Was nützen Barfußpfade? (Hobby? Barfuß! 2)
Kritische Fragen dürfen nicht nur, sie müssen gestellt werden. Auch Sinn und Nutzen der Barfußpfade darf hinterfragt werden. Doch meine Erfahrung zeigt, dass diese Freizeitangebote eine stark verbindende Wirkung haben. Sie können nämlich die begeisterten Barfußläufer mit der "positiven Fraktion der Skeptiker" verbinden. Das ist bei uns der überwiegende Teil der Bevölkerung, die Leute, die sagen: "barfuß kann ganz nett sein, aber doch nicht immer und überall, nicht um jeden Preis......" Fanatische Barfußgegner, die es auch gibt, lasse ich außer ach -- da gibt es keine gemeinsame Wellenlänge und es hat keinen Sinn, sich mit deren Position zu beschäftigen.
Andererseits zweifeln manche Barfußläufer am Sinn der Barfußpfade. Sie argumentieren, dass man doch überall barfuß laufen kann und so etwas Künstliches nicht braucht, dass es blödsinnig ist, für so etwas Eintritt zu zahlen, dass einem der Chef sagen könnte: "wir sind hier nicht im Barfußpfad!"
Fangen wir mit dem Chef an: wenn der nicht will, dass wir im Job barfuß laufen, dann unterbindet er das ganz einfach!!! Ob mit oder ohne Barfußpfad. Der kann nämlich ganz einfach die Kleiderordnung vorschreiben, auch wenn er gar nicht weiß, dass es Barfußpfade gibt.
Eintritt kosten nach meiner Information weniger als ein Fünftel der Barfußpfade. Und wenn das Geld verwendet wird, um die Anlagen vernünftig instand zu halten, ist das vielleicht gar nicht so schlecht.
Barfuß laufen kann man natürlich überall, vor allem auf eintönigen Teer-, Pflaster- und Schotterwegen. Wenn aber unterschiedliche Bodenarten, Balancier- und Kletterstationen, Wassertretstrecken, Spiel- und Badebereiche und anderes mehr geboten werden, wird damit ein besonderer Erlebniswert geschaffen. Manchmal beeindruckt mich einfach die kreative Gestaltung der Barfußpfade. Besonders gefällt mir, wenn auch die anderen Menschen um mich herum barfuß sind. Ich bin zwar selbstbewusst genug, um auch alleine barfuß zu laufen, aber mit anderen macht es viel mehr Spaß!
Viele Leute ziehen im Kopf gerne feste Grenzen. Die waschen nach dem letzten Schritt auf dem Barfußweg sofort die Füße und ziehen die Schuhe wieder an. Aber andere sieht man etwa nach dem Rundgang auf dem Barfußweg von Mittenwald barfuß im Berggasthaus St. Anton sitzen. Ich habe auch Kinder gesehen, die abseits vom Barfußweg ohne Schuhe einen steilen, fast unwegsamen Bergpfad emporgestürmt sind, während ihre Eltern am Aussichtspunkt auf der Bank saßen.
In Penzberg gehen Kinder im Sommer einfach ohne Schuhe von zu Hause weg und vergnügen sich auf dem Barfußpfad. Bevorzugt springen sie mit vollem Schwung in die Schlammkuhle. Über die Begeisterung der Mütter, wenn sie wieder nach Hause kommen, liegen mir keine Erfahrungswerte vor....
Die Kinder, die auch alle bei Ausflügen von Schule und Kindergarten auf den Barfußpfad kommen, wachsen jedenfalls in dem Bewusstsein auf, dass Barfußgehen ganz normal zum Leben dazugehört. Letztes Jahr gab es ein großes Jubiläumsfest des Gymnasiums, das vor allem von einer großen Tanzgruppe gestaltet wurde. Und fast alle waren dabei barfuß. Und die Selbstverständlichkeit und Eleganz, mit der sich die Kinder ohne Schuhe bewegt haben, war einfach mitreißend. In der Pause der Aufführung waren auch alle barfuß draußen auf dem Hof. Ich glaube, es war nicht verkehrt, dass bei uns jedes Kind schon mal über den Barfußpfad gegangen ist!!!
Bei Gelegenheit will ich dazu noch die eine oder andere nette Geschichte auffrischen.
Macht’s gut und unbeschuht, Lorenz