Sprache ist unpolitisch (Hobby? Barfuß! 2)

Leo, Stammposter, Tuesday, 05.06.2007, 15:45 (vor 6318 Tagen) @ malo

Hallo,

dobre!

=gut!

Wer hätte gedacht, das schon so weit weg Menschen sind, die sich dem im Osten anfreunden konnten?

Russisch mag man zwar nicht unbedingt. Aber es verhält sich besser, damit aufzutreten, als den USA-Mist dort noch weiter zu verherrlichen.

Für mich ist eine Sprache ein unpolitisches Kommunikationsmittel - und keine Verherrlichung irgendeiner Nation in der sie zufällig gesprochen wird (wie bei Englisch z.B. auch Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland...). Und seitdem sogar seit ca. 2000 die meisten Chinesen mittlerweile Englisch lernen, ist Englisch nun mal die Sprache, die die meisten Menschen wie gut oder schlecht auch immer sprechen können. Und auf meinen großen Interrrail-Touren 1973 und 1979 (damals noch ohne Zonen, meist ohne Zuschläge und größtenteils ohne Reservierungs-Pflicht, die so spontanes Reisen wie damals heute vollkommen verhindern) quatschte ich selbstverständlich erst mal alle auf Englisch an - und manchmal machte man dann amüsiert auf der gemeinsamen Muttersprache Deutsch weiter.

In meiner Region in den Grundschulen gibt es bereits Tschechisch als Wahlfach. Die logische Konsequenz aus zukünftiger immer engerer Nachbarschaft.

Ich hatte in meiner früheren Region (Schule in Düsseldorf, Studium in Aachen) weder Niederländisch noch - dank übermächtiger Latein-Lobby - Französisch an der Schule gelernt - aber später dann doch noch. Seitdem ich bei München wohne kann ich damit aber nur noch sehr wenig anfangen. Ich kann ja schlecht zur Vorbereitung auf evtl. Umzüge vorsichtshalber als Kind die Sprachen aller Nachbarländer lernen..

Zu Tschechien gibt es in der Tat schon seit Jahren eine gute Nachbarschaft, so dass z.B. das Überschreiten der Grenze auf Wanderwegen erlaubt ist.

Nach Polen (ausgenommen kleiner Grenzverkehr in die benachbarte Wojwodschaft) kam man vor dem 01.05.2004 (an dem ich übrigens barfuß von Frankfurt/Oder nach Slubice ging) nur mit Reisepaß! Als ich 2005 oder 2006 einen einsamen Beamten des Bundesgrenzschutzes an der polnischen Grenze auf Usedom anpflaumte, was er denn zu Zeiten der gutnachbarschftlichen EU-Zugehörigkeit beider Staaten denn noch bewachen müsste, klärte er mich auf: Er sei zum Schutz von unbedarften Europa-Gläubigen da, um denen die 700€ Strafe + Übersetzungskosten und mindestens 4 Stunden Zeitverlust wegen illegalen Grenzübertritts an der Küste zu ersparen und sie auf den rechten Um-Weg 500 m landeinwärts zum offiziellen Grenzübergang an der für Autos immer noch gesperrten Straße zu weisen. (Von Ahlbeck nach Swinouscie / Swinemünde sind es daher mit dem Auto fast 200km statt 5 - aber dafür ist dann wenigstens die Autofähre von Wollin zurück nach Usedom umsonst!) Da wusste ich dann auch, worauf sein polnische Kollege auf der anderen Seite lauerte...

Es hat sich auch hier in unmittelbarer Grenznähe zu CZ (und PL) inzwischen eine gewisse Sortierung in der Bevölkerung ergeben. Just in etwa das gleiche Verhältniß, die bis heute noch nicht in Mitteldeutschland (angeblich >Ostdeutschland) waren. Alle damit haben auch noch weiter im Osten Probleme.

Sagen wir mal, sie haben Schiss. Doch vor was?

Mich fragt man, wo ich dort schlafe, was ich dort esse...

In Polen: KURCZAK!!! (Wenn man was preiswertes kriegt, war es sehr oft Hähnchen...)

Haben die Leute etwa Angst vor dem Neuen? Ich habe tatsächlich mal einen gebürtigen Berliner kennengelernt, der entrüstet meinte. "WAS! Da ist ja im Osten - da geh ich nicht hin! Es ging übrigens um den Berliner Stadtteil Prenzl.Berg... Wenn diese aber hier lesen, man sollte besser eine slawische Sprache sprechen, werden sie aber nur noch mehr verschreckt!

Was die Grenznähe hier auf böhmischer Seite betrift: der weltgrößte Plagiatsmarkt liegt unmittelbar vor meiner Haustüre...

Ach und wo sie alle herkommen, den Mist dort zu erstehen... Von weit her aus dem Westen.

Ne pane

= Nee, Mann (hab ich das mit meinem kleinen, vor vielen Jahren für 19 KCS - JA S!! - erstandenen Wörterbuch richtig dechiffriert? Es wäre ansonsten für alle einfacher, wenn Du das gleich übersetzt!)

, wenn man seine 10, 15 Jahre mit den Freunden dort drüben im selben Haushalt verbracht hat, bekommt man den Blick, was unterscheidet. Nicht nur Mental.

Der einfachste Vorwand hierzulande dann: man wäre ostalgisch angehaucht.

Es geht auch in CZ oder PL bergab. Für die Mehrheit! Wie hier. Dank G8, dank Liberalisierung, dank Kapital.

Das zieht weiter, um sich immer neue Länder zu suchen, in denen es den Leuten noch so dreckig geht, dass sie keine "unverschämten" Lohnforderungen stellen.

Zuerst dachten sie dort damals, wir in D wärens. Nun hat man erkannt, das es noch weiter aus dem Westen ursächlich über alle kam.

GERADE vielen US-Bürgern geht es schon so schlecht, dass sie schon 3 Jobs haben müssen um zu überleben.

Meine Devise: so lange es dort noch angenehm ist, fahre ich hin. Passe mich dem an, tauche dort unter und fühle mich wohl.

Und grinse dabei aus der Deckung heraus, wie sich manch einer von hier aufführt... ;-)
Nicht nur die Alk-Touristen in der hlavni mesto Praha.

= Hauptstadt Prag (das hab ich jetzt sogar noch ohne Wörterbuch geschafft,ich kaufte mir nämlich von meiner ersten Fahrt einen Bildband dieses Namens als Souvenir)

Die Arroganz haben dabei nun die. Nicht ich :-) Garantiert nicht.

Prosim pekne, neni zac.

= Bitte schön, nichts zu danken?

(Knipser gibt es auch dort...)

ggf. noch mit Zusatz: und die stehen mir noch im Bild rum!

Übrigens: Genau solche Formulierungen kommen als arrogant rüber (sogar bei sehr ruhigen und besonnenen Leuten im Forum)!

Gruß,

Leo


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