Zum Keilberg und zum Löffelberg (m. 18 B.) (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 27.05.2007, 14:26 (vor 6327 Tagen)

Hallo

Gestern schloss ich mich einer Wanderung der Stiftung Naturwacht Brandenburg an, die mich zusammen mit sechs weiteren Personen auf einer etwa 25 km langen Wanderung zu wunderschönen Flecken im ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West führte.
Wir trafen uns in der Mitte des Bardenitzer Ortsteils Pechüle, wo meine Barfüssigkeit sofort mit Erstaunen, aber absolut positiv zu Kenntnis genommen wurde. Einer fragte mich dann auch gleich, ob ich denn nächste Woche, also am 3. Juni, an der Barfußwanderung von Saarmund nach Ludwigsfelde teilnehmen würde. Ich erklärte ihm darauf, dass ich daran nicht nur teilnehme, sondern sie sogar organisiere!
Wir wanderten dann aus Pechüle hinaus und erreichten bald den Keilberg, der mit einer Höhe von 108 m den höchsten Punkt im Naturpark Nuthe-Nieplitz darstellt. Zu diesem Punkt im Konversionsgelände führt inzwischen ein offiziell frei gegebener Wanderweg, an dessen Ziel auch eine sehr schöne Aussicht geschaffen wurde. Bei guter Sicht soll man sogar bis Berlin sehen können, doch leider war die Sicht sehr trüb, so dass man nur wenig von der Umgebung erkennen konnte.

[image]
Der Aussichtspunkt auf dem Keilberg

Die Wege waren alle wunderbar sandig. Der kräftige Regen am Vorabend scheint unzählige Bäche über die Wege geführt zu haben, so dass jede Menge feinster Sand die Wege eingeebnet hat.

[image]
Es war herrlich über solche Sandwege zu wandern

Weiter ging es zunächst noch durch Wald. Unser Wanderführer ließ keine Gelegenheit aus, um uns auf seltene Tiere, die allesamt auf der Roten Liste stehen, aufmerksam zu machen, wie auf diesen Käfer, von dem ich leider vergessen habe, wie er heißt

[image]
Ein seltener Käfer, wie der wohl heißt?

Bald erreichten wir die Keilbergquellen. Im wasserarmen Fläming sind solche Bäche eine Seltenheit. Auf Grund der inzwischen recht hohen Temperaturen, nutzten wir den schattigen Platz im Quellgebiet trotz unzähliger Mücken für eine Pause

[image]
Bäche im Bereich der Keilbergquellen

Nachdem wir die Keilbergquellen verließen, kamen wir auch bald in die weitgehend schattenlose Region der Freiflächen. Wenn hier im Spätsommer die Erikaheide blüht, dürfte sich eine Wanderung auch lohnen.

[image]
Erikaheide

Bald kamen wir nun an die Reste eines von den Russen gesprengten Bunkers. Die hatten dort, bevor sie den Übungsplatz räumen mussten, ihre gesamten Sprengstoffvorräte hineingebracht und gezündet. Kubikmetergroße Betonbrocken flogen über 150 m weit durch die Gegend. Im über 3 km entfernten Felgentreu gingen Fensterscheiben zu Bruch.

[image]
Der von den Russen gesprengte Bunker

Die Umgebung des zerstörten Bunkers ist übersäht mit Betonbrocken unterschiedlichster Größe.

[image]
Alles, was hier an Beton zu sehen ist, flog bei der Sprengung durch die Luft

Ein Stück weiter erreichten wir dann einen anderen Bunker, der unzerstört ist, und uns einen Eindruck bot, wie der gesprengte auch einmal ausgesehen hat.

[image]
Der unzerstörte Bunker unweit des gesprengten

Weiter ging es dann durch eine offene Landschaft, deren Bewuchs überwiegend aus Moosen und Flechten besteht. Der Wanderweg war hier teilweise etwas unangenehm geschottert, was mich aber nur geringfügig störte, da in wenig Abstand ein paralleler Sandweg verlief.

[image]
Fast endlose Steppenlandschaften kann man in dieser Gegend finden.

Auf angenehmem Sandweg ging es dann weiter zum 103 m hohen Löffelberg hinauf, der uns eine wunderbare Aussicht bot. Inzwischen hatte sich das Wetter aufgeklart, wodurch sich eine Sichtweite von über 25 km bot.

[image]
Auf dem Löffelberg fand sich ein weiterer zerstörter Bunker

Der Bunker auf dem Löffelberg besitzt in seinem Inneren eine interessante Decke, die voller Tropfsteine hängt. Ich stellte mich unter einen solchen Stalaktit und hoffte, dass mir ein tropfen auf die Nase fällt, weil ich mal gehört habe, dass man dann 100 Jahre alt werden soll. Das mit dem tropfen gelang auch tatsächlich, ob das mit den 100 Jahren auch gelingt, werden wir 2066 wissen.

[image]
Stalaktiten im Bunker auf dem Löffelberg

Die Aussicht war überwältigend. Nachdem wir am Keilberg nur wenig von der Umgebung sehen konnten, bot sich nun der Blick bis zum etwa 25 km entfernten 178 m hohen Golmberg, dem höchsten Punkt im Niederen Fläming. In dem davor liegenden Windpark befinden sich zahlreiche über 150 m hohe Windräder, deren Flügelspitzen sogar über 200 m Höhe über dem Boden erreichen. Ich hatte bereits hier index.php?id=994266234 von einer Wanderung durch diesen Windpark berichtet.

[image]
Blick zum Golmberg und zum Windpark im ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-Ost

[image]
Auf dem Gipfel des Löffelbergs

Auf dem Rückweg benutzten wir eine uralte Straße, deren Bodenbeschaffenheit wegen einer Mischung aus Schotter, Sand und altem Pflaster nicht all zu angenehm war. Auch gab es nur sehr selten den ersehnten Schatten, teilweise obwohl es durch Wald ging. Auch erfrischende Pfützen fanden sich nur selten, da sie im Sandboden schnell versickern.

[image]
Die wenigen Pfützen boten Hund und Barfüßer eine willkommene Erfrischung

Leider waren aber auch manche Pfützen sehr gut aufgeheizt. Eine echte Erfrischung ergab sich dann nicht.
Dann ergaben sich wieder ein paar Tierfotos. Zunächst sollte ein bedrohter Trauermantelfalter fotografiert werden. Da er aber beim ersten Versuch plötzlich wegflog, mussten wir eine Wele warten, ehe er sich wieder setzte. Zwischendurch flog er mit mehrfach fast ins Gesicht, als wolle er mich aus seinem Revier verjagen. Das gelang ihm aber nicht. Ich ging zwar ein wenig zur Seite, damit er sich ungestört ein seinen Lieblingsplatz setzen konnte, aber dann fotografierte ich ihn doch.

[image]
Der Trauermantelfalter gehört zu den bedrohten Arten.

Dann wurde noch ein weiterer Käfer gezeigt und fotografiert, dessen Namen ich mir auch nicht merken konnte. Weiß einer von Euch vielleicht wie der heißt?

[image]
Der mir leider unbekannte Käfer

Unangenehme Schotterstraßen hatte unser Wanderführer für den Rückweg ausgesucht. Teilweise waren auch die Ameisen eine rechte Plage, da sie gelegentlich gern auf den Fußrücken kletterten. Entfernt man sie dort nicht schnell genug, beißen sie auch gerne mal.

[image]
Diese alte Straße bot meist nur am Rand einen einigermaßen angenehmen Sandstreifen

Den Ameisen drohen aber auch Gefahren. So konnten wir die Jagd eines Ameisenlöwen beobachten. Dieser kleine Käfer vergräbt sich im Sand und hinterlässt einen Krater von etwa 3 bis 5 cm Durchmesser. Wagt sich eine Ameise oder ein anderes Insekt dort hinein, wird es vom Ameisenlöwen mit Sand beworfen, so dass es wieder abrutscht. Letzten Endes landen die Insekten dann im Zentrum des Kraters, wo der Ameisenlöwe sie dann verspeist.
Ein Foto war leider nicht machbar, da der Ameisenlöwe nicht aus einem Krater herauskam.
An einer Stelle lag dann altes Holz im Wald. Vor Jahren hatte man es hier zum Abholen bereitgelegt, dann machte die Firma Pleite und die Stämme blieben liegen. Nun wird sie wohl niemand mehr gebrauchen können.

[image]
Ein alter Holzlagerplatz mit vermoderten Baumstämmen

Kurz bevor wir wieder zurück nach Pechüle kamen brach das Unwetter über uns hinein. Es donnerte und schüttete nur so auf uns herab. Zunächst war es ja eine willkommene Abkühlung, aber dann wurde es doch etwas frisch.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass diese Wanderung nur als geführte Wanderung in Begleitung der Naturwacht oder der Naturparkverwaltung durchgeführt werden darf, da sowohl aus Umweltschutzgründen, als auch wegen der Munitionsverseuchung des Gebietes ein freizügiges Betreten im Großteil des Geländes verboten ist. Uns wurde auch erzählt, dass bei einem Waldbrand tatsächlich jede Menge vergrabener Munition explodierte und daher die Feuerwehr in solchen Fällen auch nur von den Wegen aus löschen darf.
Auch mussten alle Teilnehmer an der Wanderung zu Beginn eine Haftverzichtserklärung unterschreiben, damit der Wanderorganisator nicht im Falle eines Falles verklagt werden kann. Es ist allerdings noch nie jemandem auf dem Gelände etwas passiert und es hat auch noch nicht mal Tiere gegeben, die Opfer von Blindgängern o. ä. wurden. So gesehen halte ich die Gefahr, die von dem Gelände ausgeht für sehr gering.

Viele Grüße

Ulrich


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion