Ring des lieben Jungen (frei nach Wagner) (Hobby? Barfuß! 2)

Alan Turing, Monday, 15.01.2007, 12:10 (vor 6460 Tagen) @ Jay

* Er zeigt der Öffentlichkeit, daß man fußmäßig besonders 'drauf ist oder eine besondere Beziehung zu seinen F hat. Bei opulenter oder übertriebener Anwendung wird beim "Publikum" die Distanz zu psychotendenzieller Fetischismusvermutung und entsprechenden Verdachtsmomenten deutlich reduziert.

So ist es

Schmuck und Schminke sind ja immer Betonungen von Partien, denen man besondere Aufmerksamkeit widmet und denen man auch eine besondere Aufmerksamkeit Dritter zuführen möchte.

Im ersten Fall "findet man sich toll", im zweiten Fall will man "toll gefunden werden."

Im Prinzip ist dagegen ja überhaupt nichts einzuwenden, und sowas ist ja auch gang und gäbe.

Bei den Füßen ist aber (wie ja z.B. auch beim sog. Intimschmuck beim FKK) der Grat, auf dem man wandelt, ein schmaler.
Auch wenn es hier Hurra-Patrioten gibt, die das Barfußlaufen zur Normalität hochjubeln wollen: Es ist nach wie vor für 99,9% der Menschen ungewöhnlich und schrill. Eine besondere Betonung der Füße (wie ja auch im anderen Fall der Genitalien) stößt die Leute mit der Nase darauf, daß man selbst diese "Zonen" für besonders bemerkenswert hält - und das kann (muß aber nicht) das Bestreben konterkarieren, nackte Füße der Betrachtung als "Sensation" zu entreißen.
Zehenringe oder ein Glockenspiel am Schniedel sind sogenannte "Hingucker". Und wie diese Bezeichnung schon ausdrückt, sagen beide laut und deutlich: "He, guckt mal!" Und dann gucken sie halt, die anderen Leute.
Will ich das?

Mit nichts kann man meines Erachtens der Öffentlichkeit besser zeigen, daß man eben BF-Typ ist als mit gepflegten, natürlichen Füßen...

Darauf läuft es hinaus.
Vorgestern kam mir nach dem Einkauf im Supermarkt ein älterer Herr zum Auto hinterher und sprach mich interessiert auf meine Barfüßigkeit an.
Nach den üblichen Präliminarien ("Ist Ihnen nicht kalt?") sprachen wir ausführlich über meine Intentionen und verschiedene Aspekte. Es stellte sich heraus, daß wir im gleichen Ort wohnen, und daß er meine Frau als Intensivst-Barfüßerin bereits kannte.

Und schließlich (darum erzähle ich dies) meinte er, daß ich doch "trotz Barfußlaufens" bemerkenswert schöne Füße habe. (Meine Tochter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.)
Er meinte damit, daß er eigentlich vermutet hätte, daß ungeschützte Füße durchs Laufen Schaden nähmen und unansehnlich würden.

Für mich war es ein starker Hinweis, wie sehr nicht nur unsere Barfüßigkeit, sondern auch das Erscheinungsbild der Füße wahrgenommen und in einen Kontext zu unserer Person gebracht wird.

Optische Hervorhebungsmaßnahmen fände ich sogar absolut störend, auf gut aussehende Füße beeinträchtigend wirkend.

Ich auch.
Und ich habe obige Geschichte erzählt, weil ich sehr sicher bin, daß dieses Gespräch einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn meine Füße nicht "natürlich" gewirkt hätten.
Ich habe es ja anderenorts schon erwähnt:
Ich laufe NICHT für andere barfuß, sondern ausschließlich für mich - und das hat den angenehmen Nebeneffekt, daß sich diese Selbstverständlichkeit auf eben die anderen überträgt.
Mit einer Hervorhebung durch Schmuck entreiße ich mein Barfußlaufen genau dieser Selbstverständlichkeit.

Wenn andere dies tun, ist das keinesfalls zu kritisieren. Es sind ihre Füße, es ist ihr Umgang damit.
Aber meine Welt kann dies nicht sein.

Mit freundlichen Füßen (Georg, Bix und Markus II mögen mich dafür getrost steinigen)

Alan


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