Eine Geschichte zum Nachdenken (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Tuesday, 23.01.2007, 04:20 (vor 6517 Tagen) @ Lasse

Lieber Lorenz,
ganz bestimmt ist ein wahrer Kern in Deiner Geschichte. Trotzdem provoziert mich die Wortwahl etwas:
"Da sah ich die Seele des Kindes sterben, diesen kleinen Moment, in dem die Züge entgleisen, bevor der Schmerz über den Stich ins Herz aus dem kleinen Menschlein herausschreit. Dieser schneidende Schmerz! [...] Ich war ganz überwältigt vor Zorn und Scham über die Schändung einer Seele."
Die Eltern, die in Deiner und in der Original-Geschichte beschrieben werden, sind nicht konsequent - das ist ärgerlich und nicht nur für das Kind, sondern auch für den Betrachter schmerzhaft. Aber so lange die Welt besteht, werden Eltern törichte Entscheidungen treffen - und in einer zivilisierten Gesellschaft allemal. Man muss das, wenn es passiert, nicht gut finden. Ich finde auch Deinen Zorn absolut nachvollziehbar. Aber von der "Schändung einer Seele" zu sprechen, geht mir zu weit; das würde ich mich für schwerer Fälle aufbewahren.

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Hi Lasse,
ich würde im Falle meiner Frühkindheit, in der dergleichen auch zu Genüge vorkom, zwar ebenfalls nicht von einer "Schändung der Seele" sprechen, aber ich habe das jedenfalls als sehr schweren Eingriff empfunden. Jetzt, da ich gerade deine Zeilen las, steigt in mir gerade besonders intensiv folgende Tatsache "hoch": Ich fühle mich beim BF-Gehen in der Öffentlichkeit stark und vor allem MÄCHTIG (obwohl das ja nun wirklich hinten & vorn nicht berechtigt ist), vor allem in Kombination mit der bei mir ins Wahnwitzige übersteigerten Psychodimension "Bedeutung des Automobils". Zu einem beträchtlichen Teil oder sogar 100%ig kommt mein extrem aggressiver Fahrstil genau von diesen Kindheitserlebnissen (er ist heute aufgrund einiger Beinahe-Schwerstunfälle, die ich niemals überlebt hätte und seit ich nicht mehr bei den Eltern wohne, wesentlich mehr calm geworden) her.
Groteske Szenen spielten sich immer dann ab, wenn je nach Termin und Anlaß meine Mam als Beifahrerin derartigen Psychoterror machte, daß ich in Sachen Shoes & Socks nachgab. Dafür hab' ich sie dann mit den scheußlichsten Fahrten, die mir vom fahrerischen Können her möglich waren, regelrecht "bestraft" und auch erzogen. Kommentar von ihr, nach beschuhten Fahrten (starr vor Phobos & Deimos & trotdem lautstark): "Zu dir steig' ich nie wieder ins Auto!" (der damalige Staatssekretär Gauweiler, der 1987 das Unwort "Raser" prägte, hätte mich dafür mit den [nackten] Füßen nach oben öffentlich am Münchner Marienplatz aufgehängt). Später hat sie dann den Kontrast bekommen, wenn sie BF chauffieren durfte.
Letzter, aber wesentlichster Satz: Nicht nur, daß man BF am besten 4radfahren kann wg. exakterer und präziserer Betätigung der Pedalerie, es macht wohl auch jeden ruhiger, gelassener und in Bezug auf Fehler anderer Verkehrsteilnehmer toleranter.
Danke für diese Inspiration, die mich über die Frage "Einschnitte in Kinderseelen" und die Folgen nachdenken ließ.
In der Hoffnung, daß dir in dieser von Lorenz beschriebenen Angelegenheit vieles erspart geblieben ist & mit freundlichen BF-Grüßen, Jay


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