Genau! (Hobby? Barfuß! 2)

Jens aus HH, Monday, 17.09.2007, 22:58 (vor 6213 Tagen) @ Simone

Hallo Simone!

Manchmal hat man bei bestimmten wirklich den Eindruck, es seien nicht nur Barfußfanatiker, sondern sogar Barfußneurotiker. Sie bewirken eine verzerrte Präsentation einer ganz natürlichen, lockeren Freizeitbeschäftigung und werden unvermeidbar als merkwürdige Gestalten aufgenommen. Man weiß nicht, ob dieses Herumexperimentieren mit Nobelrestaurants irgendeinem Auffallen-um-jeden-Preis-Drang oder einfach abartiger Abenteuerlust entspringt. Plus Geltungsbedürfnis, der Barfuß-Härteste, -Erfahrenste und so fort zu sein.

Erm... Für mich ist Barfußlaufen _KEINE_ Freizeitbeschäftigung sondern eine Fortbewegungsart. Es ist eine Fortbewegungsart, die ich versuchsweise durchführe und zwar so oft und so lange es geht - nicht nur in der Freizeit, sondern auch im restlichen Alltag.

Dabei ist es für mich die Fortbewegungsart, die ich gewählt habe. Ich erwarte nicht, dass andere dies auch tun. Ich erwarte nicht, dass sie es verstehen. Ich erwarte nicht, dass sie es gut finden. Ich erwarte nur eins, nämlich, dass sie respektieren, dass dies meine Entscheidung ist und dass ich das Recht dazu habe, diese Entscheidung umzusetzen.

Spätestens als ich die Stufen zum angesprochenen Alpenhotel Oberjoch erklomm habe ich mir die Frage gestellt, was wohl passiert, wenn die Rezeptionistin mich auffordert, Schuhe anzuziehen. Es ist ein Vier-Sterne-Hotel und ja, es könnten sich andere Gäste auf den Schlips getreten fühlen. Den anderen Gästen gegenüber würde mich das herzlich wenig kümmern, aber den Hotelangestellten gegenüber schon, denn die wären dann die Leidtragenden meiner Entscheidung - dadurch, dass Leute sich nicht wohl in dem Hotel fühlen, weil ich anwesend bin. Ich hätte wohl einfach die Schuhe angezogen. Aber es kam nicht dazu. Es wurde nicht einmal erwähnt.

Dasselbe passierte als ich zum Essen hochging. Es waren mit Sicherheit fünf oder sechs Kellner am Abend unterwegs, die alle bestrebt waren, allen Gästen den Abend angenehm zu gestalten. Was hätte ich getan, wenn ich aufgefordert worden wäre, Schuhe anzuziehen? Ich hätte sie angezogen. Ich will niemand provozieren, ich will etwas tun, was mir gut tut. Diesen Fall hat es aber nicht gegeben. Es wurde akzeptiert.

Es ist für mich keine Freizeitbeschäftigung, es ist für mich eine bewußte Entscheidung zu meiner Fortbewegung. Damit ist es Teil meines gesamten Lebens, nicht nur der Freizeit. Und ich versuche diese Entscheidung so gut wie möglich und so konsequent wie möglich durchzusetzen. Ich will damit aber niemanden absichtlich provozieren oder vor den Kopf stoßen. Und bislang ist das auch nicht passiert.

Ganz bestimmt ist etwas Positives hängengeblieben. Barfuß ist doch einfach etwas Lockeres, Unverkrampftes, ganz schlicht und einfach.
Punkt. Und keine Profilierungssache.

Eben.


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