesenmähen, Radeln, etc. kann ich Dir hier voll und ganz zustimmen!
Ich wurde weder dumm angemacht, noch aus irgendwelchen Geschäften verwiesen. Auch meine "Autorität" hat nicht gelitten und beim Einkauf werde ich - als "fußbekanntes Gesicht" - eher freundlicher als vorher bedient.

Das "Schlimmste" was mir bisher passierte, waren einige leicht spöttische Blicke Jugendlicher, erstaunte Ausrufe von Kleinkindern, wenige wohlgemeinte Ratschläge und Bestätigungen ("Gehen Sie auf der Wiese, das ist gesünder als auf dem Gehweg.", "Früher lief ich auch im Sommer barfuß.") und immer wieder die erstaunte Frage, ob es mir nicht zu kalt sei und ob ich keine Angst vor Scherben hätte.

Man muß sich nur selber fragen, welche (Vor-)urteile im eigenen Kopf sind und diese angehen. Manchmal hilft zur Überwindung dieser "hemmenden Vorstellungen" auch einfach eine "unterstützende Vorstellung". Wie ich bereits einmal schrieb, kam ich über die Recherche zu einem Artikel intensiver in Kontakt zum Forum und war neugierig, das Barfußlaufen auszuprobieren. Um meine ersten schuhlosen Gehversuche gedanklich (auch vor mir) zu rechtfertigen "tarnte" ich sie als Praxis-Recherche, ähnlich einem Schauspieler, der sich in seine neue Rolle voll und ganz einleben möchte und Milieustudien betreibt.
Durch diese gedankliche Krücke konnte ich die (nicht vorhandene) Grenze gut rausschieben und hatte, sollte ich tatsächlich angesprochen werden (passierte dann doch nicht), eine plausible Antwort parat.

Durch das Forum bestärkt habe ich
jedenfalls in diesem Sommerhalbjahr mein heimatliches Rheinland (und
andere Regionen) um ein vielfaches barfußtoleranter erlebt, als ich
das in meinem bisherigen Leben für möglich gehalten hatte.

Gleiches kann ich (s.o.) auch für meine Umgebung im Stuttgarter Raum sagen.

Bzgl. der Barfuß-Wanderstrecken bin ich, s. meine kleine Antwort weiter unten, etwas zwiegespalten. In der Summe halte ich diesen Ansatz aber schon für hilfreich und wünsch' mal viel Energie beim Zusammenstellen der Strecken.
Als Mitarbeiter eines (Jugend)Wanderverbandes sehe ich selber, dass insbesondere nicht mehr ganz jugendliche Menschen gerne entlang markierter Wege wandern. Vermutlich geht eine gezielte Förderung des Barfußwandern (evtl. als eine Hinführung zu mehr Barfußbewußtsein) daher wirklich nur über konkrete Routenvorschläge.

Inwieweit der Artikel über's Barfußwandern in der Zeitschrift der Wanderjugend und im Wandermagazin wirklich Leute zum Barfußlaufen animierte kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, daß ich viele An- und Bemerkungen erhielt und der Beitrag durchaus auffiel ...
Vielleicht kann er ja eine kleine Fortsetzung im nächsten Jahr finden, dann evtl. eben mit konkreten Routenvorschlägen.

Machs gut
Kai

[image] wer ihn noch nicht kennt :-), der Artikel übers Barfußwandern


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