Hallo,

am Samstag fuhr ich mit dem Zug über München, Garmisch-Partenkirchen und Reutte in Tirol zum Bahnhof Ulrichsbrücke, ca. 4km südlich von Füssen in Tirol. Von dort aus ist ein Weg zu den Königsschlössern mit einer hölzernen Dampflok als Wegweiser-Schilder markiert.

Zunächst ging es ca. 1km ungemütlich laut auf asphaltiertem, ungesplittetem Geh-/Radweg parallel zur Schnellstraße S14 (= südliche Verlängerung in Tirol der deutschen Autobahn A7) entlang. Nach der Überquerung des Lechs auf der historischen Brücke (die dem Bahnhofsnamen zu urteilen dann wohl Ulrichsbrücke heißt) und ca. 500m auf einer kaum befahrenen Landstr. pfiff der Wind immer noch stark, so dass mir in kurzer Hose und T-Shirt (ohene JAcke) auf der NOCH ebenen Strecke sogar etwas kühl wurde. Fast windstill ging es vernehmlich querfeldein über Wiesen durch Pinswang bergauf bis zur 2. Kehre der Fürstenstraße oberhalb von Schluxen bei Pinwang. Ab jetzt war mir dank Steigung und Windstille eher warm.

Der erste km bis zur Grenze war als Schotterstr. etwas ungemütlich. Da ich den Wegverlauf nicht kannte, ließ ich eine schöne Alternative über eine aufgelassene Alm-Wiese leider aus und folgte dem asphaltierten Weg (Qualität: Schweizer Brücken-Asphalt, d.h. rau, teilweise zusätzlich Splitt-Steinchen, teilweise aber auch weicher Rand) knapp 2km bis zur NW-Spitze des Alpsees.

Der Abstecher über den landschaftlich sehr schönen "Sommerweg" direkt am Alpsee-Ufer entlang wies dann aber leider unerwartete Rheinsteig-Merkmale auf: Es ging (wenn auch nicht zu extrem steil) laufend rauf und runter, was aus der ungenauen 1:50000 Kompaß-Wanderkarte überhaupt nicht hervorging. Der ursprünglich weiche Waldweg war leider mit vielen Splitt-Schotter-Steinchen bedeckt; immerhin hatte man einigermaßen runde verwendet. Aber dafür gab es auch mehrere sehr schöne Ausblicke.

Nach knapp 2 h Wanderung erreichte ich Hohenschwangau, wo ich vor der Besichtigung von Schloß Neuschwanstein gegen Vorlage der Jahreskarte eine Einlasskarte erhielt. Ich wollte natürlich möglichst kurz warten, und entschied mich daher gegen die Führung auf Deutsch um 14h oder auf Englisch um 13:50h, sondern für den Audio-Guide um 13:35h (alle möglichen Sprachen außer Deutsch und Englisch).

Unerwarteterweise gab es aber kaum Leerlauf in den nächsten 40 Minuten: Vom Parkplatz aus stürmte ich den Sommerweg am Schloß Neuschwanstein vorbei bis zur Marienbrücke und besuchte noch einige Aussichtspunkte. Kurz vor der Führung war gerade noch Zeit für ein kurzes Picknick, bevor ich meinen Rucksack einschließen musste und mich nun sogar nach strenger Ratinger Definition barfuß an erster Stelle in der Warteschlange für 13:35h stand.

Auch bei Audio-Guide Führungen gibt es einen Führer, der sich im wörtlichen Sinne verhält, indem er die Gruppe bis zum nächsten Stopp führt, ohne jedoch etwas zu sagen; die Erläuterungen kommen vom automatisch gesteuerten Tonband des Audio-Guides. Er verzog gar keine Miene, als er uns abholte, und sogar ohne die Ausrede "Schuhe unerreichbar im Schließfach" durfte ich unbehelligt barfuß das Schloß besichtigen.

Nach Zwangs-Runden durch 2 Souvenirlädem am Ausgang holte ich dann den Rucksack ab und begab mich auf den flotten von hier oben gut 2-stündigen Rückweg, um den geplante Zug zu erreichen - und nicht den 2:47h später).

An dem Tag gab es natürlich diverse Kommentare, am fassungslosesten reagierten Amerikaner. Ein Junge kommentierte die Kombination kurze Hose und barfuß mit der Abwandlung des von Kindern manchmal gehörten "Der Mann trägt Füße" in "Der Mann trägt Beine."

Aus Zeit- und Splitt-Gründen - und weil mein Bedarf an Höhenmetern bergab auch so gedeckt wurde - entfiel der landschaftlich schöne Abstecher am Alpsee entlang auf dem Rückweg. Stattdessen ging ich über die aufgelassene Alm: Die "Wiese" entpuppte sich zum Schluß aber eher als Moor, in dem ich bis zu den Waden einsackte. Mit entsprechend schwarzen Füßen erreichte ich pünktlich 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges wieder den Bahnhof Ulrichsbrücke.

Gruß

Leo