Schlafstörung wegen Erfrierungs-Schmerz am linken Fuss (Hobby? Barfuß! 2)

AllgäuYeti (Karl Heinz) ⌂ @, Stammposter, Saturday, 08.03.2008, 19:39 (vor 6102 Tagen)

Hallo Leute,

gestern Abends und Nachts hatte ich Schlafstörungen, weil ich an den 3 mittleren Zehen des linken Fusses Schmerzen wegen Erfrierungen hatte. Jetzt werden vielleicht manche von Euch denken, was hat den der für eine riesige Barfuss-Expedition in den Schnee hinaus gemacht?

Tja, so "riesig" war meine Barfuss-Expedition gar nicht. Bin von meiner Haustüre weg ein Stück weit den Berg hoch gestiegen zum Konditions- und Barfuss-Abhärtungs-Training. Dabe war ich nur rund 27 Minuten barfuss, 4 Minuten in der Stadt auf Asphalt und 23 Minuten im Schnee auf der Rodelstrecke bergauf. Für den Rest des Aufstiegs und den gesamten Abstieg zog ich dann meine Laufschuhe mit Socken an.

Das Problem war wieder einmal, dass noch gestern (Freitag) Nachmittag der Schnee im Schatten viel zu kalt war. Es hatte starken Nachtfrost bei nur aufgelockerter Bewölkung und war auch tagsüber frisch und relativ wolkenarm.

Das gestrige Zehen-Erfrierungs-Risiko war mir bei dieser meteorologischen Situation aus jahrelanger Erfahrung bewusst. Ich hatte halt wieder mal aus überzogenem sportlichen Ehrgeiz und um bei möglichst vielen Wanderern und Rodlern Eindruck zu schinden meine Grenzen falsch eingeschätzt und ein wenig überschritten.

Ich kann Euch hier einen interessanten Unterschied zwischen sehr nassem (salzfreiem!) Tauwetter-Schnee und trockenem aber sehr kaltem Pulverschne beziehungsweise verfestigten aber trocken-kaltem Schnee erzählen.

Wenn ich von Asphalt, Waldboden oder Wiesengrund kommend in richtig nassen Schnee hineinlaufe bekomme ich sofort recht starke Kälte-Schmerzen an den Füssen die vielleicht 5 Minuten lang richtig weh tum bevor das Schmerzempfinden "Kälte-Anästhesiert" ist. Trotz dieser Anfangs-Schmerzen kann ich durch diesen Nassschnee 1 Stunde oder länger durchlaufen und habe später keine Erfrierungs-Probleme an den Füssen, die Füsse tun nicht weh wenn sie langsam wieder warm werden.

Laufe ich dagegen auf sehr kaltem trocken-gefrorenem Schnee so ist das Anfangs bei Betreten der Schneefläche viel weniger schmerzhaft als im Nassschnee. Das böse Erwachen kommt dann wenn die Füsse wieder warm geworden sind, dann kommt es leicht zu teilweise sehr schmerzhaften Erfrierungen unter der Haut. Nach wenigen Stunden lassen diese Schmerzen nach und in den Folgetagen schält sich dann oft die Haut.

Wie kommt es dass Nassschnee Anfangs sehr weh tut, aber gesundheitlich wohl harmlos ist und sehr kalter Schnee Anfangs kaum weh tut aber so erfrierungs-gefährlich ist?

Nun ja, bei Nassschnee benetzt grossflächig 0 °C "kaltes" Schneewasser den gesamten Fuss und kühlt diesen so rasant ab dass er sich mit Schmerzen dagegen wehrt. Doch ist diese plötzliche Abkühlung nach unten auf einen moderaten Bereich beschränkt, da der Nassschnee ja nicht kälter als 0 °C ist und die schnell abgekühlten Füsse trotzdem noch genügend hoch über 0 °C bleiben (zumindest bei rascher Bewegung).

Bei sehr kaltem Schnee von mehreren °C unter 0 °C, der dafür natürlich trocken ist, ist diese Sache anders. Durch die Trockenheit des Schnees berühren die Eiskristalle nicht so grossflächig die Haut und es ist noch viel isolierende Luft zwischen dem Schnee und der Haut. Folglich kühlt der Fuss hier langsamer ab als im Nassschnee und das ist erheblich weniger schmerzhaft. Langsam kühlt sich der Fuss auch hier so weit ab, dass das Schmerzempfinden betäubt wird.

Nur jetzt kommt das hinterlistige Problem: Der Fuss kühlt sich im trockenne Frost-Schnee zwar langsamer ab als im Nassschnee, doch vor allem an den exponierten Zehen und in der Nähe der Haut-Oberfläche kühlt sich das Gewebe weiter ab als im 0 °C "warmen" Nassschnee - kühlt sich so weit ab dass es zu Gewebe-Erfrierungen kommt die eine Zeit lang stark schmerzen, und zum Schälen und Erneuern der Haut zwingen.

Mein liebster Barfuss-Schnee ist also leicht feuchter Schnee bei bewölktem Himmel und Luft-Temperaturen um oder wenig über 0 °C. Es kann dabei auch gerne pappiger "warmer" Schneefall herrschen.

Diejenigen hier im Forum, die so davon schwärmen durch den Pulverschnee barfuss zu waten sind wohl entweder deutlich Kälte-Resistenter als ich, oder sind vielleicht nur 2 Minuten statt 23 Minuten in so kaltem Schnee? Wobei ja auch Pulverschnee nicht allzu kalt sein muss, Pulverschnee kann ja harmlosere -1 °C oder -2 °C haben, kann aber auch gefährliche -10 °C kalt sein.

So, jetzt muss ich diesen meinen Beitrag mal beenden, habe noch einiges vor.

Sportliche aber vielleicht ein wenig verweichlichte Grüsse,

Euer Karl Heinz.

[image] http://www.allgaeuyeti.de/


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