Wimmelbücher von Ali Mitgutsch als Quelle fürs Barfußlaufen (Hobby? Barfuß! 2)

Barpfotenbaer, Stammposter, Tuesday, 15.01.2008, 12:00 (vor 6158 Tagen)

Eigentlich sollte der vollständige Beitrags-Titel wohl besser lauten: "Wimmelbücher von Ali Mitgutsch als Quelle für den Verlust der Selbstverständlichkeit beim Barfußlaufen"

Hallo,

fast jeder, der nach 1968 Kind war (oder zeugte), kennt die Wimmelbücher von Ali (Alfons) Mitgutsch: Bilderbücher, die auf jeder Doppelseite viele kleine Alltagsszenen in einem großen Bild vereinen (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Mitgutsch) und auf diese Weise Menschen und Technik auf immer irgendwie komische Weise illustrieren: Z.B. eine Baustelle mit vielen fleißigen Arbeitern, einer liegt auf einem Dach und sonnt sich. In einer Bauernhofszene montiert ein Arbeiter etwas auf dem Dach und merkt nicht, wie gerade ein Schwein (Tier), die Leiter wegschubst. Oder eine Schulklasse beim Landausflug, ein Schüler ärgert die Kuh, der Lehrer zieht ihm am Ohr. Ein anderer blickt beim Pinkeln verstohlen hinter einem Baum hervor. Ein Schüler trägt einen Schuh in der Hand, ein anderer rennt mit nur einem Schuh hinterher. Wobei das auf dieser Seite eine der wenigen Szenen ist, in denen ein Kind überhaupt Schuhe trägt.
Und das ist das für uns besonders interessante. Die ersten dieser Wimmelbücher gibt es seit 1968 und seitdem kommen ständig neue hinzu. Besonders gerne zeichnet Mitgutsch darin das Landleben. In den älteren Bänden aus den 1960er/70er-Jahren "erleben" dort nahezu alle Kinder die Sommerszenen barfuß. Klettern barfuß auf Bäume, Leitern und Strohballen. Spielen barfuß fangen, waten durch den Bach, helfen auf dem Feld etc. Schuhe stehen gelegentlich herum. Getragen werden sie nur von Erwachsenen und Kindern die deutlich als Weicheier und/oder Städter gekennzeichnet, ja geradezu der Lächerlichkeit preisgegeben sind. (Z.B. in einer Bilderklärung: "Bubi aus der Stadt") In einer anderen Szene rennen alle Kinder barfuß um einen herum, der Socken in Sandalen trägt.

Neben solch einem "alten" Ali Mitgutsch, besitzen meine Kinder auch einen Band, der erst vor wenigen Jahren herauskam. Dort wurde das Landleben durch Biobauernhöfe mit Hofladen, Solarzellen und einen Museumsbauernhof ergänzt. Für das ungeschulte Augen vielleicht nicht so leicht wahrnehmbar ist aber eine andere Veränderung: Nun tragen auch die Kinder fast immer Schuhe! Im Heu, auf dem Feld, beim Drachensteigenlassen, beim Spiel, fast immer, außer beim Baden.

Was hat sich in den 35 Jahren verändert? Die Wahrnehmung des Autors oder die Anforderungen der Zielgruppe?
Eine Absicht des Autors läßt sich mit Sicherheit ausschließen, und das macht diese Quelle so authentisch. Denn würde Ali Mitgutsch in dieser Hinsicht "erziehen" wollen, dann würde er auch die heutigen Kinder noch barfuß zeichnen (oder hätte schon damals die Kinder mit Schuhen gemalt.)

Wäre schön, wenn Ali Mitgutsch zukünftig wieder etwas weniger Schuhe zeichnen bräuchte!

Herzliche Grüße vom Barpfotenbär


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