Barfuß und Armut (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz @, Wednesday, 09.06.1999, 20:38 (vor 9234 Tagen) @ Spency

Barfuss gleich Armut!
Diese Gleichung wiederspiegelt doch nicht nur festgesetzte Meinungen in unserer Gesellschaft, sondern eben auch eine geschichtlich Entwicklung.

Dies ist bei uns ja auch keine aktuelle Realität mehr, z.B. habe ich noch nie einen Penner ohne Schuhe gesehen. Aber die älteren Menschen sind in ihrer Meinung durch ihre Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt.

Dieses Prinzip gibt es auch heute in anderer Form in unserer Gesellschaft noch. So trägt doch der Chef, der Direktor, der Politiker auch an heissen Sommertagen eine Krawatte, nich weil es bequem oder praktisch ist, sondern doch nur, weil es die gesellschaftliche Stellung es verlangt.

Und der Mitarbeiter tut es, um klarzumachen, daß er auch bald in die Führungsetage vorrücken will!

In unserer Gesellschaft geht nun der Wandel dahin, dass Barfusslaufen nichts mehr direkt mit Armut oder Unterwerfung zu tun hat. Dafür werden dem Barfusslaufen andere Aspekte zugeordnet.

Urlaub, Nichtstun, Eigensinn, Protest .... alles Dinge, die im Sinne des Aktionärsnutzens unproduktiv ist! Deshalb gilt tatsächlich:

Für viele sind Barfüsser linke Alternative oder grüne Fundis .........

Nicht mehr Armut oder Reichtum, sondern die gesellschaftliche Stellung ist entscheidend, ob Barfuss oder mit Schuhe (Wobei keine Regel ohne Ausnahme, meine Theorie könnte mehrmals widerlegt werden)

Man paßt sich der Kleiderordnung der Klasse an, zu der man gehören möchte.

Barfusslaufen ist heute aber vermehrt auch eine Frage des Alters. ALs Kind, als Jugendlicher wird es noch als selbstverständlicher angesehen, mann kann, darf und getraut sich eher, barfuss zu zeigen. Je älter man wird, desto schiefer wird man aber (auch von den jüngeren) barfusslaufend angesehen, desto mehr braucht es Ueberwindung.

Das habe ich früher auch geglaubt, aber jetzt mit 48 Jahren bin ich erstaunt, wie wenig meine baren Füße beachtet werden -- am ehesten reagieren tatsächlich Teenager komisch. Als ich jung war, wollten eben alle noch erzieherisch auf mich einwirken (Eltern, Lehrer, etc. wollten ja nur mein bestes). Jetzt hat das keiner mehr im Sinn -- und die wenigsten halten sich mit etwas auf, das sie nicht einordenen können. Mein Barfüßertum ist gottlob ziemlich unwichtig für die anderen. Erstaunte Blicke finde ich nicht abwertend, wenn etwa Leute einfach überrascht sind, daß es auf schmutzigem, steinigem oder kaltem Boden auch barfuß vorangeht.

Und zu guter letzt, im Forum schon oft diskutiert. Bei Frauen wird Barfusslaufen als wesentlich gesellschaftsfähiger angesehen als bei Männer - deswegen sind Frauen jedoch nicht ärmer.

Daß (sichtbare) schöne Füße die Attraktivität eines Menschen steigern können, ist durch und durch in Ordnung -- dies gilt für mich allerdings für jedes Alter und Geschlecht ....
Daß weibliche Attraktivität die männliche meist übersteigt, muß man(n) eben neidlos akzeptieren!

Serfuß, Lorenz


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