Erinnerungen und Gedanken (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Don Primo, hi roman,
das hätte mich auch interessiert. Wo ist der Ort, in dem standardisiert an den Schulen BF geturnt wird?
Dieses Erwachsenengestrampel auf Kommando hab' ich bei mir ab Schuljahr 1974/75 per trickreicher amtsärztlicher "Turnbefreiung" abgestellt. Am Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising war nämlich zu "meiner" Zeit im Unterrichtsfach "Leibeserziehung" Verpackung in als solche einschlägig klassifzierten "Sportschuhe" aus 'Verletzungsschutzgründen' vorgeschrieben...
Ob & inwieweit die für die übrigen 'schulischen Veranstaltungen' bestehende Containmentpflicht für Füße auch im Sportunterricht in praxi aufgeweicht war, entzieht sich meiner Kenntnis. Als ich dann in der Kollegstufe keine festen Unterrichtszeiten mehr hatte, haben dann sommers ca. 8 BFige Mit"kollegiaten" & ich beim "Einrücken" die begrenzten Observationskapazitäten von Schulleitung & bestimmten Lehrern ausgenutzt, die sich clever an den Schleusen des [Nichtschuhe/Nichtsocken]-Gefahrenbereiches [gemeint ist das städtische Hallenschwimmbad, das an die Schule angebaut war & zum Schwimmunterricht genutzt wurde sowie dessen Umkleideräumlichkeiten] postiert hatten, um darüber zu wachen, daß beim Hinüberwechseln in das gesicherte Normal-Unterrichtsareal der Beschuhungspflicht Genüge getan wurde...
Melancholisch an meine doch ab 16 "goldene", glückliche, sehr viel BFige Jugend zurückdenkend, mfBFG, Jay
Hi Jay!
Deine Erinnerungen bringen mir den Generationenunterschied zwischen uns wieder mal voll zum Bewußtsein. Auch ich habe mir für die letzten beiden Schuljahre (also ab 1984/85) trickreich eine amtsärztliche Befreiung vom Sportunterricht besorgt, was mir gleich zwei Vorteile einbrachte: Zum einen verschwand endlich der notorische "Schandfleck" aus meinen Zeugnissen (da man Sport leider nicht regulär abwählen konnte, wären mir andernfalls meine bescheidenen Leistungen in jenem Fach angerechnet worden, was sich beeinträchtigend auf die Abi- Gesamtnote ausgewirkt hätte), und zum anderen hatte ich jeden Nachmittag frei, denn der Sportunterricht der Oberstufe fand bei uns ausschließlich nachmittags statt.
Um den Bogen zurück zum Thema zu finden:
Von einem regelrechten Barfußverbot im Sportunterricht (ausgenommen Schwimmen) ist mir nichts bekannt; falls es ein solches gab, waren Vorkehrungen zu dessen Einhaltung jedenfalls überflüssig, da zu meiner Oberstufenzeit niemand BF in die Schule ging. Es war also gar nicht nötig, daß sich das Lehrpersonal "clever" an den "Schleusen des [Nichtschuhe/Nichtsokken]- Gefahrenbereiches" postierten, denn erstens liegt das städtische Hallenbad in Ratingen nicht neben der Schule, und zweitens hatte der Sportunterricht auf der Zeitachse der Oberstufenschüler den letzten Platz inne; danach gingen sie nach Hause. Wer nicht "Schwimmen" als Sportart belegte, nahm am Sportunterrcht nur fett beschuht und in der Regel auch besockt teil. Ansonsten gab es in der Schule kein BF- Verbot, und wenn es eins gegeben hätte, wäre es ziemlich überflüssig gewesen, denn BF in der Schule kam in meiner Obersufenzeit einfach nicht vor.
Über die Gründe grübele ich noch immer ziemlich vergeblich nach; zwar ist es richtig, daß meine Generation in ihrer Jugend weitaus angepaßter, "braver", konservativer und auch konsumorientierter war als die vorangegangene; sie kam mir auch irgendwie unpolitischer vor. Daß die von Dir verdächtigte Frau Noelle- Neumann an diesem trend "gedreht" hätte, kann ich mir nicht recht vorstellen, da Jugendliche auf eine alternde Demoskopin schwerlich "abfahren" (mir war sie vor zwanzig Jahren übrigens völlig unbekannt). Vermutlich war eher die Werbeindustrie für die konservativ- konsumorientierte Trendwende verantwortlich, denn damals setzte allmählich der Druck zum Tragen "angesagter" Markenartikel ein.
Trotzdem trauere auch ich irgendwie meiner Oberstufenzeit nach, wenn sie auch fast BF- frei verlief, denn immerhin konnte man in den achtziger Jahren ziemlich hemmungslos der Sokkenlosigkeit frönen, ohne daß jemand einen Täuschungsversuch mit Füßlingen unternommen hätte.
Nun kann ich zwar einigermaßen sicher behaupten, daß mein grundsätzlicher Nonkonformismus ausgereicht hätte, spätestens ab meiner Gießener Zeit (1986 bis 1992) einigermaßen konsequent BF zu gehen, aber ich ließ es bleiben, weil ich dieses Bedürfnis als vermeintlich "abartiges Gelüsten" zurückdrängte und verleugnete. Erst die Kenntnisnahme von diesem Forum im Jahre 2000 und vor allem das daraus resultierende Kennenlernen Gleichgesinnter hat mich von dem Irrtume, der Drang zum Barfußlaufen sei eine zu bekämpfende Makke, befreit und mir zugeich die Erkenntnis gebracht, daß es auch im Winter möglich ist, eine Frage, die ich mir schon insgeheim 30 Jahre zuvor gestellt hatte, wobei ich wiederum zu einem falschen Ergebnisse gekommen war, weil ich einfach niemanden sah, der es getan hätte.
Ob solcher Erinnerungen etwas melancholische Barfußgrüße,
Markus U.