Nackt(füßig)e Tatsachen beim Zofinger Fasnachtsumzug (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Tuesday, 27.02.2007, 10:47 (vor 6482 Tagen)

Sonntag, 25.2.2007: Während in Köln, Düsseldorf, Mainz, Luzern usw. die Karnevalsveranstaltungen bereits vorbei waren, fand an diesem Tag in Zofingen noch ein Umzug statt, um 14.14 Uhr sollte er starten. Noch am Vormittag gab es heftige Regenfälle. Fasnacht ist sicher keine umweltfreundliche Veranstaltung, aber wenigstens ich wollte mich dort umweltfreundlich verhalten. Zum einen ging ich barfuß, was, wie Booker richtig geschrieben hat, gut für die Umwelt ist. Auch fuhr ich nicht mit der CO2-Schleuder Auto zum Veranstaltungsort, sondern ich benutzte das Fahrrad. Und ich benutzte keine Kostüme, die man nur einmal trägt und dann entsorgt, sondern ich trug das, was ich auch sonst in der Freizeit trage, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wegen des kalten Windes war eine Windjacke notwendig, aber auf Handschuhe, Mütze und lange Unterhosen konnte ich guten Gewissens verzichten.

Als ich die Altstadt erreichte, warteten schon viele gespannt auf den Start des Umzuges, dieser begann pünktlich. Den meisten Erwachsenen war völlig egal, daß ich keine Schuhe trug. Etliche Kinder dagegen starrten immer abwechselnd auf meine Füße und auf mein Gesicht. Sie schienen es einfach nicht zu begreifen. Kindergartengruppen nahmen auch am Umzug teil, als Drachen verkleidet. Einige der kleinen Drachen wurden ebenfalls durch meine Füße abgelenkt. Manche zeigten auch mit dem Finger auf mich.

Ich traf auch einen Arbeitskollegen. Er ist Amerikaner und arbeitet normalerweise in unser Firmenniederlassung in den USA. Seit einigen Wochen aber ist er für ein Jahr in der Zofinger Niederlassung beschäftigt. Er (und noch mehr seine Frau und seine Kinder) war völlig erstaunt, mich barfuß zu sehen (bisher kannte er mich nur in Dienstkleidung). Er meinte, daß es so etwas in den USA nicht gebe. Als ich ihn fragte, ob es verboten wäre, meinte er, daß das Barfußverbot in vielen Läden gelte, auf der Straße dagegen nicht ausdrücklich. Trotz seiner Nationalität fand er es nicht schlecht, daß ich barfuß war. Ironie des Schicksals: Dieser amerikanische Arbeitskollege ist mit seiner Familie hier, während ein Zofinger Arbeitskollege für dieselbe Zeit in unser US-Niederlassung arbeitet (auch er ist mit Familie dort). Beide Familien bewohnen während der Zeit die Wohnung der anderen. Und der Zofinger Arbeitskollege (ein Deutscher, kein Schweizer) hat mich schon häufiger beim Barfußlaufen "erwischt", er findet es gar nicht gut (z.B. bezweifelt er, daß barfuß gesund sei).

Anders als eine Woche vorher in Olten wurden leider auch Getränke in Glasflaschen verkauft. Etliche leere Flaschen wurden einfach stehen gelassen. Viele Scherben gab es allerdings nicht. Ich fand gerade eine zerbrochene Bierflasche in der Marktgasse und 5 kaputte Flaschen vor dem Gebäude der Regionalpolizei (früher Stadtpolizei). Ich holte mir auch keinerlei Verletzungen beim Barfußlaufen, weder am Glas, noch durch fettes Schuhwerk der anderen oder durch Fahrzeuge. Konfetti auf dem Kopfsteinpflaster ist wirklich angenehm, wenn man barfuß drüber läuft.

Je später es wurde, desto mehr nicht mehr ganz nüchterne Leute fand man in der Stadt. Ein betrunkener fragte mich: "Hast du die Miete nicht bezahlen könne?" Aber auch die Frage "Ist das nicht zu kalt?" wurde häufiger gestellt. Die meisten sahen es aber positiv, daß ich barfuß war. Ist die Fasnacht nicht eigentlich ein Ritual, um den Winter zu vertreiben? Wieso die Kostümierungen, wenn man mit nackt(füßig)en Tatsachen das ganze geradlinig erreichen kann? Leider folgte keiner meinem Beispiel hier in Zofingen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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