Barfüßiger Kampf gegen Pauschalurteile (Hobby? Barfuß! 2)

Simone, Monday, 05.02.2007, 00:03 (vor 6439 Tagen) @ Lorenz

Hallo lieber Lorenz,

ich habe mich sehr über deinen wunderbaren Beitrag gefreut. Vielen Dank für deine tollen Gedanken, die mir sehr gut gefallen. Letztendlich sind ja wir barfußbegeisterten Menschen auch Schuhträger, genauso wie überzeugte Dauerschuhträger ja auch mal barfuß sind (und wenn auch nur zuhause im Schlafzimmer). Traurig und einseitig ist es, wenn diese "andere Seite" völlig verdrängt und dämonisiert wird. Manche sehr Schuh-geprägte Menschen haben ja eine regelrechte Barfußphobie und reagieren nach dem Motto: "Iiih, Käsefüße!" Dabei sind Füße doch eine wunderschöne Schöpfung der Natur, mit der kein Schuh mithalten kann, und sei er noch so edel, teuer und handgenäht. Angst vor dem barfuß gehen, Angst davor, seine Füße vor anderen zu entblößen - ja, das ist "zivilisationsbedingt" noch immer weit verbreitet.

Das ebenso einseitige Gegenextrem ist dann die Dämonisierung der Schuhträger durch die Barfußfraktion. Ich persönlich möchte aber in Harmonie mit meinen Mitmenschen leben, von denen nun einmal viele Schuhträger sind. Meine Barfußbegeisterung braucht keine Feindbilder und nur durch ein Miteinander können wir alle voneinander lernen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist meine Barfußleidenschaft natürlich schon vielen aufgefallen und so entstehen immer wieder interessante Gespräche. Manche können meinem barfüßigen Lebensstil nur wenig abgewinnen, sind aber trotzdem nette Menschen. Andere sind neugierig und sagen: "Ja, eigentlich liebe ich es auch, barfuß zu laufen, aber..." Dann kommen Einwände wegen des Straßendrecks, der Scherben und was sollen bloß die Nachbarn denken?

Gerne mache ich anderen Mut, einfach mal den Schuhen eine Pause und den nackten Füßen einen Spaziergang durchs Gras zu gönnen. Allerdings missioniere ich nie, denn es gibt auch viele andere Themen, die mich bewegen. Und solche Gespräche sind immer ein Geben und Nehmen. Von lieben Menschen, die die Schuhsortimente besser kennen als ich, nehme ich auch gerne Ratschläge und Tipps für gesundes Schuhwerk an, denn ich trage auch Schuhe (im Winter draußen sogar permanent).

Auf jeden Fall habe ich in meinem Freundeskreis schon mein Image als typische Barfußfrau weg. Als es im letzten Frühling nach dem besonders langen, harten Winter endlich wärmer wurde, hat eine Freundin bei unserer Verabredung am Handy zu mir gesagt: "Na, dann kannst du ja bald endlich wieder vieles barfuß unternehmen". Ich empfand es als Kompliment, dass sie sich so sehr in mich hinein versetzt hat, obwohl sie auch im Sommer draußen fast immer Schuhe trägt. So unterschiedlich sind die Geschmäcker: Sie liebt Schuhe kaufen, ich liebe barfuß gehen. Schuhe trage ich dann, wenn es sinnvoll und notwendig ist. Jeder Mensch sollte ein unverkrampftes Verhältnis zu sich und seinen Füßen haben, ein unverkrampftes Verhältnis zu Barfüßigkeit in der Natur und auch unter Menschen in der Öffentlichkeit, aber auch ein unverkramfptes Verhältnis zu Schuhen und den Menschen, die sie tragen.

Barfüßigkeit ist wunderbar, aber keine Ersatzreligion oder Ideologie. Es ist einfach der Naturzustand, barfuß zu sein. Schuhe sind nur Zubehör.

Simone


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