Ignorierte bis verdrehte Kausalbeziehungen (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Lothar,
gehe ich völlig konform. Das ist zunächst einmal die wirtschaftliche Dimension der Sache. Kommt auch noch so eine "Kompetenz-Verabreichungs-" Psychodimension hinzu: Wenn schwächliche Kinderfüße mit der Zivilisations-Errungenschaft "Schuhe" nicht fertig werden, müssen sie eben fortwährend beobachtet und nach den etablierten Regeln der Schulmedizin "reparichtet" werden.
Erst seit nicht allzu langer Zeit weiß man, daß die etablierte Maßnahme der Schulmedizin "Einlagen" statistisch ähnlich wirksam ist wie einst die etablierte Maßnahme der "ärztlichen Kunst", das sog. Gummiwasser, gegen Tuberkulose. Vorher gab es gar keine Möglichkeit, das zu eruieren, weil jeder Vergleichstest fehlte. Ähnlich, wie man einst niemals riskierte, bei Tbc das Gummiwasser wegzulassen, riskierte man auch niemals, im Fall des Falles Einlagen wegzulassen, sodaß man gar nicht weiß, wie sich die betreffenden Kinderfüße ohne diesen krönenden Dreck, der Schuh-Gefängnisse noch enger werden läßt, entwickelt hätten (geschweige denn im Vergleichstest Einlagen gegen BF)*. Man muß heute nicht groß im Web 'rumstochern, um die inzwischen gesicherte Erkenntnis zu lesen, daß Einlagen viel zu oft verschrieben wurden (& möglicherweise vereinzelt immer noch werden).
Ich möchte außerdem nicht wissen, wie oft folgende Katastrophe passiert ist:
Bekanntermaßen bin ich Nichtwinterbarfüßer. Dabei hatte ich natürlich auch schon jede Menge Winterstiefel (früher oft von meiner Mam' mit der akribischen Prüfung gekauft, daß sie ja nicht zu groß waren), die betonte Senk-Spreizfußpositioniergeräte waren und mir zum Dank dafür auch noch die Nägel eindrückten. In ihnen konnte ich unmöglich den ganzen Tag stehen (ähnlich wie ich nicht den ganzen Tag meine Hand mit flach ausgestreckten Fingern auf eine Tischplatte legen kann), bekam Schmerzen im Mittel- & vor allem im Vorderfuß, die ich mit der naturgegebenen Antispreizfußgymnastik (wie das Faustmachen mit der Hand) in Sekundenschnelle wegbekam. Lag keine weiße Scheiße draußen oder waren Eltern & Sohn indoor, schlüpfte ich auch schon mal diskret mit den Fersen aus ihnen, trat sie hinten 'runter und benutzte sie als "Clogs", um mich dieser Verformungsschmerzen (in Richtung Senk-Spreiz) entledigen zu können. Von einem Grundschulkumpan meiner Schwester wußte ich, daß er über Fußschmerzen klagend (die bei BF oder nur in Socks verschwanden) zum Arzt geschleppt wurde & Einlagen verpaßt bekam. Daheim gab´s dann zu allen Jahreszeiten ein riesiges Gerangel, wenn die teuer angeschaffte 'Therapiemaßnahme' nicht benutzt wurde und nur "strumpfsockig" herumgelaufen wurde, gerade daß man ihm die Einlagen-Schuhe nicht auch noch mit Ketten & Vorhängeschloß an den Beinen für die nächtliche Bettruhe montierte [hätte sie sich ja versehentlich im Schlaf ausziehen können]. Für Argumente "jetzt hab ich die Dinger schon so lange an & immer noch Schmerzen" war man taub...
Es sollten durch Schuhe erzeugte Senk- & Spreizfuß-Umformungsschmerzen auf merkwürdige Weise therapiert werden, nicht Fuß- oder Barfußschmerzen. Soviel zu verdrehten Kausalbeziehungen.
Freundliche BF-Grüße, Jay
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*) Meiner schweren Vermutung nach sind bei gleicher und gleichschwerer Senk-, Spreizfußsymptomatik vergleichende Untersuchungen [Einlagen mit/ohne] niemals angestellt worden, sehr im Unterschied zur Arzneimittelzulassung, wo die Wirksamkeit einer neuen Substanz mittels Randomisierung mit Placebopräparaten einwandfrei nachgewiesen werden muß. Für die These "gesunde Kinderfußentwicklung im Vergleich mit/ohne [Einlagen-] Schuhe standen in Indien & Afrika rd. 1 Milliarde Probanden zur Verfügung, das erdrückende Ergebnis ist bekannt.