Ein interessanter Vergleich: Barfuß in Bonn oder Freising (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 31.08.2007, 23:47 (vor 6295 Tagen) @ bix

Hallo Bix

Vielen Dank, für diesen Erlebnisbericht.

Zum ersten Mal in meiner "Laufbahn" wurde ich in einem Restaurant gebeten, die Schuhe "wieder anzuziehen".

Mich würde mal interessieren, was wohl passiert wäre, wenn du keine Schuhe dabei gehabt hättest. Glaubst du, er hätte das zähneknirschend akzeptiert oder hättest du dann gehen müssen?

Der Chef und Kellner des "La Palmera" hatte Glück, dass ich Clogs anhatte als ich kam, ...

Der Chef oder Du? ;-)
Wie gesagt, was wäre wenn...

"Senor Palmera" kam zu uns, bückte sich an mein Ohr und fragte sehr leise - und sehr höflich! - ob es mir etwas ausmachen würde, die Schuhe wieder anzuziehen?! Ich tat ihm den Gefallen kommentarlos, da ich mit meiner Freundin gerade in ein Gespräch vertieft war.

Höflicher wäre es in der Tat kaum gegangen, es sei denn, er hätte ganz auf diese Bitte verzichtet.

Als wir dann zahlen wollten, sprach er mich erneut sehr höflich an, er hoffe, er hätte mich nicht verärgert, für ihn persönlich sei barfuß gar kein Problem, aber er wollte verhindern, dass andere Gäste sich vielleicht gestört fühlten und sich bei ihm beschweren könnten.

Hm. Das finde ich unehrlich. Wenn er bereits ohne dass sich jemand beschwert hat, von sich aus darauf dringt, dass du dir Schuhe anziehen sollst, dann hat er selbst ein Problem damit. Wenn er dann aber meint, dass es für ihn persönlich kein Problem sei, dann ist das einfach nicht wahr. Andere Gästen hatten sich nicht beschwert, also hatte er allein ein Problem damit.
Anders könnte es dagegen in dem soeben geschilderten Fall von Jay sein, wo der Wirt immerhin von einer vorausgegangenen Beschwerde sprach, wobei diese Beschwerde natürlich auch eine Erfindung des Wirts gewesen sein könnte, um eine Ausrede zu haben. Sollte es dort aber wirklich eine Beschwerde gegeben haben, sehe ich die Situation der beiden Wirte durchaus unterschiedlich: Während Jays Wirt in diesem Fall die Notwendigkeit sah, auf eine Beschwerde zu reagieren, obwohl man ihn dort bereits oft barfuß geduldet hatte, hat dein Wirt von sich aus reagiert ohne einen echten Anlass zu haben. Auch wenn er das sehr höflich gemacht hat, ist ein solches Verhalten eigentlich noch bedauerlicher, als die Reaktion auf eine Beschwerde. Das gilt aber wie gesagt nur für den Fall, dass es in Freising wirklich eine Beschwerde gegeben hat. Im anderen Fall, wäre das Verhalten des Bonner Wirts wegen der Ehrlichkeit eher zu begrüßen, nicht aber der Vorgang an sich, der auf jeden Fall abzulehnen ist.
Man kann nur hoffen, dass die zeitliche Nähe dieser beiden Vorfälle wirklich rein zufällig ist und hier nicht eine allgemeine barfußfeindliche Entwicklung zum Vorschein kam. Eine solche Entwicklung wäre höchst ärgerlich und sollte keinesfalls hingenommen werden. Natürlich müsste man, falls es dieser Entwicklung zu begegnen gilt, auch über deren Ursachen und Entwicklung diskutieren dürfen, um Lösungen finden zu können.

Ich konnte mir ein "Dann kann ich nur noch im Winter zu Ihnen kommen!" nicht verkneifen. "Gehen Sie sonst immer ohne Schuhe?!" "Ja, und wir hatten Glück, dass ich welche dabei hatte!" Er konnte es gar nicht fassen, wegen, klar: der vielen Scherben! Man müsse ja immer auf den Boden gucken, damit man nirgends reintrete. Man sähe dann ja gar nix von der Landschaft!

Das man barfuß nichts von der Landschaft sehen soll, finde ich ausgesprochen lustig. Der Mann hat überhaupt keine Ahnung. Eigentlich kann er einem nur Leid tun. Er weiß nicht, was er versäumt.

Es war ein wirklich sehr nettes Gespräch; und der Wein hat auch mit Clogs an den Füßen vorzüglich geschmeckt! ;-)
Wir wollen dort unbedingt mal essen, die Speisekarte ist schon sehr verlockend. Meine Freundin versteht mich und sagte gleich von sich aus "Dann müssen wir draußen sitzen wenn es warm genug ist, oder im Winter herkommen, wenn Du Schuhe anhast."

Draußen wäre also Barfüßigkeit erlaubt? Was wäre dann, wenn man auf die Toilette möchte? Dazu muss man schließlich üblicherweise ins Haus hineingehen.
Na ja, es gibt schon seltsame Wirte, genau wie es ganz allgemein immer wieder seltsame Menschen gibt. Zumindest gab sich dein Wirt alle Mühe dich nicht als Kunden zu verlieren, ganz im Gegensatz zu dem Wirt von Jay.
Es ist schon interessant, zwei so ähnliche aber doch unterschiedliche Fälle zu vergleichen. :-)

Ach so, kommst du eigentlich mal wieder nach Berlin?

Viele Grüße nach Bonn

Ulrich


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