Barfüßige Stilfragen (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Jay!
Hallo liebe Leute,
heute am Frühabend, schon bei Dunkelheit, bin ich zum zweiten Mal in 2008 barfuss ein kleines Stück auf meine Berge hoch gelaufen. Diesmal ohne Foto-Bericht, aber bergauf in genau so einem minimalen Aufzug wie bei meinem Bildbericht vor einer Woche: 2008 hat mich zum ersten mal 1:25 Stunden barfuss gesehen - Bildbericht - AllgäuYeti (Karl Heinz) 06.1.2008 18:59 (4).
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Ein sehr schöner Bericht. Nur wer selbst einmal so etwas gestrickt oder zu stricken versucht hat, weiß, wieviel Mühe da 'drinsteckt. Es ist alles andere, als einfach Bilder & Textpassagen zusammenzuschustern. So etwas wie dieses Scenes allerdings (wg. Kälte & der massiv 'rumliegenden weißen Sch...) BF zu erkunden, wäre für mich der reinste Horrortrip. Vorgestern traf ich mich mit guten Freunden aus dem Forum im 'Schwabenland', es war - obwohl es keine einzige Schneeflocke gab - outdoor die Hölle. Ich glaube, zeitlebens noch nie SO an den Füßen gefroren zu haben.
Das war Dein Empfinden, denn weder Engel noch Dominik noch ich haben an besagtem Abend an den Füßen gefroren; es war eigentlich ein ganz normaler barfüßiger Winterabend mit angenehm kühlem Boden und mächtigem "Wärmeschub" beim Betreten geheizter Räumlichkeiten. Ich habe den Abend mit Dominik, Engel und Dir jedenfalls sehr genossen; nur war er leider mal wieder viel zu kurz. Am nächsten Tag habe ich zusammen mit Dominik noch einen kleinen Spaziergang durch Schorndorf gemacht. Erstaunlich war, wie warm der Boden an den von der Sonne beschienenen Stellen war. Training ist halt alles, und ich meinte es wirklich ernst, als ich sagte, daß ich mich gerne von Engel durchs Gelände jagen lassen möchte, um meine eigene BF- Geländegängigkeit zu verbessern. Es muß ja nicht gleich ein Berglauf sein (zu dem meine Kondition gar nicht ausreicht; ich bin eher ein "Marschierer", dem es viel mehr auf die zurückgelegte Strekke als auf die Geschwindigkeit ankommt, und hin und wieder habe ich durchaus eine kurze Pause nötig.
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Erst zum Abstieg rund eine Stunde nach dem Aufstieg zog ich dann meine am Rucksack mitgeschleppten Laufschuhe und Socken an.
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Waas? (& nicht zynisch, sondern einfach ganz freundlich, wer mich kennt, weiß, daß ich ein Menschenfreund bin: Hihi) Das käme mir niemals in die Tüte: Ein reiner Freizeittrip, bei dem die Wahrscheinlichkeit, daß S & S benötigt werden, apriori nicht = 0 ist, findet einfach nicht statt. Punkt. Sowas plane ich erst gar nicht.
Meine Mutter hat einmal versucht, mir heimlich S & S an Bord meines Autos zu schmuggeln...no chance. Entdeckt. RAUS! Ballast an Bord. Verschwendet das teure Benzin (um das sie angesichts meines Fahrstils um jeden Tropfen weint).
Da bin ich derselben Meinung. Ich hatte am Wochenende zwar Flipflops dabei, aber da ich mich nicht eigens zu unserem Zusammentreffen gen Süden begeben hatte (zuvor war ich auf einem Seminar über Kirchenrecht im Kloster Heiligenkreuz in Niederösterreich gewesen, und bei akademischen Veranstaltungen bin ich äußerst selten barfuß), aber bereits am Münchener Hauptbahnhof ließ ich sie dezent in der Tasche verschwinden und holte sie für den Rest des Wochenendes nicht mehr hervor. Hätte ich mich nur mit Euch treffn wollen, hätte ich selbstverständlich keine Flipflops eingepackt.
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Ich kam an der Mittelstation also um 18:12 Uhr bei Dunkelheit an, 1 Stunde früher waren die letzten Gäste schon abgestiegen. Trotzdem sah mich der Wirt beim Brennholz-in-die-Hütte-holen und lud mich sofort ein, ich könne schon noch ein Bier bei ihm bestellen. Mein Aufzug war alles andere als Sterne-Hotel-Dresscode-compatibel: Kurzärmliges Shirt, kurze Hose, BARFUSS(!!).
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Warum schreibst du das letzte Wort in Großbuchstaben? Ist das das Allerschlimmste in Sachen Dresscode-Inkompatibilität? BF ist sehr wohl 4Sterne-Hotel-kompatibel: Siehe Nordenham´s berühmtes "Hotel am Markt" in dem einredelos für meine beiden BFigen Urlaubsfreunde & mich alle 3 DeLuxe-Suiten zu bekommen waren. Nicht ohne lächelnden Zynismus erinnere ich mich an voll fett beschuhe Manager-Hotelgäste, die sich mit weniger guten Zimmern begnügen mußten. Ohne es beweisen zu können, glaube ich aber, daß die Kombination [kurzes Höschen + nackter Oberkörper + Schuhe] das Entree´ schwieriger gemacht haben dürfte. BF wäre gar keine noch weiter wesentlich erschwerende Draufgabe gewesen.
Ich kann mich auch noch gut an die etwas irritierten Blikke manch gutgekleideter Herrschaften, die zur selben Zeit wie wir im "Hotel am Markt" in Nordenham logierten, erinnern, und so mancher wird sich vielleicht heimlich gefragt haben, wie es denn käme, daß wir uns ganz offen und zwanglos im Hause bewegten. Der Urlaub in Nordenham wird unwiderruflich zu meinen schönsten Lebenserinnerungen gehören.
In manchen bayerischen Kirchen wird es anders gesehen. Da juckt BF bei Gottesdienstbesuchern sehr, kurze Hosen überhaupt nicht, wenn nur unten halt diese Drecksdinger namens Schuhe 'dran sind...
Ich hatte in römisch- katholischen Kirchen noch keine Schwierigkeiten wegen barfuß, auch und gerade in Bayern nicht. Und unsere Begegnung mit Frau Anna Bauer in der Kirche von Bayrischzell war doch sehr schön!
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Aber es sind da ja auch entscheidende Unterschiede zwischen Jays und AllgaeuYetis Auftreten: >Jay hält sich leger-seriös an den allmählich weltweit verpflichtenden Dresscode mit "lange Hose ist ein MUSS". Sicher ist Jay da mit Jeans bei der legereren Variante. Jays nackte Füsse finden halt leider manche Spiesser unangebracht, deshalb seine Erfahrung mit dem früheren Stammlokal.
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Bitte nicht sauer sein, aber das ist eine obendrein völlig unzureichende Interpretation. In der Stil- & Etiketteliteratur, die ich mir aus purem Jux kaufte, steht nicht drin, daß Hosen etwa nicht kurz sein dürfen. Jedoch: Jeans dürfen es nicht sein. &: Schuhe (& zwar vollständig fußverpackende) "müssen" immer sein. Ins Detail will ich jetzt wg. Länge nicht gehen.
Ich finde, daß lange Hosen einfach besser aussehen als kurze, und in Bekleidungsfragen bin ich ziemlich radikal: entweder bedekke ich meinen Körper mit ausnahme des Kopfes, der Hände und Füße und vielleicht noch der Unterarme, oder ich bin ganz nackt (was leider draußen nur sehr eingeschränkt möglich ist, etwa auf Wanderungen entlang der Loisach im Sommer). Halbnackt rumzulaufen ist für mich eine schreckliche Vorstellung, weil es einfach jedes Stilempfindens spottet. Wer mich kennt, weiß, daß ich als Beinkleider Jeans bevorzuge, aber obwohl einige Anwaltskollegen in Jeans bei Gericht auftreten, ziehe ich für meine Gerichtsauftritte niemals Jeans an, weil bei Gericht für Anwälte eine Krawatte obligatorisch ist und ich der Meinung bin, daß Jeans und Krawatte nicht zusammenpassen.
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Tatsächlich hab' ich mit Ex-Kanzler Gerhard Schröder eines gemein: Der rüttelte einst am Sicherheitszaun des Bundeskanzleramtes & sagte: Ich will da 'rein!
Das geht mir mit 'noblen' Stätten so. Ich bin versessen auf folgendes: Ich will da rein (in meinem typischen Leger-Outfit), & zwar barfuß! Kein Trick wäre mir zu abgefeimt, um z. B. auf legale Weise so in den Vatikan o. dgl. zu gelangen. BF die freie Natur zu erobern, interessiert mich z. B. gar nicht. Mein BF-Eroberungsdrang umfaßt vor allem Tabu-Locations. Etwa die Bayreuther Festspiele, den Wiener Opernball. Am liebsten oberste Führungsetagen in der Industrie. Nicht verschwiegen sei: die von mir "erarbeiteten" BF-Türöffnertricks funktionieren keineswegs immer, es gibt unlösbare Problemstellungen.
So extrem versessen wie Du bin ich darauf nicht, aber es reizt mich schon und ich bin für derartige Aktionen durchaus zu haben.
Angst vor lange-Hosen-Zwang? Da hab' ich vor lange-Jeans-Verbot mehr Angst. Mit dem "allmählich weltweit verpflichtenden Dresscode" liegst du allerdings etwas daneben. Es geht nicht um den Aspekt Hosenlänge, es geht darum, wie "fein" das Beinkleid insgesamt ist (also niemals Jeans, egal, ob kurz oder lang). Bestimmte Kurzhosen-Typen (etwa, wenn diese aus gutem, evtl. nadelstreifenartigem Tuch gewebt sind), auch bestimmte Nationaltrachten wie z. B. die Schottenröcke gelten als "feine" Kleidung, mit der du überall 'reinkommst.
Vorausgesetzt allerdings, du trägst Schuhe (meist sind auch Socks heiß erwünscht). BF ist somit der eindeutig größere gesellschaftliche "Fauxpas"[??]-Hammer. Ja, ich korrigiere mich. Insofern hattest du mit der Großschreibung BARFUSS (äußerstes gesellschaftliches Stil-& Etikette-Entsetzen, noch schlimmer als Jeans & schlipsloses Achselshirt, SCHREI!) recht.
Da finde ich kurze Hosen in Verbindung mit (fetten) Schuhen und Sokken viel eher zum Schreien, denn mit der Kombination (in Verbindung mit weißem Hemd und Krawatte, versteht sich) sieht doch jeder wie ein Clown aus! Da wirkt eine saubere blaue Jeans mit weißem T- Shirt (Achselshirts mag ich nicht) weitaus ernster und männlicher.
Ein lange Jeans- Verbot ist freilich nicht zu befürchten.
Barfüßige Wintergrüße aus dem milden Ratingen,
Martkus U.