Barfuß Autofahren ;-) (Hobby? Barfuß! 2)

Descalzar, Wednesday, 07.03.2007, 11:53 (vor 6409 Tagen)

Hi,
wenn ich an diese o.g. Diskusiion denke oder auch an die eventuelle Helmpflicht für Radfahrer oder jedes andere Gegängele seitens des Staates, mußich immer wieder an einen Beitrag denekn, den ich mal im Internet fand:

Richtig Schwein gehabt

Von der Phase zwischen selbstvergessenen Spielen wie "Eins, zwei, drei, Eckstein, alles muss versteckt sein” und dem ersten Herumlungern auf einer NSU Quickly oder Zündapp. Vom Aufwachsen in den 50ern, 60ern oder 70ern.

Die Autos hatten keine Sicherheitsgurte, keine Kopfstützen und schon gar keine Airbags. Auf dem Rücksitz war es für uns Kinder lustig und nicht gefährlich. An den Autotüren gab es keine Kindersicherung genauso wenig wie an Steckdosen, Medikamenten und Putzmittelflaschen. Dank hochgiftiger Lackfarben waren Gitterbetten und Spielzeuge wunderschön bunt. Man konnte noch ohne Helm Fahrrad fahren.

Und wir haben überlebt.

Auf den Höfen gab es Wasserhähne. Dort löschten wir oftmals unseren Durst. Oder wir tranken aus dem Gartenschlauch. Sterilität war ein eher anrüchiges Wort. Es fand sich auch immer ein Garten oder Feld, wo es gerade Möhren oder Erdbeeren, Pflaumen oder Rüben zu stiebitzen gab. Ungewaschen schmeckte am Besten. Man klaute mit gutem Gewissen, Ehrensache, dass man sich nicht erwischen ließ.

Und wir haben überlebt.

Zum Mittagessen kamen wir nach Hause, das Wort "Ganztagsschule" hätte damals niemand verstanden. Unsere Eltern ließen uns bis Einbruch der Dunkelheit draußen spielen. Wir mussten lediglich versprechen Abends wieder zurück zu sein, unsere Eltern schenkten uns einfach vertrauen. Es kam vor, dass man die Mutter rufen hörte, aber das durfte auch überhört werden. Wenn die Lampen angingen, musste man zu Hause sein. Basta. Ansonsten war man unerreichbar. Unglaublich, aber wahr: Es gab keine Handys. Unvorstellbar, oder?

Und wir haben überlebt.

Manchmal gab es Unfälle, ja. Und blaue Flecken. Wie alle Kinder holten wir uns Schürfwunden oder brachen uns ab und zu einen Zahn aus. Jeder hatte mal ein Loch im Kopf. Hosen rissen am Hintern auf, und die Raufereien waren nicht ohne. Mitunter fielen scharfe Worte zwischen den Eltern. Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, jemanden zu verklagen.

Und wir haben überlebt.

Wir teilten uns zu viert oder fünft eine Flasche Limo, ja, wir tranken aus derselben Flasche, ohne dass jemand daran gestorben wäre.
Wir hatten keine Playstation, keine Computer, keine i-Pods, keine DVD Player, kein Kabelfernsehen, keine Internet-Chats... sondern Freunde. Wir Jungs spielten Fußball, manchmal wurde einer nicht in die Mannschaft gewählt, er musste dann aber nicht gleich zum Kinderpsychologen.

Und wir haben überlebt.

Wer nicht aufs Gymnasium ging, war den Eltern nicht weniger wert, und wenn es in der Schule mal nicht so gut lief, wurde eben ein Jahr wiederholt. Einige Klassenkameraden waren stinkfaul oder auch wirklich nicht so gut. Dann blieben sie sitzen. Na und? Ein verlegenes Grinsen deutete an, dass es deswegen zu Hause ein Donnerwetter gegeben hatte.
Ein Missgeschick wurde noch nicht zur Katastrophe hysterisiert.
An Gespräche beim Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen dachte kein Mensch.

Und wir haben überlebt.

Wenn man heute zurückblickt fragt man sich:
Wie haben wir das nur überlebt?
Wer in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Kind war, hat nicht nur überlebt: er hatte richtig Schwein gehabt.

...und das bruingt alles auf den Punkt. Entweder hat man Schwein oder man hat es nicht...

Gruß und Fuß,

descalzar


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