Kindheit in den Siebzigern (Hobby? Barfuß! 2)

Sabrina, Wednesday, 07.03.2007, 15:21 (vor 6409 Tagen) @ Kamel Leon

Witzig ist: ich bin in den Siebzigern aufgewachsen und musste oft anhören, wie mein Vater von seiner Kindheit in den Dreißigern schwärmte, und zwar aus genau den gleichen Gründen: weniger Sicherheit, weniger Fürsorge, mehr Freiraum, mehr Dreck, mehr Schmerz.
Was an Dreck und Schmerz so toll ist, habe ich bis heute noch nicht begriffen, aber Freiraum ist natürlich etwas wirklich Schönes.

Früher gab's noch nicht soviel Firlefanz wie heute. Ich bin zwar erst 1979 geboren, bekam aber meine ersten Schuhe erst, als ich schon einigermaßen sicher laufen konnte, wobei die Überlegung meiner Eltern dahinging, daß Scuhe in der Wohnung bzw. im Kinderwagen unnütz sind und sie auch Geld sparen wollte, weil Babyfüße ja so schnell wachsen. Trotzdem durfte ich in diesem zarten Alter nur dann barfuß sein, wenn meine Eltern es für vertretbar hielten, und die meisten Fotos aus meiner Babyzeit zeigen mich in diesen albernen Strampelhöschen. Als ich dann meine erten Schuhe bekam, wehrte ich mich heftig dagegen und riß mir dauernd die Schuhe von den Füßen. Einmal ging sogar ein Paar verloren, weil ich es von meinen Eltern unbemerkt während einer Reise auf einem Rastplatz "entsorgt" hatte. Ich selbst kann mich freilich nicht an die Begebenheit erinnern; meine Eltern haben es mir erzählt.

Ich hatte ein Kindheit, die weitgehend von modischem Schickschnack frei war; als Baby durfte ich wie meine Eltern ud Urgroßeltern in Stoffwindeln, die regelmäßig gewaschen und wiederverwendet wurden, hineinmachen, weil mine Eltern nix von "Pampers" hielten; ich wurde von meiner Mutter gestillt, bis ich Zähne bekam; es gab bei uns kein Babyphon; im Auto befand sich kein Kindersitz (ich wurde anfangs auf mutters schoß und später auf dem Rücksitz chauffiert), ud als Spielzeug hatte ich zwei Puppen, ein paar Stofftiere und ansonsten Holzklötzchen, Legosteine, Murmel, Flummi's, ein Springseil und gut war's. An Fahrradhelme für Kinder hat niemand gedacht, und ich hab's überlebt.

Ja, ohne diesen Schnickschnack war's besser, und wahrscheinlich hatten es die Älteren, die zwischen 1950 und 1970 geboren wurden (den Krieg und die unmittelbare Nachkriegszeit also nicht mehr mitmachen mußten), noch besser. Meine Eltern, die 1954 (Mutter) und 1955 (Vater) geboren wurden, bestätigen mir bis heute immer wieder, daß es früher besser war und sie es leichter gehabt hätten als ich, und ich selbst bin froh, nicht in der heutigen Zeit Kind zu sein.

Liebe Grüße,
Sabrina

die als Kind bis zum Alter von acht Jahren im Sommer oft barfuß war


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