Barfuß und Armut (Hobby? Barfuß! 2)

Spency @, Wednesday, 09.06.1999, 16:09 (vor 9234 Tagen) @ Gerald

Barfuss gleich Armut!

Diese Gleichung wiederspiegelt doch nicht nur festgesetzte Meinungen in unserer Gesellschaft, sondern eben auch eine geschichtlich Entwicklung

Es ist wohl tatsächlich so, dass Schuhe in früherer Zeit oder auch heute noch in armen Länder ein Symbol von Reichtum ist. Man trägt Schuhe nicht nur, weil sie bequem (äh unbequem!) sind, sondern um seinen Reichtum, seine Macht zu demonstrieren. Ein Beispiel aus der Zeit des Sklavenhandel. Da liefen die (schwarzen) Sklaven auch barfuss, derweil der reiche Grossgrundbesitzer immer mit Schuhe vor seine Sklaven tratt. Barfusslaufen war zu dieser Zeit nicht nur ein zeichen der Armut, sondern auch der Unterwerfung und Demütigung. Gleiches mag heute auch in Entwicklungsländer mehr oder weniger gelten.

Dieses Prinzip gibt es auch heute in anderer Form in unserer Gesellschaft noch. So trägt doch der Chef, der Direktor, der Politiker auch an heissen Sommertagen eine Krawatte, nich weil es bequem oder praktisch ist, sondern doch nur, weil es die gesellschaftliche Stellung es verlangt. Wenn es nach seinem Wohlbefinden geht, würde vielleicht nicht nur die Krawatte gelockert, sondern auch gleich die Schuhe ausgezogen...!

In unserer Gesellschaft geht nun der Wandel dahin, dass Barfusslaufen nichts mehr direkt mit Armut oder Unterwerfung zu tun hat. Dafür werden dem Barfusslaufen andere Aspekte zugeordnet.

Für viele sind Barfüsser linke Alternative oder grüne Fundis, welche vielleicht auch nich zu der oberen Vermögensschicht gehören, auf Schuhe jedoch nicht wegen zu wenig Geld verzichten, sich diese jederzeit leisten könnten. Tatsache ist aber auch, dass in diesen Kreisen Barfusslaufen gesellschaftlich akzeptiert ist. Es mag schon sein, dass es eine Gesellschaft gibt, wo man als Barfüsser weniger aus dem Rahmen fällt, als wenn man in Schale und mit Krawatte auftauchen würde.

Fazit: Barfusslaufen oder eben Schuhe tragen ist nicht eine Frage des Geldes, sondern der gesellschaftlichen Akzeptanz, eine Akzeptanz, welche in gewissen höheren und vermögenderen Berufszweigen, Berufshirarchien und Gesellschaftsschichten anders interpretiert wird.

Nicht mehr Armut oder Reichtum, sondern die gesellschaftliche Stellung ist entscheidend, ob Barfuss oder mit Schuhe (Wobei keine Regel ohne Ausnahme, meine Theorie könnte mehrmals widerlegt werden)

Barufsslaufen ist heute aber vermehrt auch eine Frage des Alters. ALs Kind, als Jugendlicher wird es noch als selbstverständlicher angesehen, mann kann, darf und getraut sich eher, barfuss zu zeigen. Je älter man wird, desto schiefer wird man aber (auch von den jüngeren) barfusslaufend angesehen, desto mehr braucht es Ueberwindung.

Und zu guter letzt, im Forum schon oft diskutiert. Bei Frauen wird Barfusslaufen als wesentlich gesellschaftsfähiger angesehen als bei Männer - dewegen sind Frauen jedoch nicht ärmer.

Spency


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