Barfuß-kritische und barfuß-tolerante Berufsgruppen (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Kamel Leon,
selbstverständlich kann man nicht alle Leute über einen Kamm scheren. Das gleiche gilt auch für Leute mit gleichen Berufen in Sachen Barfußtoleranz bzw. Barfußintoleranz. Und es gibt sicher auch Personen, die je nach Situation mal mehr und mal weniger tolerant sind.
Leute mit niedriger Qualifikation, die vielleicht irgendeiner "Dreckarbeit" nachgehen, sind sicher häufig barfußintolerant, und das zu jeder Zeit, egal ob im Zug, auf der Straße usw.
Ich vermute, daß diejenigen Museumswärter, die in Museen, in denen es kein genereller Barfußverbot gibt, aus eigenem Antrieb einen barfüßigen Besucher rauswerfen, auch außerhalb ihrer Dienstzeit barfußintolerant sind.
Ein barfußkritischer Polizist würde aus eigenem Antrieb einen Barfüßer kontrollieren und alles versuchen, um irgendeine Straftat aufzuspüren (und das selbst außerhalb des Dienstes), während ein barfußtoleranter Polizist nur dann kontrolliert (und höflich bleibt), wenn irgendein Spießer (oder ein besorgter Mensch) die Polizei eingeschaltet hat.
Friseusen mögen (entgegen meiner Erfahrung) vielleicht aus Haftungsgründen besorgt sein, aber außerhalb des Ladens wohl eher barfußtolerant sein.
Pfarrer sind gegenüber Barfüßern positiv eingestellt, zumindest solange sie nicht so in die Kirche gehen (wobei sie im Gegensatz zu Domschweizern weniger schroff reagieren).
Ein Supermanager, der am liebsten auch privat noch Schlips und Kragen trägt, ist vermutlich barfußintolerant seinen Mitarbeitern gegenüber (auch außerhalb von Arbeitsplatz und Arbeitszeit), aber er würde einen wildfremden Menschen auf der Straße nicht anpöbeln. Und sollte dieser Mann erster Klasse Bahn fahren (oder fliegen) und irgendein Barfüßer (womöglich noch einer in kurzen Hosen) besitzt die Unverfrorenheit, sich neben ihn zu setzen, dann beschwert er sich vielleicht beim Zug- oder Flugpersonal.
Wer selber nie barfuß läuft, jedoch barfußtolerant ist, muß noch lange nicht in allen Belangen (Religion, Rasse, Kleidung usw.) tolerant sein. Und andererseits gibt es Menschen, die selber nie rauchen, sich jedoch nicht aufregen, wenn im Nichtraucherabteil einer eine nach der anderen raucht, dem dafür aber beim Anblick eines Barfüßers gleich der Kragen platzt.
Du siehst, die Sache ist gar nicht so einfach. Und das ist gut so! Es wäre doch traurig, wenn man Leute aus Fleisch und Blut einfach schubladisieren könnten wie eine Ware.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen